Samstag, 28. März 2009

2 Möglichkeiten

Es gibt 2 Möglichkeiten mit einer Krise umzugehen. Die eine wäre, sich in der verdunkelten Kabine unter der Bettdecke zu verkriechen, sich das Lied "Lonely" von Akon anzuhören, zu weinen bis die Augen zugeschwollen sind und man erschöpft einschläft oder
man macht sich bewußt, wie gut es einem geht.
Positives in Afrika auf einem Schiff zu arbeiten:
1. Meine Arbeitskleidung wird täglich gewaschen und zusammen gelegt. Anziehen muss ich mich dann nur noch alleine
2. Da ich fast den ganzen Tag meine Arbeitskleidung anhabe, verschmutzen meine Sachen nicht so schnell, was bedeutet, weniger Wäsche waschen.
3. Der Weg zu Arbeit ist 1,5 min, um dann mit einem Auto zur Klinik gebracht zu werden.
4. Für Frühstück, Mittag und Abendessen wird gesorgt. Ich muss nicht kochen, brauche nicht abwaschen.
5. Mag ich es kalt, halt ich mich in meiner Kabine auf, mag ich es warm, gehe ich auf's Aussendeck.
6. Lerne neben Englisch und Französisch auch Nepali. Der Security-Guard kommt aus Nepal und bringt mir täglich was bei.
7. Wohnungsputz begrenzt sich auf 2x2 Meter plus Bad 1x1,5m.
8. Kostenlos Wäsche waschen (ausser Waschpulver).
9. Gelernt wie man einen Trockner benutzt und ist dankbar für diese wunderbare Erfindung.
10. Müll rausbringen bedeutet nicht mehr einmal um den Block zu laufen, sondern einfach nur die Gangway runter.
11. Einen eigenen Pool haben.
12. Teil einer Großfamilie zu sein.
13. Umzug in eine neues Land bedeutet nicht Koffer packen.
14. Weiß jetzt endlich was Steuerbord und Backboard ist.
15. Bräunung gibt es kostenfrei, die Zeiten vom Solarium sind nun vorbei.
16. Probleme mit dem email versenden: Kein Problem! 2 Decks höher und jemand kann mir weiterhelfen.
17. Der Weg zu Starbucks: 2 min, zum nächsten Einkaufsladen: 1, 7 min.
18. Kinder, die einem aufgeregt zuwinken und JOVOH (Weißer) rufen. Was für eine herzige Begrüßung.
19. Heiratsanträge en masse... (Das ist ein Scherz)
20. Regelmässig lernen, wie man sich verhält, wenn Feuer ausbricht. (In meinem früheren Wohungshaus oder gar auf der Arbeit gab es keine Feuerübungen)
21. Menschen aus der ganzen Welt kennenlernen.
22. Krank? Verletzt? Das Krankenhaus ist ein Deck tiefer. Schneller als der Rettungswagen!

Ja, jetzt geht es mir schon besser...

Mittwoch, 25. März 2009

Campen und die erste Krise

Was für ein Titel! Das Campen hat nichts mit der ersten Krise zu tun. Zunächst einmal das Wochenende.
Samstag/Sonntag:Ich war in Grand POPO campen. Kein Kommentar zum Namen :) Der Strand war super, aber leider darf man nicht im Meer schwimmen, die Strömung ist zu stark. Also bin ich brav nur mit den Füßchen ins Wasser getappselt. Die Wellen waren echt riesig. Zumindest für mich als Kroatien-Urlauber. Zur Übernachtung nur soviel: Viele von uns haben am Strand geschlafen. Ich habe es versucht :) , konnte aber nicht gut schlafen. Die Wellen waren laut, der Untergrund war unbequem und auch meine Kleidung war nicht zum Schlafen geeignet. Aber ich habe es immerhin mal ausprobiert. Zudem muss ich dazu sagen, dass Sandstrände nicht unbedingt mein Fall sind. Das liegt wahrscheinlich an meiner Vergangenheit. Ich bin nur Kiesstrände aus Kroatien gewöhnt und finde es auch ganz angenehm, mich einfach auf mein Handtuch zu legen ohne überall Sand kleben zu haben. Wie auch immer. Mückenstiche habe ich bei diesem Ausflug nicht bekommen, dafür aber einen Sonnenbrand als Souvenir mit nachhause gebracht.
Mittwoch:
erste Krise! Ja, ich bin mal so frei und schreibe einfach mal davon. Es war keine wirkliche Krise. Wie jeden Mittwoch war ich heute mit Dag auf dem Schiff, um der Crew von Zahnschmerzen zu befreien. Bei einer Patientin mussten wir eine Wurzelkanalbehandlung machen. Es gibt nichts, was ich weniger mag, als bei sowas zu assistieren. Warum kann ich gar nicht so genau erklären. Viel zu unblutig, für die lange Behandlungszeit vielleicht. Nein, war nur ein Scherz :) So, also erstens: fast alle Winkelstücke/Turbinen/Schnellläufer sind im Sterilisationsgerät (Steri), man kann die Tür von diesem Steri nur öffnen, wenn er an ist, schaltet man ihn aus, verschliesst sich die Tür und man muss das ganze Programm nochmal durchlaufen lassen. Es kam zu einer Fehlermeldung, ich habe ihn ausgeschaltet und musste ihn nochmal anmachen. Die Patientin zur Wurzelkanalbehandlung kam und wir hatten keine Turbine um den Zahn aufzubohren. Super! Dann musste ich Zement anmischen und wusste erst einmal nicht in was für einer Konsistenz er den haben möchte. Ausserdem war es sehr warm und der Zement härtete ziemlich schnell aus. Ich habe mich elend gefühlt. Dachte, was für eine schlechte Zahnarzthelferin ich bin, dass ich das nicht hinkriege. Und dass ich das Gefühl habe nicht mehr so super zu sein, wie die Wochen zuvor. Meine Qualität und Quantität habe nachgelassen usw. Echt schlimm, wenn man sich in diese Gedanken immer mehr verstrickt. Gestern habe ich noch von seiner Frau gehört, dass er froh ist, dass ich da bin und dass ich meine Arbeit auch gut mache und er sie schätzt. Ich war nach dem heutigen Tag aufjedenfall emotional erst einmal am Boden. Naja, noch nicht ganz angekommen, aber es war nicht weit davon entfernt. Als ich dann gehen wollte, hat er mir für die gute Arbeit gedankt und auch gesagt, dass alles soweit super war, wir halt nochmal über seine Methode einer Wurzelkanalbehandlung näher besprechen. Puh! Da ging es mir schon besser. Bin jetzt also wieder gut drauf, ausser dass ich wirklich immer müde bin und das Konzentrieren echt schwer fällt.