Samstag, 30. Mai 2009

Wechselbad der Gefühle

Donnerstag. Gemischte Gefühle machen sich breit. Ich weiß nicht, ob ich sauer bin oder ob ich es schon geahnt habe. Gehofft, dass ich falsch liege, habe ich aufjedenfall. Die ganzen verschwendeten Minuten, die ich damit verbracht habe, was ich anziehen werde, welche Frisur ich tragen werde, wieviel Make-up ist angebracht. Ach, Dramaqueen :) Ihr könnt euch bestimmt schon denken, um was es geht. Der Präsident hat uns abgesagt. Das Essen in seinem Palast (oder wo auch immer) wurde verschoben. Ein neuen Termin gibt es aber noch nicht. Bin echt mal gespannt, ob das noch in den nächsten 6 Monaten klappt. Aber ich muss zu seiner Verteidigung sagen, dass er unsere Arbeit hier wirklich unterstützt und als Präsident bestimmt sehr beschäftigt ist.
Jeden Donnerstag nach dem Community-Meeting gibt es Eis mit etwas dazu. Wir haben am Mittwoch fleißig 7-Layer-Bars gemacht. Das ist ein siebenschichtiger Riegel mit Kokosnuss, Walnuss, Kondensmilch, Butter, Cracker, Schokolade und Caramel. Nach dem Treffen verteilen immer verschiedene Abteilungen das Eis aus und jetzt waren wir dran. Wir hatten unsere Arbeitskleidung an und wollten eigentlich auch mit sterilisierten zahnmedizinischen Instrumenten das Dessert verteilen. Haben es aber doch nicht gemacht, weil nicht jeder den Anblick einer Zahnzange angenehm findet :) Mir hat das Verteilen aufjedenfall Spaß gemacht auch ohne Handschuhe, Mundschutz und Zahnzangen.

Unerwartet, überraschend, aber voller Freude habe ich am Freitag mein erstes afrikanisches Outfit bekommen! Und es passt! Der Stoff sieht klasse aus und auch der Schnitt gefällt mir auch. Werd mal sehen, dass ich bald ein Foto machen werde.
Und noch was neues. Wir haben angefangen die neuen Zahnarztstühle aufzubauen. Natürlich sind das keine High-Tech Zahnarztstühle, die man vielleicht von seinem Zahnarzt zuhause kennt, aber sie funktionieren aufjedenfall. Nächsten Mittwoch, Donnerstag und Freitag wird dann alles richtig aufgebaut. Ich freue mich schon total. Endlich funktionierende Sauger an allen Stühlen oder zumindest ein Schritt näher zu diesem Ziel...

Dienstag, 26. Mai 2009

Gewöhnlichkeiten...

Ich weiß, ich habe es schon mehrmals erwähnt, aber ich dachte, ich baue das heute nocheinmal ein wenig weiter aus :) Dinge, die für mich schon gewöhnlich geworden sind, aber nicht für jeden, der hier zum ersten Mal herkommt....

Seit Montag haben wir eine neue Zahnarzthelferin. Das ist nichts ungewöhnliches, da das Personal sehr häufig wechselt. Wobei es weniger die Zahnarzthelferinnen als die Zahnärzte sind, die nur für 2 Wochen mit uns arbeiten. Auf dem Nachhauseweg war ich mit ihr in einem Auto. Natürlich war es für sie ganz aufregend all die ungewöhnlichen Sachen zu sehen. "Schau mal dort, einer transportiert ein Kotflügel auf einem Motorrad". Aber ich wollte ja nicht unhöflich sein, schaute hin und konnte auch noch ein amüsiertes Lächeln hinkriegen. Nach einem anstrengendem Tag ist das gar nicht so einfach. Aber so etwas ist einfach nichts ungewöhnliches mehr für mich. Im Gegenteil, ich habe schon den Transport von Kühlschränken oder Leitern auf einem Semijan (Motorrad) gesehen. Das finde ich immer noch beeindruckend.
Das Foto ist zwar schon älter, aber es dient nocheinmal zur Veranschaulichung.



Noch mehr (Un-)Gewöhnlichkeiten:
Heute war eine 25-jährige Patientin mit Zahnschmerzen bei uns. Nach einem Blick in ihrem Mund hat es mir glatt die Spucke verschlagen. Sie hatte kaum noch Zähne, das ist an sich nichts ungewöhnliches, aber die die sie hatte, waren voll mit Zahnstein und schon am wackeln. Soviel Zahnstein habe ich noch nicht einmal in Büchern gesehen. Den Zahnsteinblock samt Zahn konnten wir, natürlich trotzdem mit Anästhesie, mit 2 Fingern ziehen…

Und wie oft kommt schon ein Schneider auf die Arbeitsstelle oder zuhause vorbei, um den Körperumfang zu messen, damit das gewünschte Kleidungsstück perfekt passt? Ist mir in meinem ganzen Leben noch nie passiert, hier in Afrika wird es möglich. Die Schneiderin kam am Montag, auf Anweisung eines Mitarbeiters aus Benin, zu uns in die Klinik und hat unsere Maßen genommen. Den Stoff konnten wir uns dann heute aussuchen. Bin schon total gespannt, wie mein erstes afrikanisches Outfit so sitzt. Hoffentlich ist es bis Freitag fertig, damit ich es bei dem Essen mit dem Präsidenten von Benin tragen kann. Ach, das habe ich ja noch gar nicht erwähnt. Naja, näheres gibt es dann beim nächsten Mal :)