Donnerstag, 25. August 2011

Abflug oder nicht. Wetten werden entgegengenommen...

Mittwoch. Banjul, Gambia. Ja, immer noch das falsche Land. Seit gestern hätte ich schon wieder in der Zahnklinik in Freetown, Sierra Leone arbeiten müssen. Stattdessen sitze ich hier am Pool und genieße die Sonne und den fabelhaften Service vom Hotel. Ersatzteile sind gestern angekommen, aber die Reparatur war noch nicht zufriedenstellend. Die Turbine vibriere noch zu sehr. Ein neues Reparaturstück muss her. Dieses wird heute um ca. 17 Uhr erst geliefert. Neue Abflugzeit: 23.40 Uhr. Der Bus holt uns um 22 Uhr ab. Na mal abwarten. Inzwischen glauben wir schon nicht mehr daran. Sie werden uns bestimmt in den regulären Flieger am Donnerstag reinstecken. Also, wieder rein in den Badeanzug und ab zum Pool. Krokodile sollen hier irgendwo sein, so hat uns das ein Mädchen erzählt. Mit ihr und ihrer Mutter und überhaupt noch anderen Fluggästen, was hat man denn sonst so zu tun, machen wir uns zum nahgelegenen Fluss auf. Das erste Mal, dass ich den Strand sehen.



In der Saison muss dies eine beliebte Hotelanlage sein. Und da war er auch schon. Das Krokodil. Kein Zaun, nur ein paar Steine trennten uns von ihm. Aber keine Angst, wurde uns versichert. Er esse nur Fisch. Na gut.




Meine Freundin hat heute Geburtstag. Für sie haben Freunde auf dem Schiff eine Feier vorbereitet, auf der sie nun nicht erscheinen kann. Und damit sie nicht so traurig ist, haben wir den Bäcker einfach gefragt, ob er einen Geburtstagskuchen für sie vorbereiten kann. Das haben sie dann auch gemacht. Mit Kerzen und Singen :)



Inzwischen ist es Zeit mal wieder in den Bus zu steigen. Das heißt ja noch nichts. Vertrauliche Quellen haben aber schon bestätigt, dass das Flugzeug flugfähig ist. Am Flughafen herrscht mittleres Chaos. Mit uns sollten noch andere Fluggäste fliegen, deren Maschine auch einen Zwischenfall in Guinea hatte. Es ist inzwischen schon 23.40 Uhr und noch immer müssen Passagiere ihr Gepäck aufgeben. Das wird eine lange Nacht. Um 1 Uhr machten wir uns dann auf die Landebahn. Es herrscht Stille. Das Flugzeug hebt ab. Die Geräusche sind definitv anders als sie noch vor dem Zwischenfall waren, aber die Maschine fliegt. Bis zur Ankunft eine Stunde später redete kaum einer, was nicht nur an der späten Stunde lag. Ein Ehepaar aus Sierra Leone, das von Mercy Ships engagiert ist, erwarte uns bereits. Was für ein Segen, denn hier ist es schwierig durchzublicken, was als nächstes zu tun ist. Sie bringen uns netterweise auch noch zu der sehr alten staatlichen Fähre, die uns dann auf die andere Seite bringt, um dann von Freunden in Land Rovern abgeholt zu werden. Inzwischen ist es 4 Uhr. Auf der Fähre werden wir noch gewarnt, niemanden unsere Gepäckstücke zum Tragen zu geben. Sie wollen uns nicht helfen, sie wollen sie stehlen :) Alles klar. Wir haben die ganze Nacht kein Auge zugemacht, jetzt nochmal alle Konzentration zusammennehmen und auf alle Gepäckstücke aufpassen. Irgendwie haben wir dann ohne Verluste alles in die Autos verstaut und sind zum Schiff gefahren. Es ist 5 Uhr, duschen und in mein eigenes Bett. Was für eine Reise... Keine Chance in 1,5 Stunden wieder aufzustehen, um zur Arbeit zu gehen. Und diesen Freitag ist auch noch frei. Schiffsfeiertag. Und anschliessend Wochenende. Ich kann mich nicht beklagen :)

Dienstag, 23. August 2011

Heimflug die Zweite

Dienstag. Gestern wurde uns schon mitgeteilt, dass wir ausschlafen dürfen. An einem Weiterflug ist ersteinmal noch nicht zu denken. Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern. Die Anlage ist der Hammer. Der Pool ist zwar ein ganz wenig grünlich, aber die ganze Hotelanlage ist super gepflegt. Die Angestellten nett. Kein Wunder. 5 Sterne und Awards hat dieses Resort.



Frühstücksbuffet und frische Säfte. Einfach lecker. Lässt einem schnell vergessen, warum man eigentlich hier ist. Mitteilung von der Fluggesellschaft: Weiterflug um 22 Uhr, Busse stehen um 20 Uhr vor dem Hotel zur Abfahrt bereit. Rein in den Badeanzug und die Sonne am Pool genießen.



Das Mittag und Abendbuffet waren, wie mein Neffe sagen würde, deliziös. Sachen packen, nochmal Emails schreiben, dass es bald losgeht und ab in den Bus. Der erste war schon um 19.30 Uhr voll.



Jeder wollte nur endlich nach Sierra Leone. Wir waren gerade dabei unser Gepäck in den zweiten Bus zu tun, als ein Hotelangestellter uns sagte, dass das Flugzeug noch nicht fertig ist. Das war nämlich auch die ganze Zeit die Frage. Kommt eine andere Maschine uns abholen? Wird das Flugzeug repariert? Oder müssen wir bis Donnerstag warten, damit wir in die Maschine dazusteigen, die regulär die gleiche Linie fliegt? Chaos. Alle wieder raus aus dem Bus, Zimmerkarte an der Rezeption abholen und auspacken. Was machen wir jetzt mit dem angebrochenen Abend? Pina Colada von der Hotelbar und ab in meine Suite um einen Film mit meinen Freunden zu schauen. Wir dürften wieder ausschlafen hieß es...

Montag, 22. August 2011

Kam ein Vogel geflogen... meine längste Reise

Montag. 3.15 Berlin Ortszeit. Es ist noch dunkel. Meine Augen wollen sich einfach nicht öffnen. Wie kam ich nur auf die Idee so einen frühen Flug zu buchen. Wahrscheinlich war es der Preis. Mit Sack und Pack ging es zum Flughafen. Nach einigem Hin- und Her habe ich dann auch gewusst, wo ich mich anstellen muss. Mein einziges Gepäckstück hat 1kg Übergewicht, ist aber noch im Rahmen, da ich ja 2x23 kg mitnehmen darf. Manche Fluglinien wiegen sogar das Handgepäck. Hab also schnell mein Laptop vorher rausgenommen und bin so 900gr unter dem Limit für Handgepäck geblieben. Puh! 1,5 Stunden später war ich dann in Brüssel. 3 Stunden Aufenthalt. Wie kriege ich die Zeit bloß rum? Vor dem Abfluggate treffe ich Freunde wieder, die ich vor einiger Zeit auf dem Schiff kennengelernt habe und auch 3 Neulinge sind dabei. Ausserdem haben meine Freunde schon jemand anderes kennengelernt, die für UNICEF arbeiten wird. So ging es nun um 11 Uhr in das nur halbvolle Flugzeug. Ein neues Mädchen saß direkt neben mir und meine Freundin eine Reihe hinter uns. 17 Uhr Ortszeit Banjul, Gambia Landeanflug, Gäste raus, Gäste rein, tanken. Es nieselt. Anschnallen, fertig machen zum Abflug. Das Flugzeug beschleunigt und erreicht fast Höchstgeschwindigkeit. Ich sitze direkt neben dem Flügel. Geräusche von unter der Maschine. Die Maschine hebt nicht ab. Blick aus dem Fenster. Qualm aus dem Triebwerk. Es riecht nach Verbranntem. Es hört sich an, als hätten wir einen Platten. Vollbremsung. Müsste die Landebahn nicht schon bald zuende sein??? Später habe ich erfahren, dass diese Landebahn die drittgrößte in Afrika ist! In Berlin-Tegel wären wir schon bestenfalls im Rasen ansonsten im Wald angekommen. Die Abdeckung, vom "EXIT"-Schild fällt ab. Na toll, jetzt weiß ich nicht mehr w0 der Ausgang ist (kleiner Scherz beiseite... anders kann ich das jetzt noch gar nicht verarbeiten). Ist das wirklich Qualm oder sieht das nur durch die Vollbremsung und dem Regen so aus? Schon einmal eine Vollbremsung mit einem Auto bei 100 km/h gemacht? Dieses Flugzeug hatte locker das dreifache drauf. Die Vollbremsung schien ewig zu dauern. Interessanterweise hat sich niemand so verhalten, wie es einem immer vor dem Abflug gesagt wird. Kopf zwischen die Beine und Arme neben dem Kopf. Nach einem heftigem Ruck nach vorne stand die Maschine. Durchsage vom Kapitän: Irgendetwas mit dem Triebwerk stimmt nicht, ist aber alles in Ordnung jetzt, sie wollen aber noch einmal danach schauen, bevor wir uns zum zweiten Abflug bereit machen. Kein Qualm mehr aus dem Triebwerk. Super kein Feuer. Hoffentlich nur was "kleines". Ich hatte die beste Aussicht auf die Turbine. Piloten und Co-Piloten steigen in diese riesige Röhre.



Ihr Gesichtsausdruck sieht nicht gut aus. Ein Vogel ist dort reingeflogen und hat eine Lamelle so sehr verbogen, dass das Flugzeug ohne größere Reparatur flugunfähig ist. An alle Tierliebhaber: es tut mir leid, euch mitzuteilen, aber der Vogel hat es leider nicht überlebt. Echt schade. Flugbegleiter legen sich nun ins Zeug Unterkunft und Transport für uns um die 100 Passagiere zu organisieren. Weiter geht es heute, ausser ins Hotel, sowieso nicht.



Der erste große Bus erscheint. Es herrscht ein wildes Treiben und nach einiger Zeit sind Gepäck und Passagiere verstaut. Na mal sehen, wann ein zweiter noch auftaucht. Aber da war er auch schon. Inzwischen ist es schon 19.15 Uhr. Trubel, Gequetsche und sieh da für die restlichen 8 Leute, mitunter ich, war kein Platz mehr. Ein anderer Bus musste her, der dann auch nach einer halben Stunde auftauchte. Nach 10 afrikanischen (30) Minuten waren wir dann auch beim Hotel. Ich muss dazu sagen, dass ein Brüssel Airlines Angestellte sich noch bei uns für die Unannehmlichkeiten entschuldigt hat. Aber was konnte er denn dafür? Ein Concierge hilft uns beim Koffer tragen und an der Rezeption bekommen wir eine Karte für unser Zimmer. Jeder Einzelzimmer versteht sich und normale Schlüßel sind doch sowieso überholt. Mir fiel die Kinnlade runter. Ich habe ein Suite ganz für mich alleine. Badewanne, Dusche, Wohnzimmer und ein großes Bett, Klimaanlage, Handtücher und Seife. WOW! Naja, hätte ja alles schlimmer kommen können. Abendbuffet steht bereit und nach dem Auspacken habe ich mich dann gleich auch ins Bett gelegt.