Samstag, 15. Mai 2010

Im Gefängnis

Donnerstag. Es war mal wieder soweit. Das Gefängnis ruft. Diesmal ist es aber direkt neben unserer Klinik. Sehr praktisch. Sollten wir etwas vergessen haben, dann können wir schnell rüberlaufen und es holen. Also wurden die Autos vollgepackt, denn die ganzen Behandlungsstühle und unseren Instrumente wären zu schwer gewesen den ganzen Weg zu tragen. Ich war echt aufgeregt, wie es dieses Mal werden wird. Letztes Jahr in Benin waren wir auch in einem Gefägnis, was aber eher einer Kleinstadt erinnert hat. Diesmal war es anders. Aber auch nicht viel :) Durch die erste Einfahrt durch gelang man auf einem Hof, wo wir parken konnten. Zur Begrüßung kamen uns auch gleich Schafe und Hühner entgegen. Ich frag mich hier immer, wem die wohl gehören. Hier (also jetzt nicht Down-Town Lome) laufen solche Tiere rum. Dann ging es durch ein zweites Tor auf einen zweiten Hof. Da sah es schon ein wenig anders aus. Über den Hof ging es dann zu einem Gebäude, wo wahrscheinlich die Gefängnisinsassen sitzen. Wir mussten dann noch durch ein drittes Tor und da war es dann. Ein Häuschen.

Ganz für uns alleine. Es wirkte recht schmal, aber wir sind da flexibel und dann wird das Arbeiten halt ein wenig kuscheliger bei 35 Grad Celsius (oder mehr). Noch bevor wir den ersten Patienten hatten, waren wir schon durchgeschwitzt. Wir sind halt total verwöhnt mit unserer Klimaanlage in der Klinik. Aber so sieht Extrem-Dentistry aus. Da schon vor Wochen angekündigt worden ist, dass wir vorbeischauen werden, hatten wir um die 300 Inhaftierte, die gesehen werden wollen.
So wie er hier

Also, alles schnell aufbauen, Patienten registrieren und ran ans Zähne ziehen. Füllungen konnten wir leider nicht anbieten, weil dafür die Stromversorgung fehlte. Um die 100 Patienten später ging es dann schon wieder Heim. hahaha... habe ich "schon" geschrieben. Soviele Zähne ziehen ist echt anstrengend. Zum einen für den Zahnarzt, zum anderen für die Helferin, die ständig nur am Vorbereiten und auch wieder saubermachen ist und nebenbei noch den Becher in der einen Hand hält, um die Zähne darin zu sammeln (der Becher kam dann in ein speziellen Müllsack) und in der anderen die Pinzette mit einem Tupfer hält, weil wir ja keine Absaugung hatten.
Dr. Dag und die Spritze
Ein Patient, mit dem Tray und einem Becher in der Hand

Dr. Dag und ich

Glücklich und zufrieden ging es also nach Hause.

Der nächste Tag sollte dann schon ganz anders aussehen. Zum einen haben sich 2 Fernsehteams vom lokalen Fernsehn mit diversen Ministern plus unser Kommunikationsteam angekündigt, zum anderen waren plötzlich keine Patienten mehr da! Nur ein paar wenige ließen sich registrieren und behandeln. Das Gerücht war dann, dass Patienten vom Vortag den anderen Horrorgeschichten erzählt haben und sie jetzt Angst hatten. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht so Recht was da vorgefallen ist. Und werde es wahrscheinlich auch nie rauskriegen. Also hat Pierre (er arbeitet für Mercy Ships mit der Regierung zusammen) mit den potentiellen Patienten gesprochen und erst einmal alle Gerüchte aus der Welt geschafft. Er hat tatsächlich noch viele Patienten überzeugen können. Und so ging auch der zweite Tag ereignisreich zuende. Was für ein Erlebnis... aber gerne immer wieder...

Montag, 10. Mai 2010

Im Paradies oder auch in Ada

Samstag. Ausgeschlafen, fertig gemacht, Sachen gepackt, Hotel bezahlt, Taxifahrt zu einem anderen Taxistand mit Minibussen, vom Taxi zum Minibus gewechselt und wieder auf der Straße, um die wunderschöne Landschaft Ghanas zu sehen.



2 Stunden später waren wir dann da. Noch nicht ganz im Paradies angekommen, aber definitiv in der Nähe, ging es dann auf ein Boot, das uns dann zum Paradies bringen sollte.

Es war der absolute Hammer. Wir wohnten zu zweit in kleinen Hütten, direkt am Strand. Auf der einen Seite das Meer, auf der anderen Seite ein Fluss. Eine kleine "Bar" mit Essenmöglichkeit gab es auch und alles war bezahlbar. Und: das Essen war echt lecker. Abends saßen wir dann beim Lagerfeuer zusammen und haben entweder Quatsch mit den Kindern gemacht oder den Trommlern zugehört.
Sonntag. Wieder ausgeschlafen, ins Wasser gehüpft, relaxed, zu Mittag gegessen, Sachen gepackt und dann ging es schon wieder zurück. Das Boot sollte uns um 12.30 Uhr abholen, damit wir das bestellte Taxi 30 Minuten später kriegen können. Um 12.45 Uhr war immer noch nichts vom Boot zu sehen, also beschlossen wir zu laufen. Nein, nicht auf dem Wasser, sondern durch die kleinen Dörfer hindurch. Das erste Mal, dass ich das Gefühl hatte so richtig in Afrika zu sein. Die ganzen kleinen Strohhütten, die aufgeregt rumlaufenden Kinder, die Erwachsenen, die uns freudig zuwinkten. Das waren definitiv die schönen 20 Minuten, die ich je durch Afrika gelaufen bin. Am vereinbarten Platz war noch genug Zeit für ein Gruppenfoto und dann kam auch schon das Taxi.
Was für ein Wochenende. Es war echt schön für uns alle, mal vom Schiff wegzukommen. Die Welt auf dem Schiff kann nämlich wirklich klein werden, wenn man hier arbeitet, schläft, isst, alle Erledigungen vornimmt und seine Freizeit hier verbringt. Ausserdem war es schön Moritz aus Deutschland wieder zu sehen. Den haben wir vor einigen Wochen kennengelernt und seitdem sind wir in Kontakt. Er wohnt in Ghana und arbeitet an der Universität. Ihm möchte ich hier eigentlich am Meisten danken. Er hat uns die ganzen Taxis in Accra organisiert, mit den Taxifahrern Preise ausgehandelt, das Hotel gebucht, uns Accra gezeigt, den Transport zum Paradies bzw. Ada organisiert und vieles mehr und immer gute Laune bewahrt. Mit 11 Leuten und 15 verschiedenen Meinungen war es sicherlich nicht immer einfach.