Donnerstag, 24. Dezember 2009

Weihnachten

Weihnachten. Bin bei meinen Eltern. Meine Schwester mit Kind und Kegel sind auch dabei. Es ist komisch, hier zu sein. Bzw. komisch, dass schon Weihnachten ist. Vor einer Woche holte ich mir noch einen Sonnenbrand, der Sommer ist doch noch gar nicht vorbei, hatte keinen Herbst, der mich auf den Winter vorbereitet und jetzt schon Weihnachten? Das ist alles ein wenig zu schnell für mich. Aber zum Glück habe ich mich schon in Afrika um Geschenke gekümmert.
Ansonsten war es schön, viele Freunde beim Weihnachtsgottesdienst wiederzusehen. Ist wirklich ein Jahr vergangen? Spätestens, wenn ich die Kinder von meinen Freunden rumlaufe sehe und auch meinen Neffen beobachte merke ich, dass bei vielem nicht dabei war. Es ist wirklich ein Jahr vergangen. Die Kinder bestätigen es mir. 2 Wochen Berlin und dann geht es wieder auf das Schiff und wieder werde ich das nächste Jahr bei vielem nicht dabei sein. Miterleben, wie mein Neffe nun immer mehr sprachlich auf dem Kasten hat, wie er mehr und mehr Baufahrzeuge beim Namen kennt und immer schneller beim puzzeln wird. Aber ich weiß ja, warum ich wieder gehe. Ich brauche mir nur das Foto vom Screening in Benin anzuschauen und mir laufen wieder die Tränen. Die vielen Menschen, die sich stundenlang angestellt haben, um einen Op-Termin bei uns zu bekommen und damit ein neuer Lebensanfang beginnen kann. Es geht also nicht um mich. Es geht um Jesus, der heute auch noch zufällig Geburtstag hat :) In diesem Sinne: Frohe Weihnachten.

Sonntag, 20. Dezember 2009

Teneriffa

Samstag. um 0:10 Uhr konnten wir schon die Lichter der Insel sehen. So nah und doch noch so weit weg. Das Pilot-Boot würde nicht vor 7:30 Uhr uns abholen kommen, also konnten wir noch eine letzte Nacht auf dem offenen Meer, aber mit kaum Wellengang genießen.
Morgens sind wir dann gleich früh aufgestanden und ich konnte mich gar nicht entscheiden, wohin ich schauen sollte. Auf der einen Seite der wunderschöne Sonnenaufgang, auf der anderen Seite die wunderschöne Insel, die gerade aufzuwachen schein. Die Berge, das Meer. Ich bin zuhause. Naja gut. Berge und Meer ist nicht gerade das, was wir in Berlin (wo ich aufgewachsen bin) so überall haben, aber zumindest sind wir in Europa und auch wenn ich kein Spanisch spreche fühlt es sich wie Heimat an.
Gleich nachdem wir nun angedockt haben, gab es noch kurz ein Informations-Treffen über das Verhalten auf der Insel ;) und dann ging es auch schon los. Meine Freunde und ich warteten geduldig, dass sie ihre Pässe bekommen und wir die Insel unsicher machen können.
Und so war es dann auch. Es ging zum Schaufenster-Shopping und später noch zu einem Restaurant, der alles in meterlänge anbietet. Pizza, Wurst, Bier alles einen Meter lang. Abends fand in Santa Cruz noch eine Veranstaltung statt, zu der nur zufällig fanden. Es war mehr eine große Silvester-Party, die von einem Fernsehsender veranstaltet worden ist. Kurz vor 12 Uhr nachts wurde dann runtergezählt und es wurden Luftschlangen und andere Silvester Accessoires durch die Gegend geworfen. Konnte ich also doch mit meinem Mercy Ships Freunden Silvester feiern ;)

Freitag, 18. Dezember 2009

Nacht 10, Tag 11

Freitag. Letzte Nacht war schon viel besser, obwohl wir immer noch so schaukeln. Bin so froh, dass ich arbeitstechnisch viel schon letzte Woche erledigen konnte. In den letzten 2 Tagen war ich zu fast nichts fähig. Immerhin habe ich aber angefangen zu packen und Sachen auszusortieren, die man sich so in 10 Monaten ansammelt.
Aufjedenfall haben meine Freundin und ich unsere Matratzen in den hinteren Raum gequetscht und haben dann längs zum Schiff geschlafen. Ganz ungewohnt soviel Platz zu haben. Freu mich schon auf heute Nacht :)
WIR SIND FAST DA!!! So gegen Mitternacht werden wir schon die Lichter von Teneriffa sehen. Aber morgen früh erst wird das Pilot-Schiff zu uns rausfahren, um uns dann zu unserer Anlegestelle zu lotsen und dann.... dann... ich bin ganz aufgeregt, dass ich gar nicht gescheit tippen kann... :) sind wir in Teneriffa. Festland. Cafes. Einkaufsläden. Strände. Keine Ausgangssperre mehr.

Donnerstag, 17. Dezember 2009

Nacht 9, Tag 10

Donnerstag. Oh man. Letzte Nacht war unruhig. Unruhig ist ein wenig untertrieben. 17 Grad neigt sich das Schiff von einer Seite zu anderen. Hört sich vielleicht gar nicht so viel an, aber glaubt mir, dass reicht um Sachen aus den Regalen zu schmeißen. Letzte Nacht habe ich fast gar nicht geschlafen. Ich bin von einer Seite zu anderen in meinem Bett gerollt und hatte Angst irgendwann endgültig rauszufallen, die Betten sind nämlich relativ schmal hier (zumindest in der 4-Kabine). Ich war heute zu nichts zu gebrauchen. Hab mich dann einfach in unser "Wohnzimmer" gelegt, wo es dann eher Kopf-Füßlings schaukelt.
Ansonsten haben die Kinder/Jugendlichen vom Schiff eben ein Theaterstück aufgeführt. Ich war ganz aus dem Häuschen. Die haben das echt klasse gemacht. So viel Talent auf einem Haufen sieht man nicht oft.

Mittwoch, 16. Dezember 2009

Nacht 8, Tag 9

Mittwoch. Immer häufiger kommen die Durchsagen "Delphine Steuerbord" oder "Wale Backbord". Aber ich muss sagen, bis jetzt habe ich noch keine nah genug gesehen und deswegen renne ich nicht bei jeder Durchsage nach draußen. Obwohl ich schon einige Fotos gesehen habe aufdenen die Delphine relativ nah am Schiff waren. Ansonsten sind wir jetzt schon bei Mauretanien. Der Seegang wird stärker und das Laufen auf dem Schiff ...hmmm... wird immer lustiger. Das Treppensteigen wird von einer Sekunde zu anderen leichter, um dann wieder schwerer zu werden, je nach dem wie das Schiff gerade in der Welle liegt. Habe die Befürchtung, dass es noch schlimmer wird. Ob dann die Tabletten ausreichen?

Dienstag, 15. Dezember 2009

Nacht 7, Tag 8

Dienstag. Ich habe es wieder versucht. Ich habe draußen geschlafen, um die letzten Sternschnuppen, die noch vom Himmel fallen zu beobachten. Diesmal habe ich es doch tatsächlich bis 3.30 Uhr geschafft und bin dann in meine Kabine umgezogen. Den Tag über habe ich ansonsten wieder weiter gerarbeitet. Abends hatten wir dann wieder einen "Drill". Diesmal aber keinen, an denen wir unsere Rettungswesten anziehen müssen, sondern "Mann über Bord". Wie übt man sowas, fragt ihr euch sicherlich. Nein, keiner von uns musste hinhalten, ins Wasser zu springen, um nach Stunden dann erst gefunden zu werden. Diese Übung sieht ungefähr so aus, dass eine weiße Kiste ins Wasser geworfen wird und nach einer Stunde kommt dann der Alarm mit der Durchsage. Das ganze Schiff dreht um und jeder muss Ausschau danach halten. (ahh... ich will nach TENERIFFA, NICHT umdrehen!) Aber Vorschriften sind Vorschriften und ausserdem ist es doch auch gut, soetwas zu üben. Muss aber sagen, dass ich jetzt gar nicht weiß, was nun draus geworden ist. Wir sind aufjedenfall wieder in Richtung Teneriffa. YEAH! Nur noch 3 Tage!!!

Montag, 14. Dezember 2009

Nacht 6, Tag 7

Montag. Fast eine Woche schon nur vom Wasser umgeben. Die Zeit ist jetzt echt dahin gerast, ich wollte doch sooooo viel machen. Letzte Nacht war Kometen Hagel oder wie auch immer man das nennt. Jeder hat sich etwas zum Liegen geschnappt und so lagen wir (mindestens 40) auf dem Deck 8 und schauten in den Himmel. Viele von ihnen haben dann auch draußen geschlafen, aber ich habe mal wieder meine Kabine vorgezogen, verpass ja eh die Sternschnuppen, wenn ich schlafe. Morgens bin ich dann früh aufgestanden und hab mich mal wieder fleißig an die Arbeit gemacht, Instandhaltungslisten für unseren neuen Geräte fertig zustellen.
Mittags dann wieder eine Feuerübung. Es ist schön zu wissen, dass ich mit meinen 2 guten Freundinnen in einem Rettungsboot sitzen würde :)





Eine traurige Mitteilung habe ich aber noch zu machen. Mein Namensschild ist nach 144 Stunden ins tiefe Meer gesunken. Sie muss jetzt irgendwo bei Sierra Leone liegen. Es wundert mich nur, dass sie jetzt plötzlich weg ist, obwohl sie Regen usw. ohne Probleme durchgemacht hat. Entweder sie hatte es satt, weil ich sie nicht gerettet habe oder jemand hat sie versucht zu bergen und hat sie dabei verloren. Aber nichts von alledem bringt sie mir wieder. Mein Namensschild.

Sonntag, 13. Dezember 2009

Nacht 5, Tag 6

Sonntag. Ausschlafen war angesagt. Gestern Abend haben wir nämlich nach dem Winter-Wonderland noch ein Film in einer der leergeräumten Stationen geschaut. Na gut, ausschlafen war das nicht wirklich. Um 11 Uhr trafen wir uns alle die in meiner Gateway im Januar in Texas waren zum Brunch. Zum Schluß haben wir noch das Spiel mit den ausgefallenen Geschenken gespielt, dass jeder durch Nummernvergabe, hin-und-her-tauschen-und-letztendlich-behalten-können, bekommt. Zuerst hatte ich schönes Briefpapier, dass mir dann aber jemand anderes "gestohlen" hat und ich dann mit Plastikschmuck nachhause gegangen bin. Mal sehen, wem ich das jetzt zu Weihnachten verschenken kann :)


Aber das war nicht der einzige Event zu dem ich eingeladen war. Um 13 Uhr ging es gleich weiter. Eine Freundin von mir ist Schwanger und es wurde eine geheime "Baby-Shower" (Party für die werdende Mutter auf der sie Geschenke für das Kind bekommt) geplant. Und damit es nicht langweilig ist, sollte jede als werdende Mutter erscheinen. Aber nein, natürlich nicht als "wirklich" werdende Mutter. Ein Luftballon, Kissen oder Handtuch durften zur Hilfe genommen werden.



Samstag, 12. Dezember 2009

Nacht 4, Tag 5

Samstag. Ausgeschlafen, draußen gefrühstückt, Kabine geputzt und dann wieder nach draußen gelegt und ein Nickerchen gemacht. Ja, so lässt es sich leben. Naja, bis dann die dunklen Wolken kamen und es wie aus Kübeln regnete. Aber mein Namensschild hält sich seit 106 Stunden wacker. Zum Abend wurde dann die Midships-Loung und Townsquare (in der Mitte vom Schiff, mit Starbucks Cafe, Sofas und Internet-Cafe) in ein Winter-Wonderland verwandelt. Das Licht wurde gedämmt und überall waren verschiedene weihnachtliche Stände. Wenn wir schon nicht auf einen Weihnachtsmarkt gehen können holen wir ihn halt auf den Schiff. Es gab selbstgemachten Schmuck, Handarbeit aus Afrika, Popcorn in allen möglichen Varianten und Kinder, die alle 20 min. ein Tanz aufgeführt haben. Echt süß die Kleinen.

Erinnerungsfotos dürfen natürlich auch nicht fehlen und so gab es einen Stand, an dem eine Fotografin vom Schiff Fotos von uns gemacht hat.



Ach und nochwas: am Dienstag noch haben wir die Zeitzone überquerrt und sind jetzt mit den Engländern in einer Zeitzone. Da dies aber nicht so einfach für uns alle wäre, entschied der Kapitän die Uhren erst heute zu verstellen. Eine Stunde mehr Schlaf! YEAH!!!

Freitag, 11. Dezember 2009

Nacht 3, Tag 4

Freitag. Wir sind jetzt ungefähr an der Elfenbeinküste. Alle unsere Motoren laufen inzwischen einwandfrei. Ich kann es gar nicht so richtig beschreiben, aber langsam wird die Vorstellung noch eine Woche vom Wasser umgeben zu sein komisch. Habe ich mich doch das ganze Jahr darauf gefreut, fange ich jetzt an, die anderen zu verstehen, dass 10 Tage auf dem Schiff echt langatmig werden kann. Aber wie gesagt, es ist komisch. Den 95% vom Tag freue ich mich. Ich gehe zum Essen immer nach draußen, lasse die Meeresbrise um meine Nase wehen und genieße den Sonnenuntergang am Abend. Und obwohl wir kein Unterhaltungsschiff wie die AIDA sind, gibt es bei uns auch Veranstaltungen, die uns auf Weihnachten einstimmen. Morgen wird das Schiff in ein Winter-Wonder-Land verwandelt.

Seekrank-technisch geht es mir ganz gut. Bin nur schlapp, von den Tabletten, aber das passt schon.

Ist der Benin-Einsatz wirklich schon vorüber? Ich kann es gar nicht glauben und doch spüre ich es in meinen Knochen. Seekrankheit-Tabletten hin oder her. Ich bin einfach müde.

Donnerstag, 10. Dezember 2009

Nacht 2, Tag 3

Donnerstag. Die Nacht in meiner Kabine verbracht. Wir hatten uns schon Matratzen organisiert, um einen zweiten Versuch zu starten, draußen zu schlafen, aber es regnete.
Jetzt fragt ihr euch sicherlich: Was ist mit deinem Namensschild? :D
Es ist noch da! Trotzt Wind und Wetter seit 58 Stunden. Heute Abend gibt es aber Regenwarnungen mit mehr von diesen "Tornadöchen" (nenn die mal so, weil es ja keine großen gefährlichen Tornados sind)
Das Wetter war den ganzen Tag über ansonsten schön sonnig (meine Freundin kam gerade in die Kabine mit einem dicken Sonnenbrand). Habe jede freie Minute genutzt nach draußen zu gehen.
Ansonsten geht es mir ganz gut. Die Tabletten gegen Seekrankheit wirken ganz gut. Aber der Speisesaal ist dennoch der einzige Platz auf dem Schiff, an dem ich es nicht länger als 10 min aushalte. Wie soll das erst was werden, wenn ich dort bei der Fahrt von Teneriffa nach Togo arbeiten werde. Mal abwarten.

Was sonst noch so loswar:
Pottwall gesichtet: 1
Arbeit: Inventarsliste überarbeitet, Treffen mit anderen Krankenhausmitarbeitern, Treffen mit Dag. Bin neben Tieren im Meer Ausschau halten also auch ein wenig konstruktiv :)

Mittwoch, 9. Dezember 2009

Nacht 1, Tag 2

Mittwoch. Letzte Nacht draußen verbracht. Naja, zumindest den ersten Teil. Konnte nicht schlafen, Untergrund war zu hart, Rückzug in die Kabine um 3.14 Uhr.

Seekrank: nicht wirklich, die Medizin wirkt also ganz gut

Standort: Ghana

Namensschild: noch da



Delphine: einige
kleine Pottwale: 3 (oder so)

Tornardo (Water Spout): 1


fliegende Fische: 4

Ach, und ein Regenbogen haben wir auch noch gesehen. Und das alles innerhalb von einer Stunde. Den Tag über habe ich ansonsten weiter fleißig an Tabellen (QM-Sachen) für das Zahnarzt-Team gearbeitet.

(Fotos sind alle von Daniel Um)

Dienstag, 8. Dezember 2009

Tag 1

Hab mir überlegt, ich werde euch täglich auf dem Laufenden halten, solange wir auf dem großen Ozean sind.
Dienstag. Um 9 Uhr die erste Feuerübung. Nachzählen, dass wirklich jeder, der an Bord sein sollte auch da ist. Danach wurde das Schiff noch nach blinden Passagieren durchsucht. Keine weiteren Vorkommnise. Anders als erwartet (wir sind ja hier immerhin in Afrika), konnten wir die Gangway um 10.15 Uhr einholen. YEAH! Es geht also wirklich los. Als ich mir das ganze Spektakel live vom Außendeck anschauen wollte, blieb ich mit meinem Namensschild an der Reeling hängen und die Erdanziehungskraft plus Windböhen ließen es langsam dem Wasser entgegensegeln. Aber nein. Es wehte im Wind hin und her und blieb doch tatsächlich auf der Außenkante vom Schiff liegen!


Sicher, dass es dann doch gleich ins Wasser fällt, schaute ich nicht mehr weg. Wie sehr hing ich doch an diesem Namensschild. Es war noch im alten Design (das mir halt ein wenig besser gefällt als das neue)
Aus Minuten wurden Stunden und inzwischen ein Tag. Ich war mir so sicher, dass es spätestens, wenn wir den Hafen verlassen, runterrutschen wird, aber nein, es ist immer noch da! Verzweifelte Versuche es vor dem Meer zu retten blieben erfolglos. Jetzt werde ich also stündlich mal nachschauen, ob es noch da ist.




Montag, 30. November 2009

Der nicht so ernstgemeinte Rückblick

Von der Gangway gestürzt: 1 mal
kaputte Hosen: 3
Mückenstiche: 95 (mindestens!)
davon aufgekratzt: 93
schwere Erkrankungen: keine
Krisen: 2
Krisenfreie Momente: viele, viele
Alpträume: 3
das Motorrad-Taxi benutzt: 10 mal
im Regen mit dem Motorrad gefahren werden: 1mal
Sonnenaufgänge beobachtet: 1
Sonnenuntergänge angeschaut: 30
meinem Handy das Schwimmen beigebracht: 1 mal
Haare gefärbt: 1 mal
Haare geschnitten: 1mal
mein Mittagessen vergessen: 12 mal
Patienten behandelt: über 10.000
Monate in Benin: 9
Heimweh: 35 Stunden
Sandra nachhause telefoniert: 12,5 Stunden
exotische Tiere gesehen: 2
Haustiere: 2
am Strand geschlafen: 1mal
Zähne ausversehen gezogen: 1 mal (aber den richtigen!)
Patient seinen eigenen Zahn ziehen lassen: 1 mal
Unvergessliche Momente: unzählbar
davongelaufene Patienten: 3
andere Behandlungen, als die zahnmedizinische, durchgeführt: 3 mal (Stück Oberarm-Knochen, eine Warze und einmal ein Stück Haut entfernt)
verschiedenen Zahnärzten assistiert: 10
afrikanische Kleidung: 2 Outfits
Sightseeing-Touren: 0
Toaster in Brand gesetzt: 0
Brand im Toaster erkannt: 1 mal
Menschen, Hoffnung und Heilung gebracht: Tausenden!

Mittwoch, 18. November 2009

Essen mit dem Präsidenten aus Benin. Ja, wirklich!

Dienstag. Wer hätte das gedacht? Ich nicht. Wirklich nicht. Erst sollte es im Juni stattfinden, alle waren ganz aus dem Häuschen, dann wurde es auf letzten Donnerstag verlegt, um dann wieder verschoben zu werden. Montag dann wirklich. Ne, doch nicht. Dienstag, wirklich! Und so war es auch. DAS Essen mit dem Präsident von Benin. Mit einem Bus-Shuttle-Service von der Regierung wurden wir dann abgeholt. Wir wären ja nicht in Afrika, wenn dabei alles glatt verlaufen würde. Der Busfahrer von einem Bus ist nach der ersten Tour um 17.30 Uhr nachhause gefahren, weil er dachte, dass es das war. hahaha... Die ersten 80 von uns waren also schon da, die anderen 270 warteten dann bis sich wieder ein Bus am Dock einfand. Um 19.15 Uhr fuhr dann der letzte Bus zum Präsidenten. Seit fast 11 Monaten esse ich so gegen 17 Uhr zu Abend. Wie auch die meisten von uns. So langsam wurden wir also wirklich hungrig, da es vorher nichts auf dem Schiff gab. Als erstes wurden wir in einem Saal mit Getränken empfangen. Um 20.00 Uhr ging es dann endlich in den Speisesaal. WOW! Ich glaube, dieses Foto drückt es am Besten aus.




5 Ehren-Medaillen und Reden auf Französisch und dann auf Englisch später, gab es dann das erhoffte Essen mit einem leckeren Glas Wein.



Und damit uns beim Essen nicht zu langweilig wird gab es noch Tanzaufführungen. Teilweise wirklich beeindruckend, teilweise aber auch gruselig (mit ihren Voodoo-Verkleidungen).



Umgehauen hat es mich aber auch, als ich den großen Saal voll mit unseren Leuten sah. Und das waren noch nicht einmal alle. Um die 100 konnten nicht kommen, da sie arbeiten mussten oder andere Gründe hatten. Wir sind echt viele. Ich meine, es gibt kein Ort auf dem Schiff, andem wir uns alle versammeln können. Aber nicht nur auf dem Schiff, der Dock würde uns auch nicht fassen können ohne Chaos bei den Nachbarschiffen zu verursachen.
Um 0.00 Uhr bin ich dann müde ins Bett gefallen. Was für ein Tag. Wer hätte das gedacht?!

Samstag, 14. November 2009

To Write Love On Her Arms

Freitag. Ein ganz normaler Freitag? Eigentlich liegt das Hauptaugenmerk mehr auf das Datum als auf den Wochentag. Es ist der 13.November. Bis vor ein paar Tagen war das für mich einfach ein Tag im November. Jetzt nicht mehr.
To Write Love On Her Arms (TWLOHA) ist eine Non-Profit-Organisation, die Hoffnung den Hoffnungslosen geben möchte. Hoffnung ist Real und deswegen kämpfen sie gegen Depression, Sucht, Selbstverletzungen und Selbstmord. Sie fördern, informieren, inspirieren.
Jeder kennt jemandem, dem es so ging. Mädchen und auch Jungs, die sich die Pulsadern aufschneiden, Drogen konsumieren, etc. weil sie das Leben nicht mehr ertragen wollen.
Um Aufmerksamkeit auf dieses Verhalten zu lenken, wurde der 13.November zum TWLOHA-Tag, an dem sich jeder das Wort "Liebe" auf den Arm schreibt. Kreativität hat da keine Grenzen.
So sahen zum Beispiel unsere Arme aus


Und ab ins Gefängnis

Donnerstag. Die Autos sind voll mit unserer Ausstattung, die wir ein Tag vorher aus unserer Klinik zusammengepackt haben. Heute geht es nämlich mal nicht nach Avotrou, wo unsere Klinikräume sind. Es geht ins Gefängnis. Ja, ihr habt richtig gelesen. Ins Gefängnis und nein, unsere Zahnärzte wurden nicht verhaftet und wir mussten die Klinik umsiedeln. Wir sind alle ohne Handschellen reingekommen und auch genauso wieder rausgegangen :)
Das Gefängnis erinnerte mich aber nicht an einem Gefängnis, vielmehr an eine Kleinstadt. So weit ich weiß, sind auch nur die Soldaten, die am Eingang stehen keine Gefängnisinsassen. Wie soll das funktionieren? Gute Frage. Aber es wirkte so, als würde es funktionieren. Die Inhaftierten sind in Gruppen eingeteilt und haben dementsprechend Verantwortung bzw. Pflichten. Wie man`s halt nimmt.
Nachdem wir am Eingang also unsere Namen nannten ging es über den ersten Vorhof, dann durch eine Tür und da waren wir, mitten im Geschehen. In einem Häuschen ohne Fenster und Türen konnten wir dann unsere Klinik aufbauen. Wenn wir da nicht gerade Zähne ziehen, wird es als Kirche genutzt.
Es heißt, dass es 2000-3000 Häftlinge dort gibt. Unser Auftrag: so viele wie möglich in den 2 Tagen zu sehen. Aber zum Glück hatte nicht jeder Zahnschmerzen oder hat sich zumindest zu uns getraut, dabei sind wir doch so lieb ;)
Nach 2 Stunden haben wir schon die 100 Marke geknackt. Das sieht nach neuem Tagesrekord aus. Ja und so war es dann auch. Nach 5 Stunden haben wir 214 Patienten gesehen. Absoluter Rekord. (Ist aber auch klar, weil wir hier wirklich nur Zähne ziehen konnten, was viel schneller geht, als Füllungen, die wir in unserer anderen Klinik, zu machen. ) Dann ging es nachhause und wir alle sind wie ein Stein ins Bett gefallen.
Freitag. Hochmotiviert, noch so Vielen wie möglich zu helfen, ging es wieder ins Gefängnis. Kurz nach dem Mittagessen waren wir dann fertig. Nochmal um die 180 Patienten konnten wir sehen. Das waren dann alle! Was für ein Gefühl. Zum Abschied haben unsere Mitarbeiter aus Benin noch ein wenig Musik gemacht und jeder hat dazu getanzt. Auch die Häftlinge stimmten mit ein. Was für eine Party. Was für ein Wochen-Ende. Was für 2 außergewöhnliche Tage.

Donnerstag, 5. November 2009

Emotionale Achterbahn

Eigentlich wollte ich euch von der großen Op am Dienstag schreiben. Hab mir sogar extra ein Post-It Zettel an meine Wand geklebt, um es nicht zu vergessen. Aber es sollte anders kommen. Naja gut, so anders ist jetzt auch nicht gekommen, immerhin sitze ich an meinem Laptop und schreibe.
Es ist 10.00 Uhr. Mir fällt ein Mann mir rosa Läsionen im Gesicht auf, der auf der Wartebank sitzt und darauf wartet von Dag behandelt zu werden. Patienten mit großen Schwellungen, Kieferbrüchen oder ähnlichem werden gleich von Anfang an von Dag untersucht, damit er auch die Nachuntersuchungen vornehmen kann, die sich manchmal sogar über Monate erstrecken können. Die anderen Zahnärzte sind ja immer nur für kurze Zeit bei uns. Ich sah auch, dass er seinen verbundenen rechten Arm mit der linken Hand hielt.
Er war der nächste. Auf seinen Röntgenbildern, die er im Krankenhaus machen lassen hat konnten wir sehen, dass sein Oberarm und sein Kiefer gebrochen ist. Der Oberarm war wie ein Stück Holz richtig durchgebrochen und sein Kiefer sah nicht anders aus. Mir kamen die Tränen als er uns erzählte, dass „irgendjemand/ Medizinmann“ die Knochen zurecht geknickt hat. Was für Schmerzen müssen das gewesen sein, bzw. unter was für Schmerzen muss er gerade leiden! Anschliessend wurde nur ein Verband mit 2 Schienen um den Arm gewickelt und das war´s. Vielleicht wurde der Arm auch noch mit ein wenig Salbe eingecremt. Aufjedenfall war sein ganzer Unterarm bis zu den Fingerspitzen angeschwollen. Die Haut war so prall, mein lieber Scholli.
Nach einigen Überlegungen und Telefonaten mit unserem Schiff haben wir uns entschlossen, ihn auf unseren Zahnarztstuhl auf dem Schiff zu operieren. Die OP-Säle seien alle besetzt. Keine Chance. Aber besser ihn auf dem Schiff operieren, als in unserer Zahnklinik.
Freitag. 12.00 Uhr. Der Patient, ein Übersetzer und ich machen uns auf dem Weg von der Zahnklinik zum Schiff. Und wisst ihr was? Ein OP-Saal wurde frei und wir haben sogar Anästhesisten zur Seite gestellt bekommen. Es hört sich jetzt vielleicht ein wenig krass an, aber leider ist das die Realität. Kommen die Patienten zu uns in die Zahnklinik und wir machen dort auch die Operation, dann nur in lokaler Anästhesie. Der Patient ist also völlig wach, während wir an seinem Knochen rumbohren.
Letztendlich war dann doch ein OP-Saal frei und wir könnten ihn in Dämmerschlaf versetzen. Nicht nur entspannter für den Patienten, sondern auch für den Operateur.
2 Stahlplatten und mehreren Schrauben später lag er dann im Aufwachraum. Wir wussten immer noch nicht, was wir mit dem Arm machen sollen. Ich war ratlos. Wir hatten keinen Orthopäden mehr an Bord, den man hätte fragen können.
Ich ging emotional von einem Stadium ins nächste. Erkennen der Not; willensbereit, etwas zu tun; feststellen, dass wir nichts machen können; zweifeln, dass alles geben nicht genug ist; akzeptieren, dass ich da nichts dran ändern kann; verärgert sein, dass es so ist; entspannen und alles in Jesu Hände legen; Ungeduld, weil nicht sofort etwas passiert. Naja, und dann ist man wieder am Anfang angekommen. Aber Jesus wäre ja nicht Jesus, wenn ER nicht alles überschauen würde und einen Plan hat. Es war inzwischen Abend und meine Freundin lief gerade den Gang entlang, als ich meinen Kopf durch den Türspalt steckte. Sie hat jahrelang als Krankenschwester in einer orthopädischen Klinik gearbeitet und wusste, wie man den Arm behandeln kann. Sie schaute sich also den Arm an, meinte, es wäre nicht so schlimm, wie es aussieht, er müsse ihn nur gescheit hochlagern. Gesagt, getan. Arm-Schlingen-Technik erklärt, geübt, ausgeführt und Patient mit verbundenen Arm glücklich nachhause gebracht.
Inzwischen kam er noch einmal zur Kontrolle vorbei und die Schwellung ist doch tatsächlich zurückgegangen. Sein Handgelenk war als solches wieder sichtbar. Und abgesehen von den Wundschmerzen, geht es ihm auch schon viel besser.

Sonntag, 1. November 2009

The Final Countdown

Der Countdown läuft. Meist haben Countdowns einen schlechten Nebengeschmack für mich. Wie gesagt, nur meistens nicht immer! Ich habe dann immer das Gefühl, das man sich auf das was kommt mehr freut, als auf die Gegenwart, als auf das was gerade passiert. Sich auf etwas freuen, was in der Zukunft liegt ist auch nicht so schlimm, man muss nur aufpassen, dass man das Jetzt nicht verpasst. Oder man verletzt Menschen damit. Ich zähle die Tage bis wir alles zusammenpacken, bis wir lossegeln, bis ich mal wieder im Flieger sitze oder im Zug sitze, bis ich mal wieder meine Wintersachen anziehen kann, bis ich Weihnachten mit meiner Familie feiern kann, aber auch die Tage bis ich dann wieder auf dem Schiff bin und es wieder nach Afrika geht.
Wie dem es auch sei. Ich nutze den Countdown, um mir bewusst zu machen, dass wir Benin bald verlassen werden und wenn ich noch was sehen möchte etc. ich nicht mehr viel Zeit habe und das Weihnachten schneller vor der Tür steht als man denkt.

Hier nun zum selber mitzählen:

15 Behandlungstage, davon werden wir 2 im Gefängnis sein und behandeln
20 Tage mit unseren Übersetzern
38 Tage bis es auf hoher See geht
48 Tage bis Teneriffa
51 Tage bis Deutschland
52 Tage bis Berlin
54 Tage bis Weihnachten
61 Tage bis Silvester
68 Tage bis es wieder nach Teneriffa geht
92 Tage bis es wieder auf hoher See Richtung Afrika geht
102 Tage bis Togo
16 Monate bis meine offizielle Verpflichtung bei Mercy Ships endet

Also, viel Spaß beim mitzählen...

Donnerstag, 22. Oktober 2009

Do you speak english?

Donnerstag. Avotrou, Benin. Zahnklinik von Mercy Ships. Seit Montag haben wir 5 statt der normalerweise 4 Zahnärzte. Aber durch verschiedene Umstände waren es dann doch immer "nur" 4. Ich muss ehrlich sagen, als ich hier vor fast 8 Monaten ankam hatte ich überhaupt keine Lust Fon (eine Landessprache aus Benin) zu lernen. Wozu haben wir Übersetzer? Mittlerweile hat sich das aber geändert. Es macht mir sogar Spaß. Und die Übersetzer haben was zum lachen. "Ich weiß nicht" kann ich schon fließend sagen und versuche es in jeder Situation einzubauen. "Mund zu", "Mund auf", "Zähne zusammen beißen und kauen", "Welcher ist der schmerzende Zahn?" und "1","2" und "3" klappen sonst auch ganz gut. Ist gerade kein Übersetzer zur Seite fragt Dag, der norwegische Zahnarzt immer, ob sie englisch sprechen können. Viele können es gar nicht und sehr wenige können es ein bisschen und so lautet die Antwort meist "Nein". Ich meinte dann, dass er es ja auch mit norwegisch versuchen kann. Sollten sie das auch nicht können, brauchen wir wirklich einen Übersetzer. Wir lachten. Wer kann schon norwegisch hier in Benin. Stunden vergingen. Der Tag war fast um. Einer unserer Patienten nahm Platz auf dem Zahnarztstuhl. Er murmelte irgendwas mit Germany und ich meinte, dass ich aus Deutschland bin. Haltet euch fest. Er konnte Deutsch sprechen. Halt ich´s aus? Und damit meine ich nicht die üblichen Floskeln, die man vielleicht so kennt, sondern wir konnten uns richtig unterhalten. Er war für 10 Jahre in Deutschland. Das ist aber schon über 30 Jahre her! Ich war beeindruckt. Sein Deutsch war sicherlich mal besser, aber trotzdem immer noch sehr gut. Dag versuchte sich dann auch mit ein paar deutschen Wörtern in die Unterhaltung einzuklinken. Ja, und diesmal war ich der Übersetzer. Ich sag`s euch. Ihr hättet mal die Gesichter der anderen sehen sollen. So verwirrte habe ich lange nicht gesehen. Es lohnt sich also immer nachzufragen!
Ach, Gott ist so gut. In letzter Zeit habe ich mal wieder ein wenig Heimweh. Und wenn ich schon nicht nach Deutschland kann, so kommt "Deutschland" zu mir. An dem Deutsch von dem Patienten konnte ich hören, dass er in Deutschland war. Es war anders, als wenn ich zum Beispiel mit dem einen Security Guard Deutsch spreche. Das Deutsch klang vertraut. (Wie oft kann ich DEUTSCH in einem Blogeintrag erwähnen? hahaha...) Außerdem haben wir gerade 19 Besucher aus Deutschland an Bord, die sich das Schiff anschauen. Heut morgen kamen sie bei uns in der Zahnklinik vorbei und YEAH! ich durfte sie rumführen und alles (Achtung, hier kommt das Wort wieder) auf Deutsch erklären. Heimweh besiegt. Werd es also noch bis Weihnachten aushalten...

Samstag, 17. Oktober 2009

Olympiade auf der Africa Mercy



Samstag. Olympiade hier bei uns auf dem Schiff. Wer hätte das je gedacht, dass ich mal an einer Olympiade teilnehme und noch 2 Urkunden nach Hause bringe? Aber eins nach dem anderen.
Wie jedes Jahr findet auf der Africa Mercy eine Olympiade statt. Da die Africa Mercy ein Schiff ist, wird es schwierig mit Hochsprung, Sperrwerfen (Sicherheitsrisiko) oder Dressurreiten (Haustiere sind ja bekanntlich auf dem Schiff nicht erlaubt). Also haben sich die Veranstalter Spiele ganz anderer Art ausgedacht. Anders als bei eine Olympiade war hier Teamgeist gefragt. Mindestens 6 konnten ein Team bilden, sich einen Namen suchen, Uniformen kreieren und ein Lied oder Motto ausdenken. Meine 5 Freunde und ich waren TH4. Unsere Uniformen waren die Benin-Trikots mit unserem Teamnamen auf dem Rücken, schwarze Capri-Hosen, Ohrringe, Make-Up und (aber netten) Zicken-Alarm. Dafür gab es am Ende auch erst einmal eine Urkunde. Wir waren "The most dramatic Team" ( das theatralischste Team). Drama, Drama, Drama, Baby.


Die Austragungsorte waren ideenreich und spektakulär. Hier ein paar Beispiele olympischer Disziplinen.

Mit Flaschen mussten wir die kleinen Styropor-Inseln im Swimming-Pool treffen


Der brennender Reifen (der nicht wirklich brannte).
5 von uns 6 musste durch den Reifen ohne ihn zu berühren. Gar nicht so einfach, wie man erst denkt. Pro Berührung gab es Minuspunkte.

China Tisch-Tennis mit grossen Kellen. Es zählten die Schläge hintereinander weg ohne Fehler.


Hindernislauf



Die Patiententrage. Gefordert wurde hier Kommunikation, Schnelligkeit und Kraft. 2 von uns wurden als "Opfer" auserwählt, die wir auf die Trage nacheinander spannen und um den 20m entfernten Tisch laufen mussten. Wie schon gesagt, wir waren das dramatischste Team und somit wurde gerufen, vor Schmerzen geschrien (natürlich nur gespielt) und gerannt was das Zeug hält. Die "Schmerzen" von unserer Patienten waren echt gut nachgespielt und es fiel mir schwer, die Liege zu halten, zu rennen und einfach loszulachen.



Ihr fragt euch jetzt sicherlich wo die 2. Urkunde bleibt (die erste gab es ja für das Dramatischste Team). Leider haben wir es weder auf den 1., noch auf den 2., noch auf den 3. Platz gemacht. Die 2. Urkunde ist auch nichts womit man unbedingt angeben möchte, aber am Ende ist es auch egal. Wir haben 2 bekommen und manche nur eine! Die 2. Urkunde war für, haltet euch fest....
Best Bribe... Bestes Bestechungsgeschenk. Kurz bevor sich alle Schiedsrichter hinter geschlossenen Türen begaben versuchten wir und noch ein anderes Team sie jeweils auf unsere Seite zu kriegen. Sie versuchten es mit verschiedenen einfallreichen Angeboten (dafür bekamen sie dann auch eine Urkunde), wir hingegen massierten ihre, von Arbeit gestressten Rücken. Und voila. Wir gewannen sie.

Montag, 12. Oktober 2009

... und Tooooooooor!

Sonntag. Es war mal wieder soweit. Ein WM-Qualifikationsspiel stand im Haus. Benin gegen Ghana. Diesmal fiel es mir schwerer Benin anzufeuern, weil ich Ghana echt mag, auch wenn ich noch nicht da war. Aber ich kenne viele aus Ghana und die sind cool. Egal. Bin jetzt in Benin, also wird Benin angefeuert. Mit 8 Freunden, ausgestattet mit Fahnen und Trikots ging es dann zum Spiel. Karten haben wir morgens von einem Übersetzer aus meinem Dental-Team bekommen. Preis: 1,20€. Na, wenn das nicht mal ein Schnäppchen ist.
Die ganze Stadt war im Fußballfieber und haben nicht schlecht gestaunt, uns in Trikots zu sehen. Die Stimmung war super. Vor allem die Fans aus Ghana haben schon vor dem Spiel mächtig Party gemacht.
Um 15 Uhr stellten wir uns dann an unserem Eingang an. Hintereinander. Die Tür wird aufgemacht und nach einigen Minuten wieder geschlossen. Die Stimmung spannt sich langsam an. Jeder hat eine gültige Karte in der Hand, jeder will rein. Polizisten versperren den Weg. Klar, wenn jeder anfängt zu drängeln, schubsen usw. Wir warten weiter geduldig vor der Tür. Sobald sich die Lage ein wenig beruhigt hat, werden sie die Tür wieder aufmachen. Und so war es auch. Im nächsten Schwung kamen wir mit rein. Inzwischen war es fast 16 Uhr und das Spiel fängt in wenigen Minuten an. Es war ein spannendes Spiel und Benin schoss doch tatsächlich in der 92.Minute noch ein Tor. 1:0 für Benin. YEAH!
Später haben wir mitbekommen, dass es manche Freunde von mir nicht reingeschafft haben. Auch sie hatten Karten, aber die Polizisten haben die Tür nicht mehr aufgemacht. Ausser ihnen waren es noch vielleicht 1000 andere Fans. Ihr könnt euch ja vorstellen, wie aufgehitzt die Stimmung dann war. Aber davon haben wir nichts mitbekommen.
Das nächste Spiel ist im November. Aber dann wahrscheinlich ohne mich. Das schaue ich mir dann im Fernsehr an.

Snackverkauf im Stadium

Samstag, 3. Oktober 2009

Tag der Deutschen Einheit

Freitag. Erst der 2. Oktober. Macht aber nichts. Wir feiern schon mal vor. Der deutsche Botschafter hat uns mal wieder in seine Residenz eingeladen, zusammen mit (das Gerücht ist) 1600. Es kamen aber "nur" so um die 800. Aber auch das ist eine ordentliche Zahl. Der Garten war wunderschön geschmückt. Pavillons mit deutschen Flaggen, eine kleine Bühne, indirekt beleuchteter Rasen, ein Grill in jeder Ecke und viele Menschen in afrikanischen Trachten oder in schönen Kleidern, Transparente, die davon der deutschen Geschichte erzählen und ein Fernsehr, der vom Mauerfall berichtet.
Mit 5 Mercy-Ship Autos sind wir dann netterweise von anderen Mitarbeitern vom Schiff zur Party chauffiert worden. Wer von uns möchte sich echtes deutsches Bier entgehen lassen? Wein gab es aber auch :) Gegrillt wurde Leberkäs und Würstchen. Lecker sag ich euch.
Die Reden waren meist in Französisch. Hätt ich doch mal besser im Unterricht aufgepasst. Nach einer Weil konnte ich das französische Wort für Mauerfall raushören. Das war es aber auch schon.
Die Gespräche mit anderen Deutschen hier waren sehr interessant. Einige Jugendliche kamen von der Organisation Weltwärts, andere haben hier eine Firma aufgebaut und leben hier somit für unbekannte Zeit.
In allem war es ein schöner Tag der Deutschen Einheit (mein erster mit mind. 30 Grad), auch wenn ich gerne in Berlin gewesen wäre, um die Riesen zu sehen, von denen mir meine Mutter ganz aufgeregt erzählt hat.

Hier die Deutschen an Bord



Samstag, 26. September 2009

Camping zum Zweiten...

Freitag frei. Wieder langes Wochenende. Vor ein paar Tagen fragte mich meine Freundin, ob ich mit ihr, ihrer Mutter und einer anderen Freundin wieder zu dem Camping-Platz in Grand Popo 2 Tage verbringen möchte. Sie muss mich in einem guten Moment erwischt haben, denn ich habe gleich zugesagt. Wir waren beide etwas, naja, erschrocken über meine rasche Zusage. War ich es doch immer die, die 1000 Gründe hatte, dort nicht hinzufahren. Siehe mein Blogeintrag vom ....... Diesmal sollte es anders werden. Nicht 20 Leute sondern nur wir 4 UND Suzannes Mutter bezahlt ein Bungalow für eine Nacht. Somit waren es für mich 2 Gründe zu fahren oder 2 Gründe weniger nicht mehr hinzufahren. Die letzten Tage waren echt warm und ich kann so ein Mini-Urlaub ruhig mal wieder gebrauchen.
Ich habe mich dann immer mehr darauf gefreut. Früh aufstehen war dann gestern angesagt. Ein Blick aus dem Fenster und meine Freundin und ich wussten nicht, ob wir lachen oder weinen sollen.



Es regnet! Und wie! Macht nichts. Das Taxi ist schon bestellt. Ausserdem wechselt das Wetter sowieso nach einigen Stunden wieder. Ja, die Taxifahrt war ein Abenteuer und erinnerte mich wieder daran, warum ich den ganzen Weg nach Grand Popo nicht auf mich nehmen wollte. Erst gab es eine Verwechslung (Das haben wir aber erst später alles nachvollziehen können) Der Taxifahrer wusste plötzlich nicht mehr, dass wir soweit weg wollten, dass wir 6 Leute sind und auch kein Preis abgemacht worden ist. Wir hätten auch alle gar nicht reingepasst, also hat er uns bis zum Ende vom Dock gefahren, damit wir dann in ein anderes, von ihm bestelltes Taxi steigen können. Soviel größer war das Taxi jetzt aber auch nicht. Ein junges Ehepaar quetschte sich auf den Beifahrersitz und meine 2 Freundinnen, die Mutter und ich kamen in die hintere Reihe. Alle 15 Minuten mussten wir dann die Sitzposition wechseln, weil immer von irgendjemanden entweder der Arm oder das Bein eingeschlafen ist. Wie froh wir aufeinmal waren, dass es angenehm kühl war! Nach 2,5 Stunden sind wir dann auch angekommen. Das Bungalow war klasse. Klimaanlage, Mosquitonetze, Betten mit Kissen, Bilder an der Wand. Alle Pein der Fahrt war komplett vergessen als ich dann in meinen Strandstuhl saß und auf das Meer blickte.
Abends haben wir noch gemütlich Karten gespielt und sind relativ früh in die Federn gefallen.
Samstag. Von Wolken weit und breit nichts zu sehen, stattdessen pralle Sonne. Ein paar Leute vom Schiff sind heute erst angekommen und bleiben bis morgen. Für uns ging es am Nachmittag wieder zum Schiff zurück. Diesmal aber bequemer. Das Ehepaar ist diesmal nicht
mit uns mitgekommen.

Unser Taxi





Freitag, 25. September 2009

Absolute Keimfreiheit wird gefordert!

Sterilisieren. Mein Job für diese Woche. Jetzt darf ich mal das sauber machen, was ich sonst dreckig mache, um mich dann nicht mehr darum zu kümmern. Unsere Sterilisieruns-Angestellte hat sich ein paar Tage frei genommen und mich gefragt, ob ich den Job nicht für sie in der Zeit übernehmen könnte. Es ist mal schön, auch andere Bereiche hier kennenzulernen, obwohl ich sagen muss, dass ich Zahnarzthelferin bleiben möchte. Erstmal.
Wie sieht der Job nun eigentlich aus? Also, wir in den Behandlungszimmer legen unsere Instrumente ins Instrumentenbad. Als Sterifrau holt man dann die Instrumente ab, bringt sie in den Steriraum. Dort werden sie dann gereinigt, verpackt und sterilisiert. An sich mag ich auch das Steilisieren. Blutige Instrumente glänzen dann wieder und alles ist schön sauber. So wie ich es mag. Das Ding ist nur, dass wir 2 Zahnärzt, statt 4 haben und somit weniger Instrumente benutzt werden. Zusätzlich haben wir noch eine lokale Hilfskraft, die, wie der Name sagt, mithilft. Ich brauche Action in meinem Beruf. Ich muss arbeiten, will arbeiten, laufen, assistieren oder zumindest die grauen Gehirnzellen anregen, wie zum Beispiel die Abrechnung in Deutschland machen. Und nicht ein Buch lesen oder Soduko/Kakuri Rätsel lösen, während wir gerade auf die nächsten Instrumente warten. Deshalb mag ich auch keine Wurzelkanalbehandlung, weil man da geduldig darauf wartet, wie weit wir wohl den Wurzelkanal aufbereiten können und man im Kopf schon Wetten mit sich selber abschließt, ob es nur bei 60 bleibt oder mehr wird.
Wahrscheinlich übertreibe ich mal wieder ein wenig. Selbst beim Assistieren ist es mal schön, Luft zu holen, was zu trinken oder ein wenig die Umgebung sauber zu machen.
Und einer der Gründe, dass sie sich genau in dieser Woche Urlaub genommen hat, war halt auch, dass nicht so viel los war, um mich nicht ins kalte Wasser zu schmeißen (was bei den Temperaturen hier gar nicht so schlimm gewesen wäre ).
Fazit ist, dass ich froh bin, nächste Woche wieder als Assistentin zu arbeiten, es aber im Ganzen genossen habe, auch mal Instrumente sauber machen zu können. Und zu sehen, wie es ist, wenn man am Ende des Tages ständig nachschauen muss, ob der letzte Patient nun schon fertig behandelt worden ist, damit man die Instrumente steriliseren kann, wo es hingegen die Aufgabe der Helferin ist, bevor man anfängt alles zuzumachen, die gebrauchten Instrumente in den Steriraum zu bringen, damit in der Weile, in der sie das Zimmer zumacht, die Sterifrau die Instrumente steriliseren kann. Ziemlich langer Satz, aber ich hoffe, es ist verständlich :)



Freitag, 18. September 2009

Diverse Einzelheiten/ Neuheiten usw!

Kurze Einzelheiten zu Dingen, die so geschehen:
1. Donnerstag habe ich peinlichst darauf geachtet, dass ich richtig ausgescannt werde und auch im Anwesenheitsbuch ausgetragen bin. Wir hatten nämlich wieder eine Feuerübung siehe es hat wie am Schnürchen geklappt, keiner musste nach mir suchen. Der Sicherheitsoffizier war stolz auf mich :)
2. Cassiopeia, meine Schildkröte. Mir ist aufgefallen, dass die Geschichte mit meinem Haustier gewaltige Lücken auffasst. Hier eine kurze Zusammenfassung:
Bekomme eine Schildkröte geschenkt, nenne sie Cassiopeia, einige Wochen später lasse ich sie rumlaufen, um ihre Box zu säubern und weg war sie. Eine Woche später war sie wieder da, nur um sie einige Wochen später wieder zu verlieren. Eine Kollegin wollte sie auch nur kurz laufen lassen und schwupps weg war sie. 2 Monate später findet sie unser Sicherheitsbeamte im Vorgarten wieder. Habe sie für ein paar Tage behalten und dann dem Tagesmitarbeiter, von dem ich sie hatte, wieder mitgegeben, damit sie in seinem Dorf ein friedliches Schildkrötenleben führen kann. Das letzte was ich gehört habe ist, dass sie in seinem Badezimmer ist. Hoffentlich hat er sie inzwischen wieder in die freie Natur gesetzt.
3. Bestellungen für nächstes Jahr habe ich fast fertig gemacht und konnte diese Woche wieder ein wenig assistieren.
4. Am Montag werde ich als Vertretung für 4 Tage als zahnmedizinische Sterilisations-Fach-Angestellte (keine Ahnung, ob das die richtige Berufsbezeichnung ist) arbeiten, weil meine Kollegin im Urlaub ist.
5. Heute hatten wir den Kapitän von dem Schiff hinter uns auf dem Zahnarztstuhl. Leider konnten wir sein Zahn nicht retten und mussten ziehen. Wollte mir dann sein Schiff nach Feierabend ansehen gehen, hat aber leider alles nicht mehr so hingehauen.

Dienstag, 15. September 2009

Das fetzt.


Samstag. 20 Jahre sind vergangen und es fetzt immer noch so wie damals. Fetzt war doch DAS Wort in den 80ern, oder? Ich finde, es passt da aufjedenfall rein. Samstag war hier auf Deck 8 mal wieder Party angesagt. Aber nicht irgendeine, sondern DIE 80er Party in Westafrika, Cotonou auf der Africa Mercy. Musik: von Van Halen "Jump" über Jon Bon Jovi "You give Love A Bad Name" bis hin zu Survivor "Eye Of The Tiger"; Kleidungsstil: Schulterpolster, Karottenhosen, Stirnband, Seitenzopf, viel Farbe, Plastikohrringe, weiße Tennissocken, Stulpen; Snacks: Popcorn, Kuchen. Aber was ziehe ich nun an? Ich muss sagen, dass in meiner Reisetasche von Berlin hierher weder Karottenhosen noch irgendwelche Oberteile mit Schulterpolster eingepackt waren. Improvisieren war angesagt. Wie immer, wenn man etwas auf einem Schiff in Westafrika machen möchte. Man glaubt`s kaum, aber die Läden hier waren voll mit 80er Jahre Klamotten. Geld für etwas, dass ich dann nie wieder anziehe wollte ich aber nicht ausgeben. Ein Blick im Zweitehand-Laden kann ja nicht schaden. Aber auch da wurde ich nicht fündig. Macht nichts. Haare zu einer Mähe auftoupiert und zur Seite gekämmt, meine langen Kniesocken über die Schuhe gekrempelt, mehr war nicht drin. Bis der Anruf kam. Freunde von mir haben Sachen gefunden und auch ein Frauenoberteil mit schönen Schulterpolstern mitgebracht. Anprobiert und ja, ich muss sagen, es passt, aber gefallen hat es mir nicht. Darum geht es ja auch nicht :) Fertig machen und ab geht`s.





Ich musste so lachen, als ich die anderen alle sah.

Unglaublich, was man hier doch so auf die Beine stellen kann. Wer die Fotos sich ansieht, wird mir da nur zustimmen. Am nächsten Tag hatten wir alle Muskelkater vom vielen Hüpfen. Der Tanzstil der 80er beansprucht halt ganz andere Muskeln als die, die wir heute so benutzen. Mein Fazit: Super Fete, vielen Dank an alle, die sie organisiert haben.

Montag, 7. September 2009

Ole, Ole, Ole... Benin vor, noch ein Tor!



Sonntag. Hab mich schon auf ein gemütlichen Tag eingerichtet. Kirche im Krankenhaus, Mittagessen, in Mid-ships auf die Couch legen, Tennis schauen, Abendessen, Deck 8 Seeluft schnuppern, Kirche in der International Lounge, Deutsch-Treffen. Aber es sollte mal wieder ganz anders kommen. Morgens war die Station schon so voll für den Gottesdienst, dass ich wieder gegangen bin und mir gedacht habe, dass wenn schon keiner in der Kabine ist, es die beste Zeit ist, diese in Ordnung zu bringen. Bad putzen, Müll rausbringen, Sachen wegräumen. Um die Mittagszeit ging es mit einer Freundin und ihrer Mutter zum Speisesaal. Essen und dann wieder zurück zu meinem ursprünglichen Plan. Aber auch diesmal sollte was dazwischen kommen. Eine riesen Gruppe von uns geht zum WM-Qualifikations-Spiel Benin-Mali und sie haben noch eine Karte übrig! Natürlich wollte ich mir das nicht entgehen lassen. Eine Stunde später saß ich im Auto und es ging zum Stadium. Unterwegs noch schnell durch das Fenster eine Benin-Fahne gekauft, jetzt kann es losgehen. Ich muss sagen, es war nicht so chaotisch, wie ich es angenommen habe. Innerhalb von Minuten, waren wir auf dem Gelände. Den richtigen Aufgang zur Tribüne zu finden hingegen, brauchte uns eine Weile. Wir wurden von Eingang zu Eingang geschickt, um dann beim Richtigen nicht mehr reinzukommen, weil die Tribüne schon überfüllt war. Also ging es zu den 2$ Plätzen und nicht zu den bezahlten 10$. Zum Glück, denn die Stimmung war super. Nach 90 Minuten war auch dieses Spiel zuende. Spannend wurde es in den letzen 5 Minuten als erst Mali und dann Benin jeweils ein Tor schossen. Leider hat es Benin trotzdem nicht in die Qualifikation geschafft.


Freitag, 4. September 2009

Auf nach Deutschland!

Nein, ich wurde nicht vom Schiff geschmissen, obwohl ... Davon werd ich gleich noch mehr schreiben. Also: Ja, ich bin immer noch Mitarbeiter bei Mercy Ships und ich werde das auch noch mindestens die nächsten 2 Jahre bleiben. Vom Rauswurf ist hier nicht die Rede. Ich habe gestern einfach nur mein Flug im Dezember nach Berlin gebucht und bin jetzt überglücklich. Heimweh würde ich das jetzt aber nicht nennen. Es ist das erste Mal, dass ich solange nicht zuhause war. (Zuhause? Mein Zuhause ist jetzt das Schiff...hmmm... brauche eine andere Bezeichnung für mein altes Zuhause, zu dem ich mich immer noch hingezogen fühle). Aufjedenfall gab es jetzt wieder Flüge im Angebot und da habe ich gleich zugeschlagen. Ehrlich gesagt, habe ich nicht Stunden im Internet verbacht, um einen Flug rauszusuchen, sondern habe das einen Freund überlassen und dann den gleichen Flug gebucht. Mein Urlaub ist zwar noch nicht ganz durch, aber eigentlich dürfte nichts dazwischen kommen.
So und jetzt zum Drama. Zumindest für mich. Nicht so sehr für andere. Jedes Mal, wenn wir das Schiff verlassen müssen wir uns aus einem Computer ausscannen lassen und in einem Buch eintragen mit Uhrzeit und Ziel. Jeden Morgen grüße ich die Sicherheitsangestellten aus Nepal auf Nepali, Scanne mich aus und schreib mich ins Buch ein. Es kann ja jedem Mal passieren, dass man vergisst, sich auszuscannen, was normalerweise auch nicht unbedingt auffällt. Aber bei einer Feuerübung, die wir fast alle 2 Wochen haben, fällt das schon auf. Jeder muss sich nämlich bei seiner Muster-Station melden und da ich gestern vergessen habe mich auszuscannen, haben sie mich aufgerufen, ich habe mich nicht gemeldet und sie mussten nachforschen (in einem Notfall würden sie mich im Feuer suchen... ja, das klingt jetzt dramatisch....) wo ich denn nun bin. Wie auch immer. Das ganze wäre nicht so schlimm, aber es ist bereits das 2. Mal bei den letzten 2 Feuerübungen! Upps... Das erste Mal war vor 2 Wochen als wir im Flüchtlingslager waren. Da war es aber wirklich ein Missverständnis. Ok, das reicht noch nicht um negativ aufzufallen? Na gut, ich lege noch was drauf. Wirklich, Echt, ganz ehrlich: Ich habe mich noch nie an einen Landrover von draußen rangehangen, wenn jemand gefahren ist. Als wir gestern gerade von der Klinik zum Schiff kamen, war das Tor noch zu, weil die Feuerübung noch im Gange war. Nach 10 Minuten durften wir dann zu den Parkplätzen fahren. Die waren höchstens 10 m entfernt. Aus Spaß und Nicht-Nachdenken stand ich auf den Tritt am Landrover und bin im Schritttempo zum Parkplatz mitgefahren. Wer musste das natürlich sehen? Der Kapitän. Das habe ich später dann herausbekommen. Wie schrecklich. Für mich aufjedenfall. Ich habe mit einigen Leuten schon darüber gesprochen und sie haben mir versichert, dass ich nicht vom Schiff geschmissen werde. Puh! Nochmal davon gekommen. Ich werde in Zukunft besser aufpassen.

Donnerstag, 27. August 2009

Lausige Ausreden...

Donnerstag. Seit nun 2 Wochen habe ich kein Eintrag mehr veröffentlicht. Warum? Hier kommen meine Ausreden ;) Sind zwar nicht die Besten, aber ich gebe mir trotzdem Mühe:
1. Am Abend bin ich schreibtechnisch kreativer als nachmittags. Leider war ich aber die letzten Tage abends zu Müde zum Schreiben und habe lieber Serien mit meinen Kojen-Kumpanen geschaut.
2. Viele meiner Freunde sind oder werden bald abreisen und ich bin traurig (keine gute Vorraussetzung zum Schreiben)
3. Wir haben endlich unseren neuen Zahnarztstuhl eingebaut bekommen und jetzt bin ich die ganze Zeit am rauskriegen, wie man ihn pflegt und instandhält.
4. Neue Kabinen-Mitbewohnerin ist eingezogen. Sich kennenlernen nimmt Zeit in Anspruch.
5. Es hat aufgehört zu regnen, die Sonne scheint.
6. Cassiopeia ist zurück. Verifizierung steht aber noch aus.
7. Selbst schlechte Ausreden gehen mir aus.


Aber ganz faul war ich in der letzten Woche auch nicht. Ich habe schon 4 Beiträge angefangen zu schreiben. Sie müssen nur noch fertig geschrieben werden.
Darauf könnt ihr euch demnächst freuen:
› Im Flüchtlingslager ( 2 Tage im UN-Flüchtlingslager Zähne ziehen)
› Rapunzel, Rapunzel, schenk mir dein Haar ( Haar-Spende-Aktion für Krebskranke Kinder)
› Das unerwünschte Gepäckstück ( Was man alles lieber zuhause lassen sollte)
› Ein trauriges Wochenende (3 Verstorbene (keiner von unseren Mitarbeitern!), 3 kurze Geschichten, 3 Schicksale)

Montag, 24. August 2009

Ein trauriges Wochenende

Letztes Wochenende. Samstag. Ein kleines Baby (9 Monate) liegt auf der Intensivstation. Was es hat? Das weiß keiner genau oder es ist aufjedenfall nicht so einfach zu beantworten. Er kam zu uns mit einer Mund-Kiefer-Gaumen-Spalte und daraus resultierend total unterernährt. Nach einigen Wochen hat er an Gewicht zugelegt und es schien ihm besser zu gehen. Letzte Woche änderte sich das aber schlagartig. Sein Blutwerte waren in Ordnung. Hiv-Negativ. Aber sein Körper sagte etwas anderes. Nur was? Das konnten wir nicht verstehen. Damit sein Herz aufhört, einen Marathon hinzulegen, wurde das Baby beatmet, um dadurch die Atmung unter Kontrolle zu kriegen und das Herz zu beruhigen. Sonntag war sein körperlicher Zustand so schlimm, dass im Grunde nur die Geräte ihm am Leben erhielten. 24 Stunden später ist er dann gestorben. Auch wenn es Vorhersehbar war, hoffe ich doch immer noch auf ein Wunder. Diesmal gab es keins. Oder doch? Die Mutter brachte das Kind zu uns, obwohl das Dorf, aus dem sie kommt dagegen war. Werden hier Kinder mit einer Fehlbildung geboren, wird sofort angenommen, dass es verflucht sei und dementsprechend auch nicht so behandelt wie andere Kinder. Ich glaube, dass alle Mütter ihre Kinder lieben, aber aus Selbstschutz eine Mauer aufbauen, dass wenn das Kind verstirbt es nicht so sehr wehtut. Klingt vielleicht ein wenig krass, aber hier ist die Kindersterblichkeitsrate einfach mal viel höher. Das Baby zum Beispiel wurde auch gar nicht erst geimpft und bekam auch nicht die rituellen Schnittwunden im Gesicht. Die Haltung der Mutter zu ihrem Kind hat sich von Grund auf verändert. Meine Freundin konnte es gar nicht so genau erklären. Meist merkt man so was auch nur. Ich hoffe, dass diese Mutter mit einem veränderten Herzen ein Beispiel in ihrem Dorf sein kann und jedes Kind das Recht hat, geliebt zu werden.
Als wäre das alles nicht schon "aufregend" genug, kam eine Mutter am Sonntag mit ihrem Baby zu uns. Das Kind sollte aufgenommen werden, damit am nächsten Tag die Operation stattfinden kann. Sie wartete geduldig vor der Gangway bis sie rankam als sich herausstellte, dass das Kind gar nicht mehr atmet. Eine Krankenschwester nahm es sofort und brachte es zur Intensivstation, aber alle Wiederbelebungsversuche waren erfolglos. Nach einem Gespräch mit der Mutter stellte sich dann heraus, dass das Kind schon vor einer Weile aufgehört hat zu atmen. Als ich das gehört habe, konnte ich es erst nicht glauben. Wieso hat sie nicht gleich was gesagt, wieso, wieso, wieso??? Aber mit "wieso" kommt man bekanntlich selten weiter. Um nicht das erhöhte Farhpreisentgelt zu bezahlen, hat sie das Kind wieder auf den Rücken gebunden und ist in ihr Dorf gefahren.
Samstag. Es ist Nacht. Aufgeregte Männer vom Schiff gleich hinter uns kamen auf unsere Security-Guards zu. Ein betrunkener Mann ist ins Wasser gefallen. Medizinisches Personal von uns kam zur Hilfe. Nach 45 Minuten Wiederbelebungsmaßnahmen konnten sie nur noch den Tod feststellen. Es war zu spät.
Und wieder realisiere ich, dass ich auf einem Krankenhausschiff wohne. Hier werden Menschenleben verändert und leider enden sie manchmal auch hier. Das alles spielt sich nicht einmal eine Minute von mir entfernt ab. Wenn ich darüber nachdenke bekomme ich Gänsehaut.

Samstag, 22. August 2009

Zähne ziehen im Flüchtlingslager

Donnerstag.Es ist 7 Uhr. Die Vögel zwitschern. 20 verschlafene zahnmedizinische Mitarbeiter stehen am Dock, bereit zur Abfahrt. Mit 4 Autos ging es dann los zum UN-Flüchtlingslager. Ich war einer der Fahrer. Meine erste lange Fahrt durch Benin. Am Ende der 2 Tage sollten es dann knapp 300 km werden. 2,5 Stunden Motorroller, Palmen, riesige Lastwagen, viele Schlaglöcher später sind wir dann am Camp angekommen und ich muss sagen, ich war positiv überrascht. Was würdet ihr euch unter einem Flüchtlingslager vorstellen? Meine Vorstellungen waren: große weiße Zelte, (ein wenig) Chaos, weinende Kinder, Gas-Kocher mit großen Kochtöpfen, gähnende Leere drumherum und traumatisierte Erwachsene. Weiß gar nicht, woher ich das habe. Wie auch immer. Das Gegenteil war hier der Fall. Fröhliche, aufgeweckte, niedliche Kinder (gefühlte 150!) kamen auf uns zugerannt , langten nach weißen Händen und fragten nach unserem Namen.



Weit und breit auch keine großen Zelte. Stattdessen Palmen wohin man sieht und Hütten aus Holz und Palmenblättern. Eine wirklich wunderschöne, gepflegte Anlage. Ausladen und Aufbauen war jetzt angesagt. Da ich noch ein wenig müde vom frühen Aufstehen und Autofahren war, kam es mir total gelegen, dass uns die Menschen dort unter die Arme genommen haben. Nach einer kurzen Mittagspause ging es dann ans Zähne ziehen. Glücklich, aber müde, verschwitzt und um die 60 Patienten später fuhren wir zu unserem Hotel zurück. Eine Dusche aus einem Eimer voll Wasser hat noch nie so gut getan. Um 20 Uhr gab es dann Essen. Hühnchen/Hase/Fisch mit Reis/Pommes und Soße.
Das Zimmer habe ich mir mit einer Mitarbeiterin aus Benin geteilt. Ich war neugierig, wie bei ihr Zubett gehen und aufstehen aussieht. Fazit: Konnte keine gr0ßen Unterschiede feststellen. In der Klinik erzählt sie mir oft Geschichten, die mit Gott zu tun haben, also habe ich es mir auch nicht nehmen lassen, mir eine Gute-Nacht-Geschichte von ihr anzuhören. Meine erste Nacht seit bestimmt nun 4 Monaten ohne Klimaanlage und Schiffsschaukeln. Freitag. Um 6:50 Uhr klingelte uns dann der Wecker aus dem Bett. Zum Frühstück war improvisieren angesagt. Löffel und Wasserkocher haben wir versehentlich in der Klinik zurückgelassen. Nett, wie das Hotelpersonal war, konnten sie uns mit heißem Wasser und Löffel aushelfen. Das Frühstück war herrlich. Eine Mitarbeiterin hat Zimt-Röllchen gemacht, eine andere Bananen-Kuchen und Beeren-Kuchen. Sehr lecker! Gut gestärkt ging es dann wieder ins Flüchtlingslager. Diesmal konnten wir 90 Patienten sehen. Insgesamt konnten wir nun die erwarteten 150 Patienten sehen. YEAH! Auf dem Rückweg zum Schiff wurde dann mal noch hier und dort angehalten, um den Wochenendeinkauf zu erledigen. 20 Uhr hatte uns das Schiff dann wieder. Was für zwei erlebnisreiche Tage. Abends war ich dann echt müde, aber ich würde es jederzeit wieder machen.

Donnerstag, 20. August 2009

Rapunzel, wo ist dein Haar? Das hat jetzt jemand anders!

Mittwoch. Der Tag fing ganz gewöhnlich an, doch endete er für 6 weibliche Mitarbeiter mit einem gravierendem Einschnitt in ihrem Leben. Für 3 andere am nächsten Tag. (An alle, die schon immer kurze Haare haben, ist das hier wahrscheinlich ein wenig zu dramatisch, aber alle mit langem Haar können die Dramatik nachvollziehen). Um 18 Uhr war große Haarschneide- Aktion angesagt. Aber nicht, weil wir kein Wasser mehr haben (das jeder mit langen Haaren nicht mehr ewig das Shampoo ausspülen muss), am Shampoo sparen wollen (kürzere Haare-weniger Shampoo) oder massiven Lausbefall bekämpfen müssen. Sondern weil sie es krebskranken Kindern spenden wollten. Dafür mussten aber mindestens 20 cm runter, was für 5 von ihnen einen erheblichen Unterschied in ihrer Frisurgestaltung mit sich brachte. Ein Mädchen hatte so lange Haare, dass sie selbst nach 20 cm weniger immer noch lange Haare hatte. Die Haare wurden dann verpackt und sind jetzt auf dem Weg zu der Organisation, die Perücken für die Kinder herstellt. 6x 20cm-lange-Pferdezöpfe werden für einen Haarersatz benötigt. Einige fragen sich jetzt vielleicht, wo die Dramatik ist. Erstens: Haare lang wachsen lassen ist ein jahrelanges Unterfangen und erfodert viel Geduld und zweitens: wenn man lange Haare hat, dann hat man sie, weil man es mag und meist nicht, weil es einfach so lang geworden ist. Das Drama beginnt nun, wenn man die Haare abschneidet, um es Kindern ohne Haare zu geben. Ich oder der andere? Wie weit möchte ich gehen? Wie sehr berühren die Kinder mein Herz? Oder ist mir alles egal? Ich muss ehrlich sagen, es ging in meinem Kopf hin und her. Als eine meiner Freundinnen sich entschloss, sie abschneiden zu lassen (Haare wachsen ja nach und ausserdem ist es für einen guten Zweck), dachte ich ernsthaft darüber nach, ihr zu folgen. Nach einem Gespräch mit einer anderen Freundin, die sich dann spontan auch dazu entschlossen hatte war es amtlich: Ich werde meine Haare schneiden lassen. Leider hat das ganze hin und her überlegen so lange gedauert, dass die Haarschneiderin nur noch meine Freundin machen wollte. Ich bin dann ein anderes Mal dran. hahahahaha... aber immerhin, mein Wille war da :) Puh... Die nächste Haarschneide-Aktion ist dann im Dezember. Aber da werd ich aufjedenfall mitmachen. Haare wachsen ja nach.

Vorher/Nachher

Donnerstag, 13. August 2009

Auf Wiedersehen!



Sie sind weg. Sie sind es wirklich. Ich kann es immer noch nicht glauben. Drama, Drama, Drama. Na gut, das ist jetzt ein wenig übertrieben. So lange sind sie ja noch nicht weg. Ich glaube, am Montag werde ich es erst so richtig begreifen. (Sie hat montags immer den Aerobic-Kurs geschmissen) Vielleicht fragt ihr euch jetzt, um wen es geht. Das verrate ich gleich. Nun bin ich schon 5 Monate hier und habe schon so viele Mitarbeiter kommen und gehen sehen, dass es nicht mehr feierlich ist. Und so wird es auch die nächsten Jahre weiter gehen. Das Positive ist aber, dass man viele Menschen von verschiedenen Ländern und Kulturen kennenlernt, ohne dorthin reisen zu müssen ;) Einfach fällt es mir trotzdem nicht und ich weiß, dass es das auch nicht muss.
Wie kam es eigentlich, dass ich bei Mercy Ships gelandet bin? November 2007: ich war in Berlin gerade aus Herrnhut wieder angekommen und hatte eine befristete Stelle als Zahnarzthelferin angenommen. Ich wusste, dass ich das gerne machen möchte, aber nach den 10 Monaten wieder "raus" will. Hatte aber noch keine konkreten Pläne. Meine Freundin und ich hatten schon im Sommer 2007 ein Kurzurlaub nach Belgien geplant, um einen Freund von ihr zu besuchen. Da wir noch eine Stunde Zeit hatten bevor unser Flug losging, und wir zu unmotiviert waren durch die Stadt zu laufen, einfach den Fernsehr anzumachen. Wir zappten durchs Programm und blieben skeptisch bei einer Sendung hängen, bei der es um einer deutschen Familie geht, die gerade dabei ist auf das Schiff zu ziehen. Am Ende waren wir begeistert. In Belgien erzählten wir dem Freund davon und, man glaubt es kaum, er kannte die Familie. Wie aufregend. In Berlin erzählte ich traurig einer Freundin davon, dass das ja ne tolle Sache ist, aber die auf dem Schiff bestimmt nur Krankenschwestern brauchen. Sie erzählte mir dann, dass sie auch ein Zahnarzt an Bord haben und die Menschen in Afrika zahnmedizinisch versorgen. Mein Herz bleibt fast stehen. WOW! Das wäre ja so genial. Genau das, was ich mir gewünscht habe. In MEINEM Beruf den Armen zu helfen. Internetseite von Mercy Ships angeschaut, beworben, das Einführungsprogramm gemacht und nach 1,5 Jahren bin ich nun wirklich auf dem Schiff! Da hätte ich im Traum nicht dran gedacht. Und ohne meine treuen Unterstützer wäre ich auch nicht hier. Hier ein offizielles: VIELEN DANK für all die finanzielle und auch persönliche Unterstützung, die ich von euch bekommen habe. Auch wenn das Gottes und mein Traum für mein Leben ist, war es keine leichte Entscheidung, Familie, Freunde, Kollegen, Berlin (ja, ich mag Berlin!!!), das eigene Zimmer, geregeltes Einkommen und Komfort zurück zu lassen. Es ärgert mich, dass mir Abschied nehmen von Zuhause und dann von den Freunden, die man hier macht so weh tut.
Diese Familie ist nun heute abgereist und zieht wieder nach Deutschland.

Dr. Wolfgang mit dem MKG-Chirurg Dr. Gary



Andrea mit unserem Zahnarzt Dag

Sonntag, 9. August 2009

Lagerfeuer am Strand und die Fan-Milk Fabrik

Samstag. Schon anfang der Woche werde ich gefragt, was ich denn am Wochenende machen werde. Meine Antwort ist fast immer diegleiche: Schlafen. Seit meine Kabinenmitbewohnerin als Krankenschwester in Schichten arbeitet ist mein Schlafrhythmus total durcheinander. Kann es gar nicht erwarten, bis sie wieder als Palliative Care macht. Da arbeitet sie nämlich so ähnlich wie ich (von 8 bis 17 Uhr). Sie schiebt die Schuld immer von sich und meint, dass ich doch rechtzeitig ins Bett gehen könne. Ja, aber wenn sie morgens ausschlafen kann ist es einfach schwieriger aufzustehen oder rechtzeitig schlafen zu gehen! Na gut, ich geb ja zu. Das ist eine ziemlich lausige Ausrede für mein zuspätes zu-bett-gehen. Samstag also habe ich mich überreden lassen, die Fanmilk- Fabrik aufzusuchen. Fanmilk ist leckeres Eis für umgerechnet 30 ct, kommt in Tüten, gibt es in Schokolade, Yoghurt, Vanille und Milch-Vanille (oder so). UND: fast jeder hier liebt es.
Die T-Shirts sind auch grad total "in" und deshalb ging es in die Fabrik. hmm... leider wusste keiner von uns, wo die genau ist. Mit Straßennamen ist hier auch nicht viel. Eher so: naja, in der Nähe vom Eldorado-Hotel. Was auch immer das heißen mag. Als wir gerade losfahren wollten kamen 2 Mitarbeiter von ihrem Fahrrad-Ausflug zurück, die wussten wo die Fabrik nun war. Nach einer abenteuerlichen Fahrt über nicht-asphaltierte Straßen kamen wir dann endlich an. Leider war der Boss nicht da. Und auch keiner, der sonst verantwortlich sein könnte. Vielleicht hilft es ja, wenn wir unsere Mercy-Ships Ausweise umhängen. Sieht vielleicht vertrauenswürdiger aus?! Oder auch nicht. Es hat aufjedenfall nicht geholfen. Und hier endet die Geschichte auch schon. Mit hängenden Gesichtern ging es wieder auf das Schiff. Aber wir werden nicht aufgeben. Ein T-Shirt als Souvenir mag ich schon haben.
Abends ging es dann zum Lagefeuer. Gar nicht so weit weg vom Schiff gibt es die Möglichkeit kostenlos ein Lagerfeuer zu bekommen. Direkt am Strand. Bedingung ist nur die günstigen Getränke zu kaufen. 9 Mercy Ships Landover haben ihren Weg dorthin gefunden. Es war einfach genial. Ich hoffe, dass wir das noch öfter machen werden.

Mittwoch, 5. August 2009

Cinderella

Tag spielt keine Rolle! ICH HABE NEUE SCHUHE. Naja gut, nicht ganz. Das neue bezieht sich auf ich habe und nicht auf Schuhe :) Seit langem wollte ich hier nach Schuhe suchen, die (Achtung, es wird kompliziert) einfach, aber nicht langweilig, einfarbig, flach, dunkel, bequem, geschlossen, zu jedem Outfit kleidungsfähig und afrika-tauglich sind. Dachte dabei in erster Linie an die Adidas Superstars. Na gut, die passen nicht zu jedem Outfit, aber zumindest zu meinen Jeans. Das nächste ist, dass es hier nicht riesen Einkaufszentren gibt, in denen es nur so von den oben genannten Schuhen wimmelt. Deshalb heißt es auch ich wollte suchen. Fakt ist, dass ich gar nicht erst angefangen habe, weil ich mir dachte, dass es eh nichts wird.
Das Thema schneide ich zufällig beim Abendessen mit meinen Freunden an. Meine Freundin hat gerade Schuhe von einer Freundin bekommen, die ihr zu klein sind. Als ich die Schuhe dann sah, war ich ganz aus dem Häuschen. Die gefallen mir sogar, jetzt müssen sie nur noch passen. Und voilà. Sie passen wie angegossen. Wie bei Cinderella waren die Schuhe auf der Suche nach dem richtigen Fuß. Meine Freundin hat die Schuhe nämlich von einer anderen Freundin bekommen, der die Schuhe zu groß waren. Und diese Freundin hat sie wiederum von jemand anderem bekommen. Bis jetzt konnte ich den Käufer noch nicht ausfindig machen. Es gab ein Hinweis, dass sie von einem Mädchen sind, die das Schiff inzwischen verlassen hat. Aber spielt das eine Rolle? Da kein Prinz mit den Schuhen unterwegs war, um den richtigen Fuß zu finden, wohl kaum :)



Habe ich erwähnt, dass die Schuhe qualitativ hochwertig sind? Die sind einfach voll der Hammer.

Mittwoch, 29. Juli 2009

Nasser Hund

Heute war es soweit. Unser Teppich in der Kabine wurde shampooniert/nassgestaubsaugt. Dafür mussten wir aber alle unsere Sachen vom Boden räumen. Mein Bett haben wir hochgeklappt, dass sie auch darunter schön sauber machen können. Wie ihr euch sicherlich vorstellen könnt, sind die Kabinen nicht gerade sehr geräumig, also mussten wir alles mögliche in sämtliche Nischen stopfen. Das Bett von meiner Mitbewohnerin war bis oben voll mit Bettzeug, Reisetaschen mit Schuhen, eine Nähmaschine und ein Stuhl.
Zum Glück hat meine Kabine auch ein Fenster. Nicht nur, dass ich es klasse finde immer mal wieder aus dem Fenster zu schauen oder einfach auch mal Licht zu haben ohne das Licht anmachen zu müssen, nein, es dient auch als Aufbewahrungsgelegenheit.
Meine Freundin versucht hier unser letztes Möbelstück noch unterzubringen. Meine andere Freundin erzählte mir, dass sich noch versucht hat ein Staubsauger reinzuquetschen, aber das scheiterte. Wundert mich jetzt gar nicht.






Auch hier auf dem Schiff lohnt es sich, Leute in den richtigen Positionen zu kennen. Ein Freund von meiner Freundin war mit der Aufgabe betraut, den Boden zu reinigen. Also machte er unseren gleich morgens als ersten. Somit konnte der Teppich dann den ganzen Tag über trocknen, während wir am arbeiten sind. So ein nasser Teppich riecht nämlich nach nassem Hund. Und wer Hunde hat/hatte weiß, wie "nett" das riechen kann. Und solch einen Geruch mag man bestimmt nicht in einer Kabine haben, die kein Fenster zum öffnen hat. Die Tür stand also den ganzen Tag offen und die Ventilatoren liefen auf Hochtouren. Super. Denn als ich nachhause kam, war der Teppich schon fast trocken und es roch wirklich kaum. YEAH! Und vom Boden könnte man jetzt theoretisch auch essen.