Donnerstag, 9. Juli 2009

Eine Fontäne und einen Platten

Donnerstag. Seit Montag haben wir 4,5 Zahnärzte. Sind also gut besetzt. Um die 70 Patienten konnten wir pro Tag die letzten Tage sehen und waren früher fertig als sonst. So macht es Spaß. Außerdem verstehe ich mich gut mit der Zahnärztin, mit der ich gerade für die nächsten 2 Wochen zusammen arbeiten werde. Tja, und wie man sich das perfekte Ende für einen perfekten Tag wünscht, hatte unser letzter Patient Schmerzen am Weisheitszahn. Und jeder, der entweder im zahnmedizinischen Beruf arbeitet oder sich die Weisheitszähne entfernen lassen hat, weiß, dass das kein Zuckerschlecken ist. Joah, so war es dann auch. Es artete in eine kleine OP aus, was ja an sich nichts ungewöhnliches ist, aber irgendwie wollte der Zahn nicht raus! Ich schaute auf die Uhr. Es war ja nicht so, dass ich schnell nachhause..hmm.. heißt es in diesem Fall nachschiff? ;) musste, es war eh wieder Feuerübung (regelmässige Übungen, wie man sich verhält, wenn z.B. Feuer ausbricht) angesagt und da gammelt man dann mindestens eine halbe Stunde am Dock rum, aber ein Zahn der nicht rauswill, nervt! :) Zwischendrin haben wir auch noch eine kleine Blutarterie getroffen. Zum ersten Mal hab ich gesehen, wie Blut in einer Fontäne spritzen kann. Na gut, es war eher ein Fontänchen, wirklich nur ganz klein und die Blutung hat auch, nach Abdrücken, gleich aufgehört. Der Zahn war immer noch schön im Knochen eingepackt, nach vielem freibohren endlich draußen, zugenäht und fertig.
Fast Wochenende-Feierabend. Morgen ist ja nur noch Freitag. Ja, auch hier freut man sich auf Freitag. Klar, geht mein Herz auf, wenn ich den Menschen helfen kann, aber Wochenende bleibt Wochenende. Das Arbeiten unter diesen Umständen ist wirklich ermüdend. Wir also alles zusammengepackt und ab in den Landrover, vorbei an unseren Fan-Clubs (Kinder, die lauthals YOVO schreien und so aus dem Häuschen sind, wenn wir vorbeifahren) und ab auf die Hauptstraße, die uns zum Schiff bringt. Weit sind wir aber nicht gekommen. Das Geräusch vorne links hörte sich nicht gut an. Der Reifen war platt! Das erste Mal in meinem Leben, soweit ich mich erinnern kann, saß ich in einem Auto mit einem Platten und das auch noch in Afrika. Ja, hier und nicht woanders möchte man sowas doch mal erleben. Nix da mit ADAC oder so. Wir also den Ersatzreifen vom Dach geholt und das Auto aufgedockt. Ja, das klingt leichter als es ist. In der Fomel 1 werden 4 Reifen in 7 Sekunden gewechselt. Wir hatten nicht wirklich vor so eine Glanzleistung hinzulegen, eins in einer halben Stunde ist schon vollkommen zufriedenstellend. Aber wo genau wird der Wagenheber bei einem Landrover plaziert? Ein Stein wurde geholt, dann noch einer um den Wagenheber nicht zu hoch drehen zu müssen. Wir auch immer, nach ein paar Drehungen rutschte der Wagenheber zur Seite und wir waren wieder am Anfang. Gute Nachricht: es gab keine Verletzten. Wozu hat man ein Handy? Jemand vom Schiff kann uns bestimmt helfen. Blöd nur, dass gerade die Feuerübung ist und der Transport-Manager wahrscheinlich irgendwo am Dock rumsitzt. Wir sollen nochmal in einer halben Stunde anrufen. Klar, gerne. (Das war ironisch!) Einige Minuten und weitere Aufbockversuche später fuhr doch tatsächlich ein Auto von Mercy Ships vorbei. YEAH! 2 Mitarbeiter auf ihren Weg durch Cotonou. Reifen gewechselt, ins Auto gehüpft und zum Schiff gedüst. Was für ein Erlebnis.

Dienstag, 7. Juli 2009

Zahlen, Zahlen, Zahlen

Diesmal dreht sich alles um Zahlen. Ich habe gehört, Deutsche mögen das :) Wusste das gar nicht, bevor mir das Amerikaner gesagt haben. Sehr interessant, was man über seine eigene Kultur so erfährt, auch ohne nachzufragen.


Alles was sich um Zahlen dreht habe ich hier also versucht in eine Liste zu fassen. Sollte euch was interessieren, was hier nicht aufgeführt ist, lasst es mich wissen.


13.000.000 CFA (ca. 19.000 €) kostet ein neuer VW Käfer
4014 Patienten in unserer Klinik soweit
7587 Zahnbehandlungen
55 Arbeitswochen aller Zahnärzte
4 Betten in meiner Kabine
220€ Miete (inklusive Essen, Trinken, Wasser, Strom, Internet, kostenfreier Entstörungsdienst)
20 Wochen im Benin- Einsatz
20 Wochen bis zur letzten Operation
25 min Fahrt zur Klinik
152m Länge der Africa Mercy
23,7m Breit der Africa Mercy
1 Pool auf dem Schiff
8 Decks (1 Außendeck, 1 Halb-Außendeck, 6 Decks)
1 Liter passt in meine Unbreakable-Plastik-Flasche von Mercy Ships
400 Mitarbeiter an Bord
12 Übersetzer/Mitarbeiter aus Benin und Umgebung in unserem Zahnarztteam

1 Stuhl, 2 Klappstühle, 2 Schreibtische, 2 Spiegelschränke, 1 kleiner Hocker, 2 Regale, 8 Schrankhälften, 4 Betten, 1 Fenster, 1 Telefon, 12 magnetische Wände = 1 Kabine

Mehr fällt mir grad nicht ein, aber wenn doch, dann werde ich es einfach ergänzen.