Montag, 11. Oktober 2010

Ganz alleine

Montag. Ganz alleine mache ich mich in einem Landrover auf, um in das Krankenhaus in Montebello zu fahren. Dag ist in den Vereinigten Staaten um an einer Konferenz teilzunehmen und ein Vortrag über unsere Studie zum Thema "Osteomyelitis" zu halten. Zum anderen hat Esca keine Assistenz die nächsten 2 Wochen, weil sie Prüfungen hat. Super Timing also, dass wir eine Woche alle zusammen hatten und ich mich ein wenig in die Abläufe einfinden konnte. Esca ist wirklich nett und es macht Spaß mit ihr zu arbeiten. Das schönste ist aber, dass sie es nicht gewohnt ist mit einer ausgelernten Zahnarzthelferin zu arbeiten. Sli, Assistenz/Übersetzerin möchte nämlich erst noch Zahnarzthelerin werden und hat somit noch keine Erfahrung in Instrumenten anreichen, die nächsten Schritte vorbereiten usw. Da fällt mir auf, dass ich das beim letzten Mal gar nicht erwähnt habe. Letzte Woche war es auch meine Aufgabe, Sli in Hygiene und Assistenz anzulernen. Sie hat immer super zugehört und es auch gleich in die Tat umgesetzt. Aber wie gesagt, die nächsten 2 Wochen hat sie Prüfungen und wird deshalb nicht da sein. Zurück zu Esca. Was immer sie wollte, es lag schon vorbereitet auf dem Tisch. Ich musste jedes Mal schmunzeln. Es tut einfach gut, Anerkennung für das zu bekommen, was man tut. Nicht, dass ich das sonst nicht bekomme, aber es war wirklich schon amüsant, jemanden zu verblüffen und ich dachte mir jedes Mal nur: Ich mache doch nur mein Job. Dem Zahnarzt helfen.

Sonntag, 3. Oktober 2010

Alt raus, ...

Freitag. Es ist endlich soweit. Die alten Generatoren werden aus unserem Schiff geschafft. Das klingt jetzt vielleicht etwas einfacher als es ist. Naja, vielleicht habe ich mir es auch einfacher vorgestellt als es ist. Zunächst wurde das Schiff auf Land gesetzt.





In Wochenlanger kleinstarbeit wurden Kabel und Rohre von den Generatoren getrennt.




Und da man die Generatoren nicht einfach durch die Gänge nach draußen tragen kann musste ein riesiges Loch geschaffen werden.


Das alles in einem Monat. Was für ein geschichtsträchtiger Moment. Im Februar noch habe ich ein Frichs-Generator gestartet und heute kann ich sehen, wie er uns verlässt in eine mir unbekannte Zukunft.


Kommen euch auch schon die Tränen?


Diese Generatoren haben dafür gesorgt, dass ich nach Teneriffa und nach Togo gekommen bin, dass ich Licht, warmes Wasser und Essen habe. Nun ist es aber Zeit für neue Generatoren. Warum? Weil durch die Vibrationen der alten Generatoren wir eine Krankenhausstration und 2 OP-Säle nicht nutzen können, weil sie soviel Energie verbrauchen, dass wir durch den Erwerb der neuen Generatoren das Geld schon wieder eingespart haben, dass wir dann weniger verbrauchen. Hab mich zwar an die Geräuschkulisse gewöhnt, aber ich freue mich schon, wenn ich Filme auf meinem Laptop nicht mehr mit extra Lautsprecher sehen kann.

Montag, 20. September 2010

Montebello

Nein, das ist nicht unser Wachhund, aber wenn ich so nachdenke, könnten wir ihn eigentlich so nennen. Montebello ist ein kleiner Ort, der 15 km von Appelsbosch entfernt ist. In Montebello gibt es sogar auch ein Krankenhaus inklusiver Zahnarztpraxis.

Montag. Dag (Zahnarzt), Gini (Koordinatorin) und ich machen uns in unserem Landrover auf dem Weg. Die Sonne scheint, die Landschaft wird immer grüner und ich werde mit jeder Minute aufgeregter, was mich wohl in Montebello erwartet. Das erste Mal in einem staatlichen afrikanischen Krankenhaus. Und es war genauso wie man es sich vorstellt. Eben anders. Anders als Deutschland aufjedenfall. Patienten überall, in der Aufnahme Betten nebeneinander, Türen weit offen. Aber so ist es hier halt. Hier ist man nicht "einzeln", sondern in einer Gruppe.

Wir treffen unsere Zahnärztin Esca und ihre Übersetzerin/ Assistentin. Esca hat vor einem Jahr fertig studiert und arbeitet seitdem in diesem Krankenhaus. Sie hat 2 Behandlungsstühle und somit konnten beide Zahnärzte gleichzeitig arbeiten. Die ersten Patienten kommen, aber es ist ganz anders als ich es von Westafrika gewohnt bin. Das Tempo hier ist ein wenig, naja nett ausgedrückt, gemütlich. Und auch die Anzahl der Patienten ist viel weniger als wir es in Westafrika haben. Und so behandeln wir einen Patienten nach dem anderen. Ihr fragt euch jetzt bestimmt, warum wir dann überhaupt da sind? Das habe ich mich ehrlich gesagt auch erst gefragt, aber wie immer kommt die Antwort im Laufe der Zeit. Da Esca wie gesagt, noch nie z.B. Eiter drainiert oder schwierige Weisheitszähne entfernt hat, konnte sie von den Erfahrungen, die Dag in den letzten Jahren gemacht hat wunderbar profitieren. Und so war es dann auch. 2 Patienten, bei denen wir die Weisheitszähne operativ entfernen mussten.

Zum anderen muss ich hier noch erwähnen, dass wir viele unserer eigenen Instrumente mitgebracht haben. Die Ausstattung ist mangelhaft und nicht ausreichend vorhanden. Das Budget ist klein und somit schlägt sich Esca jeden Tag mit dem durch, was sie hat. Watterollen, Tupfer? Hier wird improvisiert. Eine Baumwollballen wird auseinander gerupft und entweder zur Watterolle gerollt oder zu einem Wattetupfer geknetet. Funktioniert, aber wie gesagt, ist halt anders :)

Donnerstag, 16. September 2010

Mein Zimmer

Das ist nun mein Zimmer. Ein ehemaliges 5-Bett-Zimmer gaaaaaaaaaanz für mich alleine. 5 Schränke, 2 Betten (die ich zusammengeschoben habe), 2 Tische mit 2 Stühlen und viel Platz.


Es ist echt schön, mal wieder sein eigenes Reich zu haben. Nur zu sehr sollte ich mich daran nicht gewöhnen. Denn in 4 Monaten geht es wieder auf`s Schiff und dann teile ich mir die Kabine wieder mit 3 anderen. Aber bis dahin wird Musik aufgedreht, geputzt oder nicht, lange das Licht angelassen, Kleidungsstücke in den Schränken großzügig verteilt und Aerobics, wann immer ich mag gemacht. Was für eine nette Abwechslung.

Mittwoch, 15. September 2010

Apfel was?

Dienstag. Seit gestern bin ich nun in Südafrika. Genauer gesagt in Appelsbosch, Kwazulu-Natal. Klingt wie ein Apfel im Busch. (Hab hier aber ehrlich gesagt noch keine Apfelbäume gefunden). Ja, ich bin hier... yuhu... nur mein Gepäck nicht. Und das ist noch eine andere lange Geschichte. Das erste Mal, dass mir das passiert ist. Ich bin in den letzten Jahren so viel geflogen, aber immer kam mein Gepäck mit mir an. Es fing eigentlich schon chaotisch in Berlin an. 3 Kilo Übergewicht (mein Koffer, nicht ich) bescherten mir 30 Euro Aufschlag. Das ist halt das Problem mit den Billigfliegern. Zum Glück war nur der erste Flug von den dreien von so einem Unternehmen. Mein erster Flug ging von Berlin nach Mailand. Dort hatte ich 10 Stunden (es sollten 12 am Ende werden) Aufenthalt. Genug Zeit um sich in die Bahn zu setzen, durch die Straßen zu laufen, alte Kirchen/ Kathedralen anzuschauen, ein italienisches Sandwich zu sich zu nehmen und sich wieder auf den Weg zum Flughafen zu machen.
Diesmal saßen viele in Ferrari Trikots in der Bahn...hmmm...oh ja, ach nein, Formel eins, das große Rennen in Monza. So nah und doch so fern. Ich konnte fast die Abgase riechen, aber ich habe es verpasst. Was solls, ich konnte fast das Gemälde "Das letzte Abendmahl" anfassen. (Naja, nicht wirklich... eine Mauer war dazwischen. Ich konnte das Gemälde noch nicht einmal sehen, weil das Museum keine Leute mehr reingelassen hat). Es ging also zurück zum Flughafen. In Berlin wurde mein Gepäck von der besagten Billig-Airline, aus mir unbekannten Gründen, nur bis Dubai eingecheckt und nicht bis nach Durban. In Mailand wechselte ich nun die Fluggesellschaft. Emirates Airline. Sehr zu empfehlen. Ernsthaft. Also erkundigte ich mich nach dem Stand meines Gepäckes. Die Angestellte war sehr hilfsbereit. Sie versuchte mein Koffer zu finden und es dann mit dem richtigen Etikett zu versehen. Leider teilte sie mir dann mit, dass sie mein Gepäck nicht finden konnte und dass es noch in Berlin sei. Ahhhh... mein Gepäck hat noch nicht einmal mein ersten Flug mitgemacht??? Grr... Billig-Airline. Das kann ja dann ewig dauern, bis es dann mal in Südafrika ankommt! Na gut, was solls. Ich freue mich auf meinen nächsten Aufenthalt. Dubai. Hab gehört, die haben dort Duschen usw. Echt super, nach einem langen warmen Tag in Italien. Leider hatte mein Flug Verspätung. Nichts mit Duschen. Gepäck ist in Berlin. Schlimmer kann`s nicht mehr werden. Nach 7 Stunden endlich in Dubai angekommen, über den Flughafen gerast, um meinen nächsten Flug nicht zu verpassen. Dehydried. Kopfschmerzen. Schnell noch zu einer Apotheke, sonst halte ich den nächsten 8 Stunden Flug nicht aus. Bin rechtzeitig am Schalter und dachte mir: erkundige dich doch einfach nochmal nach deinem Koffer. Der Flugbegleiter bat mich noch nicht in den Flieger zu steigen und zu warten bis er den letzten Gast abgefertigt hat und dann kann er mir mehr sagen. So war es dann auch. Alle im Flieger nur Sandra sitzt einsam im Wartesaal. Minuten kamen mir vor wie Stunden. Da ist es endlich. Ratet mal wo mein Gepäck ist? In Dubai!!! Es hat also doch den Weg von Berlin nach Mailand und von Mailand nach Dubai gemacht, aber durch den verkürzten Aufenthalt in Dubai hat es mein Koffer nicht mehr in den letzten Flieger geschafft. Ach doof, nehme alles zurück, was ich über diese Billig-Airline gedacht habe. 8 Stunden später lande ich nun in Durban. Ohne Gepäck. Zu schade, denn ich hatte 3 nette Männer, die mich abholten. Nächste Herausforderung: wie und wann kriege ich nun mein Gepäck? Wir haben keine richtige Adresse in Appelsbosch. Ich meine, dass ist ein kleines Dörfchen im Irgendwo. Kein Problem, sie wollen mein Koffer trotzdem am nächsten Tag liefern. Wahnsinn. So etwas habe ich noch nie mitgekommen. Ich habe schon so viele Leute vom Flughafen abgholt und ein Gepäckstück fehlte immer und jedes Mal mussten wir hinfahren, um es abzuholen. (Das würde mich dann wieder 70 Dollar Benzingeld für das Auto kosten). Und so war es dann auch. Dienstag Abend kriegen wir den Anruf, dass sie auf den Weg nach Appelsbosch seien. Ich muss dazu erwähnen, dass es nicht einfach ist das Gelände zu finden, wo wir uns gerade befinden. Die einzige Alternative war das lokale Krankenhaus als Anlaufpunkt. Inzwischen war es aber schon nach 22 Uhr und eigentlich zu gefährlich für uns, das Gelände zu verlassen. Aber zum Glück haben wir hier einen netten Sicherheitsbeamten und ein Freund von mir, die ausgerüstet in Schutzwesten, Pistole, Pfefferspray, Schlagstock uvm. sich auf den Weg in das 400 m entlegene Krankenhaus machten um mein leichtes Gepäckstück (23kg) den Berg auf und ab zu tragen. WoW. Genial. Zur Belohnung habe ich ihnen deutsche Schokolade geschenkt. (Und sie haben sie geliebt! Es gibt nichts über gute Schokolade, stimmt`s?)

Montag, 19. Juli 2010

5000!

Montag. Wie gewöhnlich schwingen wir uns in die Landrover und düsen zur Klinik. Ein bisschen kühler ist es in letzter Zeit geworden, aber sonst ist alles wie immer. Die Togolesen sind fleißig dabei, die Strasse am Strand entlang fertig zu bauen und ich muss sagen, dass sie das schneller erledigen als ich erwartet hätte. 20 Minuten später sind wir in der Klinik angekommen. Und wieder erwarten uns viele Menschen mit Zahnschmerzen. So wie jeden Montag und Donnerstag seit wir die Klinik aufgemacht haben. Sie stellen sich schon in den frühen Morgenstunden an, um ein "Ticket" von uns zu bekommen, der ihnen dann eine Behandlung für den gleichen Tag oder für einen in den nächsten 2 Tagen ermöglicht.


Da unsere Zeit hier in Togo sich dem Ende nähert, wird der Verzweiflung so ein "Ticket" zu bekommen größer und wir geben unser Bestes so viele wie möglich bis zum Ende zu sehen. Also ist Endspurt angesagt. Und heute war es soweit. Einer von ihnen hier ist es.


Unser 5000ste Patient in diesem Einsatz! Yeah! Dieses Ziel haben wir uns für den Einsatz gesetzt und wir haben es geschafft. Was für ein super Gefühl. Tradition ist von jedem tausendsten ein Foto zu machen. Leider war ich bei den ersten vier nicht dabei, aber zu diesem geschichtsträchtigen Tag für uns war ich anwesend.

Patient Nummer 5000!


(Werd das Gefühl nicht los, dass die Patientin nicht so richtig verstanden hat, was um sie herum abgeht)

(Screening Fotos von Aafke)

Samstag, 15. Mai 2010

Im Gefängnis

Donnerstag. Es war mal wieder soweit. Das Gefängnis ruft. Diesmal ist es aber direkt neben unserer Klinik. Sehr praktisch. Sollten wir etwas vergessen haben, dann können wir schnell rüberlaufen und es holen. Also wurden die Autos vollgepackt, denn die ganzen Behandlungsstühle und unseren Instrumente wären zu schwer gewesen den ganzen Weg zu tragen. Ich war echt aufgeregt, wie es dieses Mal werden wird. Letztes Jahr in Benin waren wir auch in einem Gefägnis, was aber eher einer Kleinstadt erinnert hat. Diesmal war es anders. Aber auch nicht viel :) Durch die erste Einfahrt durch gelang man auf einem Hof, wo wir parken konnten. Zur Begrüßung kamen uns auch gleich Schafe und Hühner entgegen. Ich frag mich hier immer, wem die wohl gehören. Hier (also jetzt nicht Down-Town Lome) laufen solche Tiere rum. Dann ging es durch ein zweites Tor auf einen zweiten Hof. Da sah es schon ein wenig anders aus. Über den Hof ging es dann zu einem Gebäude, wo wahrscheinlich die Gefängnisinsassen sitzen. Wir mussten dann noch durch ein drittes Tor und da war es dann. Ein Häuschen.

Ganz für uns alleine. Es wirkte recht schmal, aber wir sind da flexibel und dann wird das Arbeiten halt ein wenig kuscheliger bei 35 Grad Celsius (oder mehr). Noch bevor wir den ersten Patienten hatten, waren wir schon durchgeschwitzt. Wir sind halt total verwöhnt mit unserer Klimaanlage in der Klinik. Aber so sieht Extrem-Dentistry aus. Da schon vor Wochen angekündigt worden ist, dass wir vorbeischauen werden, hatten wir um die 300 Inhaftierte, die gesehen werden wollen.
So wie er hier

Also, alles schnell aufbauen, Patienten registrieren und ran ans Zähne ziehen. Füllungen konnten wir leider nicht anbieten, weil dafür die Stromversorgung fehlte. Um die 100 Patienten später ging es dann schon wieder Heim. hahaha... habe ich "schon" geschrieben. Soviele Zähne ziehen ist echt anstrengend. Zum einen für den Zahnarzt, zum anderen für die Helferin, die ständig nur am Vorbereiten und auch wieder saubermachen ist und nebenbei noch den Becher in der einen Hand hält, um die Zähne darin zu sammeln (der Becher kam dann in ein speziellen Müllsack) und in der anderen die Pinzette mit einem Tupfer hält, weil wir ja keine Absaugung hatten.
Dr. Dag und die Spritze
Ein Patient, mit dem Tray und einem Becher in der Hand

Dr. Dag und ich

Glücklich und zufrieden ging es also nach Hause.

Der nächste Tag sollte dann schon ganz anders aussehen. Zum einen haben sich 2 Fernsehteams vom lokalen Fernsehn mit diversen Ministern plus unser Kommunikationsteam angekündigt, zum anderen waren plötzlich keine Patienten mehr da! Nur ein paar wenige ließen sich registrieren und behandeln. Das Gerücht war dann, dass Patienten vom Vortag den anderen Horrorgeschichten erzählt haben und sie jetzt Angst hatten. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht so Recht was da vorgefallen ist. Und werde es wahrscheinlich auch nie rauskriegen. Also hat Pierre (er arbeitet für Mercy Ships mit der Regierung zusammen) mit den potentiellen Patienten gesprochen und erst einmal alle Gerüchte aus der Welt geschafft. Er hat tatsächlich noch viele Patienten überzeugen können. Und so ging auch der zweite Tag ereignisreich zuende. Was für ein Erlebnis... aber gerne immer wieder...

Montag, 10. Mai 2010

Im Paradies oder auch in Ada

Samstag. Ausgeschlafen, fertig gemacht, Sachen gepackt, Hotel bezahlt, Taxifahrt zu einem anderen Taxistand mit Minibussen, vom Taxi zum Minibus gewechselt und wieder auf der Straße, um die wunderschöne Landschaft Ghanas zu sehen.



2 Stunden später waren wir dann da. Noch nicht ganz im Paradies angekommen, aber definitiv in der Nähe, ging es dann auf ein Boot, das uns dann zum Paradies bringen sollte.

Es war der absolute Hammer. Wir wohnten zu zweit in kleinen Hütten, direkt am Strand. Auf der einen Seite das Meer, auf der anderen Seite ein Fluss. Eine kleine "Bar" mit Essenmöglichkeit gab es auch und alles war bezahlbar. Und: das Essen war echt lecker. Abends saßen wir dann beim Lagerfeuer zusammen und haben entweder Quatsch mit den Kindern gemacht oder den Trommlern zugehört.
Sonntag. Wieder ausgeschlafen, ins Wasser gehüpft, relaxed, zu Mittag gegessen, Sachen gepackt und dann ging es schon wieder zurück. Das Boot sollte uns um 12.30 Uhr abholen, damit wir das bestellte Taxi 30 Minuten später kriegen können. Um 12.45 Uhr war immer noch nichts vom Boot zu sehen, also beschlossen wir zu laufen. Nein, nicht auf dem Wasser, sondern durch die kleinen Dörfer hindurch. Das erste Mal, dass ich das Gefühl hatte so richtig in Afrika zu sein. Die ganzen kleinen Strohhütten, die aufgeregt rumlaufenden Kinder, die Erwachsenen, die uns freudig zuwinkten. Das waren definitiv die schönen 20 Minuten, die ich je durch Afrika gelaufen bin. Am vereinbarten Platz war noch genug Zeit für ein Gruppenfoto und dann kam auch schon das Taxi.
Was für ein Wochenende. Es war echt schön für uns alle, mal vom Schiff wegzukommen. Die Welt auf dem Schiff kann nämlich wirklich klein werden, wenn man hier arbeitet, schläft, isst, alle Erledigungen vornimmt und seine Freizeit hier verbringt. Ausserdem war es schön Moritz aus Deutschland wieder zu sehen. Den haben wir vor einigen Wochen kennengelernt und seitdem sind wir in Kontakt. Er wohnt in Ghana und arbeitet an der Universität. Ihm möchte ich hier eigentlich am Meisten danken. Er hat uns die ganzen Taxis in Accra organisiert, mit den Taxifahrern Preise ausgehandelt, das Hotel gebucht, uns Accra gezeigt, den Transport zum Paradies bzw. Ada organisiert und vieles mehr und immer gute Laune bewahrt. Mit 11 Leuten und 15 verschiedenen Meinungen war es sicherlich nicht immer einfach.

Samstag, 8. Mai 2010

Fahrt nach Ghana und die erste Nacht

Freitag. Heute geht es mal nicht zur Arbeit, aber früh aufgestanden werden musste trotzdem. Ich habe mir den Tag frei genommen, um ..... yeah!!! nach GHANA mit meinen Freunden zu fahren und da das Wochenende zu verbringen. Aber ein Abenteuertrip wäre kein Abenteuertrip ohne Abenteuer. (Weiß nicht, ob Abenteuer das hier wirklich trifft). Am Dienstag wollte meine Freundin unsere Pässe zur Botschaft von Ghana bringen -> die hatte aber aufgrund eines Feiertages zu. Keiner von uns hatte Zeit zur Botschaft zu fahren und Dienstag war für sie der beste Tag. Aber nun ja, wir brauchen die Visa, also musste sie Mittwoch vor der Arbeit noch einmal hin, um sie abzugeben und dann später noch einmal um sie abzuholen. Es hat geklappt, was für ein Wunder. Letztes Wochenende wurde dann einer aus unserer Gruppe krank, ich folgte dann mit Fieber, Gliederschmerzen und absoluter Arbeitsunfähigkeit am Montag, Dienstag dann noch 3 andere aus der Gruppe. Ein Freund sah das Ganze ein wenig entspannter und meinte: Wir brauchen uns keine Gedanken machen, ob wir ein großes Taxi, das uns zur Grenze fährt finden werden, die Ambulanz fährt uns sicherlich. Also morgens um 7.30 Uhr sollte es dann losgehen. Nachdem ich also bis um 3 Uhr meine Wäsche gewaschen habe, da ich das vorher in der Woche aufgrund der Krankheit nicht tun konnte, stand ich dann um 6 Uhr wieder auf, um noch (wer weiß... ein letztes Mal) duschen zu gehen und die restlichen Sachen zu packen. Beim Frühstück treffe ich unseren Doktor, der mir einfach mal mitteilt, dass das Ergebnis vom Rachenabstrich zurück sei und ich Streptokokken habe und Antiobiotikum nehmen müsste, ob ich nicht um 9 Uhr in die Klinik kommen könnte. Scherzkeks. 10 Leute 1, 5 Stunden auf mich warten lassen. Ausserdem: ICH WILL NACH GHANA! Ach, habe ich übrigens erwähnt, dass es in Strömen regnete. Klasse. Es ist doch wie in Deutschland. Unter der Woche Sonnenschein und wenn man mal frei hat regnet es. Also schnell zurück zur Kabine, Regenjacke holen und auf nach Ghana (mit meinem Antibiotikum... nur soviel dazu: ich habe nicht bis 9 Uhr gewartet, der Rest ist egal). Clever wie wir sind hatten wir Kaleb, ein Tagesmitarbeiter aus Togo/Ghana, mit uns. Spricht fließend Englisch und Französisch. Das erste Taxi hat uns zur Grenze gefahren (ist nur ca. 20 min entfernt). Dann ging es zu Fuß über die Grenze und dann... ja, hier begann das Abenteuer... ein weiteres Taxi, das uns nach Accra fahren sollte. Da diesmal die Strecke ca. 3 Stunden dauern sollte, wollten wir ein 11-Sitzer-Kleinbus-Taxi haben, damit wir alle zusammen sein können... ohhh... :) Wir warteten geduldig hinter Autos, bis Kaleb uns so ein Taxi organisieren und natürlich auch einen fairen Preis aushandeln konnte. Und das hat er. Das Taxi hatte sogar Klimaanlage (ja, es regnete, aber dennoch war es super heiß) und eine super Soundanlage. 3 Stunden später waren wir dann also in Accra. Ich war beeindruckt. Ganz anders als die Vorstadt von Lome. Zuerst ging es zum Hotel, um unsere Sachen in die Zimmer zu schmeißen, um dann die Stadt zu erkunden. Besser gesagt, das Einkaufszentrum :) Das Hotel war auch ein Teil des Abenteuers, also stellt euch bitte kein 3 Sterne Hotel vor. Mein Zimmer hatte unter anderem nur ein Bett und ein riesigen Ventilator. Was super war, denn so hatten die Mücken gar keine Chance auch nur auf mir zu landen. Wie gesagt, es ging ins Einkaufszentrum. WOW! Ich war total von den Socken. Hab mir dann 2 Cherry-Tomaten gekauft. Ja, nur 2.. ne halt 3 (2 waren zu leicht und wurden von der Waage nicht wirklich wahrgenommen). Das Kilo hätte nämlich 14 € gekostet!!! Ach, der Geschmack war herrlich.
Abends aßen wir dann in einem echt schönen Restaurant. Naja, die anderen aßen. Ich hatte ja geschwollene Mandeln und schlürfte an meiner Suppe, die aber auch sehr lecker war. Und dann ging es auch schon Down-Town. Tanzende Menschen auf der Straße, Plastikstühle und Tische für jeden und laute Musik. Erschöpft vom langen Tag ging es dann um 23.30 Uhr zum Hotel. Morgen geht es ja schon weiter in eine andere Stadt.

Donnerstag, 15. April 2010

Das Mädchen

Es war einmal ein Mädchen. Das Mädchen ist 16 Jahre alt. Eines Tages bekommt sie einen Stein ins Gesicht geworfen. Aus den Händen ihres Stiefvaters. Wo ihre Mutter war, wie es dazu kam und viele andere Fragen werden wir wohl nie beantwortet kriegen. Ihr Unterkiefer war schwächer als der Stein und brach. Fast genau in der Mitte. Da sie aber kein Geld haben zum Arzt zu gehen, konnten sie den Bruch nicht behandeln lassen. Nach einer Weile hat sich um den Bruch alles entzündet und ein Fistelgang entstand. Unglaubliche Schmerzen musste dieses Mädchen ertragen. Ganz zu schweigen von den seelischen.
Eines Tages machte sich ihre Mutter mit ihr auf, um Hilfe von den Zahnärzten von Mercy Ships zu bekommen, die, wie sie gehört hat, kostenlos operieren. So stand sie nun stundenlang in der Warteschlange an, um auch gesehen zu werden.
Jetzt wird es persönlich...
Sie kam auf unseren Stuhl und hatte schreckliche Angst. Das ist bestimmt das erste Mal, dass sie überhaupt bei einem Zahnarzt ist. Sie wurde untersucht und zum Schiff geschickt, damit ein Röntgenbild gemacht werden kann und bekam auch gleich ein OP-Termin bei uns in der Zahnarztklinik. Der Plan war ihr Platten einzusetzen, die den Kiefer wieder richtig zusammenwachsen lassen sollen. So war es dann auch. Sie erschien zum Termin. Sie weinte die ganzen 3 Stunden durch. Angst, Schmerzen und Wut waren in diesen Tränen. Ihre Mutter verließ zwischendrin den Behandlungsraum, weil sie es nicht ertragen konnte. Am Ende saßen die Platten und sie konnte gut mit Schmerzmitteln ausgestattet nach Hause gehen.
Das ist aber noch nicht das Ende der Geschichte. Als sie 2 Wochen später zur Kontrolle wieder kam stellten wir fest, dass sich die Platten gelockert haben. Eine Alternative musste her. Und ein neuer OP-Termin. Diesmal, und auch wieder unter Tränen, mussten wir ihr die beiden Kiefer zusammen verdrahten, sodass sie den Mund nicht mehr öffnen kann. So kann der Unterkiefer stabilisiert werden und gescheit zusammenwachsen. Was auch geschah. Aber die Platten, die ja nicht eingeheilt waren mussten entfernt werden und somit brauchte sie noch einen OP-Termin bei uns in der Klinik. Ein entzündetes Gebiet zu anästhesieren ist nicht einfach oder funktioniert teilweise fast gar nicht. Und somit könnt ihr euch denken, dass das Entfernen kein Zuckerschlecken war. Aber nun sind die Platten draußen und ihr Kiefer ist immer noch zusammen verdrahtet. 6 Wochen soll es auch so bleiben.
Deswegen bin ich hier. Ich kann nicht jedem helfen. Ich kann noch nicht einmal annähernd jedem helfen. Aber ich konnte diesem Mädchen helfen, wieder Hoffnung geben, ein normales Leben zu führen. Die Schmerzen in ihrem Herzen kann ich nicht heilen, aber ich konnte ihr zeigen, dass sie es Wert ist, alles zurück zu lassen, um ihr zu helfen. Das sie es Wert ist, sich um sie zu kümmern. Das sie es Wert ist, geliebt zu werden.

Mittwoch, 31. März 2010

Der Präsident

Mittwoch. Wie jeden Mittwoch bin ich auch heute wieder an Bord, um die Mitarbeitern zahnärztlich zu versorgen. Wie passend, dass der Präsident beschlossen hat uns an einem Mittwoch auf dem Schiff zu besuchen. Hab mir also meine schönste Arbeitshose rausgesucht, alles fein säuberlich gebügelt und fand mich zur rechten Zeit in der International Lounge ein. Wie aufregend. Der Präsident höchst persönlich. Ich meine, den Präsidenten von Benin habe ich auch schon live gesehen. Er hat uns immerhin zu sich eingeladen. Aber ein Besuch bei uns auf dem Schiff ist nochmal was anderes. Höchste Sicherheitsstufe war angesagt. (Glaube ich zumindest, wäre naheliegend, aber ich kenne mich ehrlich gesagt, mit den ganzen Sicherheitswarnstufen nicht so gut aus).


Eine Durchsage durch alle Lautsprecher auf dem Schiff kündigte die Ankunft des Präsidenten an. Er ist also wirklich da. Hätte ja sein können, dass er in letzter Minute doch nicht kann.
Die Chancen standen 50/50 durch welche Eingangstür zur International Lounge er reinkommt und ich habe richtig gesetzt, er lief direkt neben mir vorbei. Naja, nicht nur er. Gefolgt von einem Haufen Männer in schwarzen Anzügen. Das Schiff bzw. das Krankenhaus wurde ihm gerade gezeigt



und die Rede war der Abschluss. Don Stephens (Gründer von Mercy Ships) stellte ihn vor, der Präsident bedankte sich für die Arbeit, die wir tun, Don Stephens überreicht ihm noch ein Bild von unserem Schiff, das selber aus tausend kleinen Fotos gemacht ist und weg war er wieder.


Das Bild hätten sie beinnahe im Versammlungsraum vergessen und so kam noch ein Sicherheitsbeamter zurück gerannt, hat sich das Bild geschnappt und war dann auch wieder weg. War echt zum Schmunzeln.
Draußen gab es aber noch ein Geschenk vom Präsidenten. Ein wunderschönes Bild, dass jetzt bei uns in Midships hängt.


Jetzt habe ich den Präsidenten von Benin und von Togo vom Nahen gesehen. Schon komisch, denn den einzigen Politiker aus Deutschland, den ich mal live gesehen habe, war Ex-Bundeskanzler Schröder in Dresden 1998. Anmerkung: Dies war einfach nur eine Feststellung und nichts anderes.

Montag, 22. März 2010

Heut hab ich mal eine Assistenz :)

Montag. Mal wieder. Oder schon wieder? Die Zeit scheint mal wieder davon zu rasen. Heute sollte es aber mal anders werden als jemals in meinem bisherigen Jahr. Durch Doppelbestellung von Prophylaxe von Patienten auf dem Schiff als auch in der Klinik war ich heute mal die Prophylaxehelferin in der Klinik und konnte den Menschen hier in Afrika die Zähne reinigen. Und nicht nur das. Ich erklärte ihnen auch, wie man sich die Zähne putzen soll und das auch Garn als Zahnseide durchgeht. Es hat super Spaß gemacht, weil viele von ihnen (naja, sind wir mal ehrlich: keiner von ihnen jemals) eine professionelle Zahnreinigung hatten und somit waren die Zähne mit Zahnstein bedeckt. Ja, ich weiß. Nicht jeder teilt die Leidenschaft Zähne von dicken Belägen und Zahnsteinbrocken zu befreien, aber ich liebe es ;) Im Ganzen war das ein genialer Wochenbeginn. Aber ich glaube, jeden Tag könnte ich das hier nicht machen. Assistieren ist einfach noch viel interessanter. Zysten entfernen, abgestorbenen Knochen entfernen... ich stopp hier mal. Euch soll ja nicht anders werden :)


Sonntag, 21. März 2010

Camping in Afrika

Samstag. Ja, ihr habt richtig gelesen. Habe ich mich doch immer so über`s Campen ausgelassen, wie ungern ich es doch mache, umso mehr Spaß hatte ich dieses Wochenende im Dschungel. Freitag Abend dachte ich noch darüber nach, einfach abzusagen, weil ich Müde war und nicht Stunden im Auto verbringen möchte, um dann wer weiß wo anzukommen, wo es mir dann evtl. nicht gefällt. Aber diesmal sollte es anders werden. Das volle Programm von Afrikanischen-Abenteuer-Dschungel-Campen in nur 2 Tagen. Es fing schon gut an. Ich stand am Samstag um 6 Uhr auf, damit ich fertig bin, wenn der Taxi-Bus uns dann um 7.30 Uhr abholt. Im Nachhinein hat es auch keinen gewundert, dass er dann erst um 9 Uhr erschien. Aber das senkt unsere Laune nicht. 3 von unseren Freunden sind mit ihrem hier gekauften Motorrad hinter uns hergefahren und waren dann auch gleich zur Stelle als dann ein Zelt von unserem vollgepacktem Dach fiel. Stunden und einigen "Pausen" später waren wir dann angekommen. Im Dschungel. Auf einem Berg. Palmen, Lehmhütten, grüne Stauden und Bäume, neugierige Kinder. Ruhe. 14 Uhr. Es war mittlerweile zu spät zum, wie geplanten, Wasserfall zu laufen also ging es zur Bergspitze. Nur kurz die Campingausrüstung in einer Lehmhütte von den Besitzern, die uns auch die Grasfläche zum Campen
zu Verfügung stellen, verstauen und ab wieder in unseren Taxibus und (ja, eigentlich wollten wir den 4-stündigen Weg wandern) hinauf bis fast zur Bergspitze. Eine atemberaubende Aussicht. Klasse war auch, dass die Sonne nicht auf uns knallte, sonst hätte ich das bestimmt nicht so genießen können. Es war bewölkt und nebelig, aber trotzdem ca. 30 Grad. Fotoshooting und mit Motorad-Taxis wieder zu unserem Campingplatz. So langsam wurde es ja dunkel und das Essen musst ja auch noch gekocht werden. Mit einer Flasche Wein, Nudeln, Lagerfeuer und Djembe-spielenden Dorfbewohnern tanzten wir dann mit den Kindern in die Nacht.
Der nächste Morgen. Es ist 5.30 Uhr. Die Sonne kommt hervor. Der Hahn kräht. Ahh... ich will noch weiterschlafen. Leider mochte der Hahn aber die Stelle direkt neben unserem Zelt und ich war zu müde, um zu versuchen ihn zu verjagen. Um 7 Uhr war ihm dann das gekrähe auch zuviel und er verschwand. Zeit für ein zweites Nickerchen. Frühstücken und auf zum Wasserfall. Auch heute knallte die Sonne nicht allzusehr und somit war das Wandern zum Wasserfall ganz erträglich. Ausserdem wussten wir ja, dass Erfrischung uns erwartet.
Nur unsere Gruppe war dort. Nach dem Schwimmen, 2. Frühstück, Kartenspielen ging es nach entspannten 3 Stunden auch schon wieder zu unseren Zelten. Wir mussten ja immerhin noch alles zusammenpacken und dann auch rechtzeitig zum Abendessen auf dem Schiff sein. Müde und zufrieden schliefen wir dann alle im Taxi ein, das uns zum Schiff bringen sollte.

Donnerstag, 4. März 2010

Das erste Jahr

Donnerstag. Heute vor einem Jahr habe ich das erste Mal meinen Fuss auf dieses Krankenhausschiff, der Africa Mercy gesetzt. Ein Jahr! Wie es mir dabei geht? Super zufrieden. Die Zeit ist wie im Flug vergangen und doch kommt mir das Leben in Berlin Ewigkeiten her vor. Das Leben in Gemeinschaft hat einfach eine ganz andere Dynamik. Deswegen kommt mir hier die Zeit so lang vor. Ich habe das Gefühl, dass ich viele hier schon seit Jahren kenne, obwohl es gerade mal ein paar Monate sind. Auf der anderen Seite habe ich schon so lange auf diesen Moment gewartet und jetzt ist er da. EIN JAHR! Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich endlich angekommen bin. Es ist nicht so einfach zu beschreiben, da ich in Benin schon das Gefühl hatte, dort zu sein, wo ich hingehöre, aber irgendetwas hat sich verändert und ich weiß nicht genau was. Ich liebe Afrika, ich liebe die kleinen Babys, die Menschen, unsere Patienten, die Klinik, Togo uvm. Ich liebe es, den Müttern beim Betreten des Behandlungsraumes ihr Kind abzunehmen und mit ihm Quatsch zu machen, während ich nebenbei natürlich auch assistiere ;) Etwas Tieferes als nur das Gefühl, am richtigen Platz zu sein hat mich berührt und es fühlt sich gut an. An dieser Stelle möchte ich mich bei allen bedanken, die das letzte Jahr für mich gebetet haben. Ich glaube, dass das der Grund ist und ich kann euch gar nicht genug sagen, wie dankbar ich bin. Aber nicht nur Gebet, sondern auch ein riesiges Dankeschön an alle, die mich finanziell unterstützt haben. Ihr habt Großes erst möglich gemacht. Abgesehen davon, dass ich meine monatlichen Kosten decken konnte, hatte ich z.B. auch die Möglichkeit Weihnachten mit meiner Familie und meinen Freunden zu verbringen. Wenn ich über alles dieses nachdenke, bin ich total überwältigt. So viele kleine Wunder, die ich das letzte Jahr sehen konnte und ich bin mittendrin und ihr seid mitdabei.


Freitag, 26. Februar 2010

Die erste Woche

Geschafft. JUHU. Die erste Woche ist nun um. Ich mag ab und zu Veränderung, aber ich liebe es, wenn Abläufe ihren geregelten Gang gehen. In unserem Team sind wir gerade zur Hälfte von Mitarbeitern, die letztes Jahr schon da waren und zur anderen Hälfte mit Mitarbeitern, die gerade erst angekommen sind. So hat es sich also ergeben, dass ich (zumindest ersteinmal für 2 Wochen) nicht Dag assistiere sondern Marijke aus den Niederlanden. Sie ist eine absolut gute Zahnärztin und schlägt sich hier gut durch mit ihren 25 Jahren. Hitze, extreme Behandlungsfälle, körperliche Belastung, die an ihre Grenzen gehen und wir feststellen, dass es sich lohnt auch für das Herausziehen eines Zahnes, der absolut nicht rauswill zu beten. Sie ist also Klasse und ich habe keinen Grund mich zu beschweren :) Aber lasst es mich mal so ausdrücken. Ich vergleiche vieles im Leben mit Mathematik oder Physik. Mit Variablen und Konstanten. Ich habe eine Vorstellung davon, was variabel und was konstant sein soll und alles was sich damit vergleichen lässt erfreut mein Herz. Deswegen habe ich die Abrechnung in der Zahnarztpraxis geliebt. Am Anfang wurde festgelegt, dass eine Behandlung mit gewissen Regeln eine bestimmte Nummer hat und dann wurde alles zusammengerechnet. (Das war jetzt wirklich ganz einfach beschrieben, natürlich ist das dt. Abrechnungssystem ein wenig komplizierter). Wie in der Mathematik, wo irgendwand festgelegt wurde, dass drei nach zwei kommt. Werd die Unterrichtstunde mit Herrn Mensch nie vergessen, wo wir über soetwas geredet haben. Zurück zum Zähne ziehen und meinem Leben. Arbeite ich also mit einem neuen Zahnarzt zusammen ist die Definition und das Abspeichern angesagt. Was braucht sie zum Füllung legen, welche Zahnzangen liegen ihr am Besten in der Hand usw. Irgendwann sind alle Konstanten definiert, abgespeichert und bereit mit Variablen zu einem Ergebnis zu führen. Das ist eine meiner Stärken. Rauskriegen, wie der Zahnarzt denkt und einen Schritt voraussein, um das richtige Instrument zur richtigen Zeit bereit zuhalten. Nachtteil bzw. meine Schwäche: habe ich doch mal nicht das richtige Instrument bereit, bin ich frustriert über mich selber oder irritiert, sollte beim abspeichern mal was schief gelaufen sein. Aber diese Frustration hält nicht wirklich lange. Also lange Rede kurzer Sinn: ich bin mehr als glücklich endlich hier in Afrika als Zahnarzthelferin zu arbeiten, aber auch froh, dass die erste Woche um ist.

Montag, 22. Februar 2010

Das erste Screening

Montag morgen. Der Wecker klingelt. Ich schmeiße mich in meine Arbeitskleidung und mache mich fertig für den ersten Tag der Woche. Heute ist es mal wieder so weit, dass ich als Zahnarzthelferin arbeiten kann. Die "Pause" tat zwar gut, aber es kribbelt schon wieder in meinen Händen endlich mal wieder Zähne zu ziehen, Füllungen zu legen und Menschen von ihren Zahnschmerzen zu befreien. (Hab hier bewusst ausgelassen, welche Behandlung ich eigentlich am liebsten mache). Noch viel früher am morgen waren Sicherheitsleute von unserem Schiff vor unserer Klinik und haben sich die Lage angeschaut. Geschätze Anzahl: 250-300 Patienten. Die Menge schien friedlich, aber sicher ist sicher. Mit noch mehr Sicherheitsangestellten ging es dann in die Klink. Ich weiß nicht, was ich erwartet habe, aber es hat mich umgehauen. Es ist schön wieder hier zu sein, um den Menschen zu helfen. Zudem sind die Menschen hier in Togo einfach der Hammer. Sie haben uns fröhlich zugewunken und teilweise auch geklatscht, so wie es schon bei der Ankunft mit dem Schiff im Hafen war. Leider konnten wir aber heute noch keine Patienten behandeln, da unsere Übersetzer einen Termin auf dem Schiff hatten. Also haben wir, die nicht für die Voruntersuchung/ das Screening zuständig waren, noch den Feinschliff im Aufbau unserer Klinik vorgenommen. Nachmittags saßen wir dann mit unseren Übersetzern zusammen und haben uns vorgestellt. Ein neuer Einsatz, ein neues Land, neue Mitarbeiter und neue Übersetzer. Ich bin schon ganz gespannt wie es dieses Jahr werden wird.

Mittwoch, 17. Februar 2010

Weihnachten oder so...

Montag. Autos stehen zur Verfügung, Kontainer ist verladen. Es kann also losgehen. Und damit ihr auch seht, wie hart wir dabei anpacken hatten wir das Kamerateam von Discovery Channel natürlich auch dabei ;) Diesmal haben sie mich zu einem Interview hingekriegt. Es war einfach alles so aufregend, dass es mir egal war in was für ein Englisch ich in die Kamera spreche. Vor ein paar Monaten habe ich mich so aufs einpacken gefreut und genauso habe ich mich heute wieder aufs auspacken gefreut. Der Anblick auf die vertrauten Kisten mit Instrumenten, die Behandlungsstühle und den ganzen anderen Kram, den wir haben, war fast wie Weihnachten nur ohne Schnee und Tannenbaum, naja und mit gebrauchten Geschenken. (Sieht so aus, dass mein Vergleich hier ein wenig hinkt). Nach ein paar Stunden war dann alles in unserer Klinik, bereit zum Einrichten. Habe ich schon erwähnt, dass das Haus, unsere Klinik, mit Klimaanlage und gefliesten Böden ist und 2 Etagen hat? Dieses Gebäude ist der absolute Traum. Und ich kann es noch weniger abwarten, wieder Patienten aus Afrika in Afrika zu behandeln.

Voher noch ein paar Bänke für unsere Patienten gekauft




Unsere zwei Landrover voll mit unseren Sachen plus den Landrover, den ich fahre




Unsere Behandlungszimmer voher und nachher




Samstag, 13. Februar 2010

Unendlich viele Löcher

Samstag. 7:oo Uhr. Black-out. Nicht ich hatte ein, sondern das Schiff. Nur die Notbeleuchtung funktionierte. Kein Licht in den Kabinen ohne Fenster (weiß es mal wieder absolut zu schätzen, eine Kabine mit Fenster zu haben), keine Toilette, keine Klimaanlage = Hitze. Die Generatoren mussten nämlich ausgeschaltet werden, damit die kleinen Öffnungen von den Kühlern gereinigt werden können. Dafür wurden Freiwillige gesucht, die sich auf ein Abenteuer im Maschinenraum einlassen wollen. Ehe ich mich versah, stand ich schon vor dem Chef Ingenieur, um mich mit meiner Freundin zur Arbeit zur Verfügung zu stellen. Jetzt mal ganz offen ausgesprochen: unser erster Gedanke war: Das wird eine super Story für unseren Blog. Nebenbei helfen wir noch den Leuten aus dem Maschinenraum. Auch der Chef Ingenieur musste darüber lachen. Was macht man nicht alles, um eine gute Story zu erzählen :) Jetzt kommt aber der Hammer. Er erzählte uns dann, dass das Kamerateam von Discovery Channel dabei sein wird!!! Ahh... jetzt wurden wir doch nervös. Naja, vielleicht filmen sie uns ja gar nicht. Die größte Herausforderung war zunächst einmal Schuhe und Overalls in unsere Größe zu finden. Um 8 Uhr ging es dann in den bestimmt 50 Grad Celsius warmen Maschinenraum. Das Haar, das wir uns gerade noch ein wenig zurecht gemacht haben (vielleicht werden wir ja doch interviewt) klebte uns nach wenigen Minuten schon am Gesicht fest und die Schweißperlen tropften uns nur so von der Stirn und wir haben noch nicht einmal angefangen zu arbeiten. Nach einer kurzen Einführung, wie man die Löcher mit einer langen Drahtbürste sauber macht, ging es mit unserer mitgebrachten Musik heiter los. Die ersten Blasen an unseren Händen hatten wir schon nach kurzer Zeit.


Aber das lag an uns. Wir hatten keine Handschuhe an. Das änderten wir dann und reinigten fröhlich weiter. Bis dann doch das Kamerateam für ein paar Nahaufnahmen sich auf die Plattform bei unseren Kühlern quetschte. Ich war zu schüchtern ein Interview in Englisch zu geben und überließ das Beantworten der Fragen meiner Freundin. Ich stand nur lächelnd neben ihr. Ungefähr 1,5 Stunden haben wir die Löcher mit der Bürste freigeschrubt, dann kamen andere Freunde von mir und haben uns abgelöst und wir gaben unseren Händen eine kleine Pause. Als wir nach einer Weile wieder anfangen wollten, waren sie mit diesem Kühler schon fertig. Ein 3 m lange Kühler stand noch aus. Für den gab es aber eine ganz spezielle Bürste, die sich automatisch drehte. Davon hatten wir aber nur eine und so konnte auch nur einer wirklich arbeiten, was aber auch bedeutete, dass wir uns häufiger abgewechselt haben.



Zum Schluß waren die Jungs so eifrig am Bürsten, dass sie uns sie nicht mehr abgeben wollten. Wir wollten uns jetzt auch nicht um die Arbeit streiten und haben uns neben die Maschinen auf eine Plattform gelegt und ein Nickerchen gemacht.



Es war immer noch sehr heiß, vor allem in unseren langärmeligen Overalls. Gegen 16:50 Uhr waren dann alle Kühler gereinigt und wurden wieder verschlossen. Die Generatoren waren bereit wieder angeschaltet zu werden und ich hatte die Ehre dies zu tun!!! Ich durfte den ersten Frichs-Generator anschmeißen. Unter Anleitung natürlich. Dafür war es jede Blase wert, die ich durchs arbeiten bekommen habe.



Das Arbeiten hat mir echt Spaß gemacht und die Jungs waren auch gut drauf. Ob ich es wieder machen würde? Schaue ich mir meine Hände an, sagt mir mein Verstand: Nein, aber wie ich mich kenne werde ich nicht darauf hören :)

Die Mädels von Deck 2

Mittwoch, 10. Februar 2010

Wir sind daaaaaaaaaaaaaa!

Mittwoch. Gleich nach dem Frühstück machten meine Freundin und ich uns auf dem Weg. Ausgestattet mit Klappstuhl, Trinken, Fotoapparrat, Videokamera, Sonnencreme, was zum lesen und Musik ging es aufgebrezelt auf Deck 7. Die Sonnenbrille haben wir blöderweise in der Kabine vergessen und waren zu faul, die 3 Decks runter zu laufen. Es war schon ein amüsanter Anblick. Wir beide voll beladen, aufgebrezelt mit was zum Trinken in der Hand laufen durch das Schiff als wären wir auf einer Kreuzfahrt. Um uns herum lauter Matrosen, die fleißig alles für die Ankunft in Lome, Togo vorbereiten. Es war 8 Uhr. Geplante Ankunfszeit ist 10 Uhr. Wir wollten nicht nur sichergehen, dass wir ein Platz an der Reeling haben, sondern auch dass wir unser "Lager" auf der richtigen Seite aufschlagen und haben uns auf dem Weg nach oben noch schnell bei einem Offizier erkundigt, auf welcher Seite die Gangway angebracht wird. Ja, er hatte auch nichts anderes zu tun als uns ein paar Auskünfte zu erteilen. Wir bekamen den Tip uns auf der Steuerbordseite ein Plätzchen zu suchen. So war es auch dann. Nach 2 Stunden in der prallen Sonne war es dann soweit. Land in Sicht! Wie musste sich Noah gefühlt haben, nach Wochen endlich Land zu sehen. Unsere Fahrt war nur 10 Tage. Das schönste war, was Noah leider nicht hatte, dass wir von Togolesen mit lauter Musik empfangen worden sind. Es hat mich total umgehauen. Die Stimmung war einfach der Hammer. Es ist ein wirklich schönes Gefühl, zu wissen, dass man Willkommen ist. Abgesehen von den Musikanten und Tänzern waren auch VIPs mit Fernsehn da. Ich kann es kaum glauben, wieder in Afrika zu sein!




Montag, 1. Februar 2010

Haare schneiden

Montag. Noch nicht 2 Wochen her habe ich endlich meine Haare schneiden und färben lassen können. Wir haben nämlich mal wieder einen Friseur auf dem Schiff und er versteht sein Handwerk. YEAH! Wie gesagt, dass ist 2 Wochen her.
Es ist nun Montag morgen, das Schiff ist ordentlich am Schaukeln, ich habe frei und mir ist schwindelig trotz Anti-Seekrankheitstabletten. Zu allem überfluss ist mir auch noch langweilig, denn viel kann ich nicht machen, wenn ich mein Mageninhalt bei mir behalten möchte. Unser Fiseursalon (naja, kleines Kämmerchen wäre genauer beschrieben) ist Richtung Bug. Das heißt, man schaukelt seitwärts und wenn man einen modernen, lang und dann zur anderen Seite kürzer werdenden Haarschnitt haben möchte ist dies perfekt. Die meisten ziehen aber einen normalen Haarschnitt vor und somit packte er seine sieben Sachen und zog nach Townsquare (in der Mitte vom Schiff, gleich beim Cafe und wo sich das Leben so abspielt). Dort kann er den Stuhl so hinstellen, dass man beim Haare schneiden vorwärts schaukelt.
Wenn man schon kein Fernsehr hat, kann man ihm wenigstens beim Haareschneiden zusehen. Ist mindestens genauso unterhaltsam (besonders bei dem Charakter unseres Friseurs).
Unter Einfluss meiner Anti-Seekrankheits- plus der Malariaprophylaxetabletten gemischt mit Schwindel und Langeweile habe ich mich gleich als erste auf den Friseurstuhl gesetzt. Ich mag lange Haare und bin in der Richtung eigentlich nicht sehr offen einfach mal alles auszupobieren. Es muss die Abenteuerlust gewesen sein, die mich dazu gebracht hat. Bevor ich es realisieren konnte, war die Schere schon an meinen Haare und es kamen wieder ein paar Zentimeter ab. Lustig wäre es ja, wenn ich euch jetzt schreiben müsste, dass ich jetzt ein Vokuhila- Schnitt habe, aber so ist es nicht. Er hat wirklich nur die Spitzen geschnitten. Mein erster Haarschnitt auf hoher See... und meine Ohren sind noch dran ;)



Sonntag, 31. Januar 2010

Achtung! Kamera läuft.... und Action.

Sonntag. Die Fahrt beginnt. Heut morgen haben wir Teneriffa hinter uns gelassen und machen uns jetzt auf die 10 tägige Schifffahrt Richtung Togo. Gleich in den ersten Stunden fing es schon ordentlich an zu schaukeln. Ich hoffe, dass das nicht die ganze Zeit über bleibt, sonst werden das keine schön Tage auf hoher See. Aber wir sind nicht ganz alleine. Ein Kamerateam von Discovery Channel Kanada filmt unsere Fahrt für die Sendung "Mighty Ships", die in April ausgestrahlt werden soll. Bin mal gespannt wie es wird. In Teneriffa sind wir einen Abend mit ihnen ausgegangen und sie sind absolut nett.

Hier filmen sie, wie wir gerade eine Feuerübung haben