Samstag, 18. April 2009

Eine Seefahrt die ist lustig, ....

Samstag mussten wir unsere Anlegestelle wechseln, um zu tanken. Um 9 Uhr ging es dann los. Die Gangway wurde reingeholt und alle Befestigungen zum Festland wurden gelöst. 2 Schlepperboote zogen uns dann an einem Tau durch das Wasser zur nächsten Anlegestelle. Das sind so kleine Boote und haben doch so eine enorme Kraft. Manchmal kommen sie mir auch wie kleine Hündchen vor, die aufgeregt auf ihr Herrchen warten. Es ist ja nicht so, dass sie angefahren kommen, sie sich ein Tau vom Schiff schnappen und dieses dann hinter sich herziehen. Vielmehr ist es so, dass sie (ja, sie können auch rückwärts fahren) angedüst kommen, dann stehen bleiben, wieder ein bissle zurück fahren, dann sich einmal im Kreis drehen, dann wieder auf das Boot zusteuern, um dann wieder rückwärts zu fahren. Das ist echt niedlich.


Aufjedenfall war ich total aufgeregt. Werd ich seekrank von dem bisschen fahren? Wird es nach Benzin riechen und mir wird schlecht davon? Ich kann alles mit Nein beantworten und ich hatte sogar viel Spaß. Kann es gar nicht erwarten, wenn es dann so richtig losgeht. Aber deswegen bin ich ja nicht hier :) Erinnert mich nochmal daran, wenn ich auf hoher See dann doch Seekrank werde.
Da wir an dieser Stelle des Docks das Schiff aus Sicherheitsgründen nicht verlassen durften, waren wir praktisch eingesperrt. Wir konnten aber schon das ganze Schiff nutzen und das hat ja genug Platz zur freien Freizeitgestaltung. V
iele sind aber für das Wochenende einfach weggefahren. Ich dachte, die erste Fahrt für mich mit diesem Schiff mag ich nicht verpassen. Und da zwar einige weg waren, aber trotzdem noch ein Haufen dageblieben ist, dachte ich mir: Lasst uns eine TANK-Party auf dem Aussendeck machen. Habe einen DJ organisiert, ein paar Leute und Limonade zum trinken. Ziemlich zeitgleich hat sich der starke Wind und auch der Nieselregen überlegt, vorbei zu schauen, obwohl ich sie nicht eingeladen habe. Liegt wahrscheinlich an der warmen Kultur. Da wird nicht eingeladen, da kreuzt man einfach auf. Und weil unsere Musikanlage keine Lust auf windgetragenen Sand und Nässe hatte, brachten wir sie wieder in ihre gewohnte Umgebung. So war die Party zu ende, bevor sie richtig angefangen hat. Wir, die nicht aus Zuckerwatte sind, haben uns überlegt das ganze Spektakel anzuschauen und mit dem Wind zu feiern. So standen wir nun am Heck und ja, wie kann ich es beschreiben, der Wind hat uns förmlich die Sachen ausgezogen. Natürlich standen wir dann nicht nackt da, aber meinen Rock, den ich passender Weise anhatte (das ist IRONISCH gemeint!!!), musste ich festhalten. Um 22 Uhr war dann alles vorbei. Vielleicht klappt es ja nächste Woche mit der Party?!
Heute früh ging es dann wieder an unsere alte Anlegestelle und die Ausgangssperre wurde wieder aufgehoben. Ich liebte es, mein Zimmer in Berlin umräumen. Zum Leidtragen meines Vaters, der für solche Aktionen immer hinhalten mus
ste. Leider ist das hier nicht möglich, (wahrscheinlich zur Freude meines Vaters ;) )weil alles festgeschraubt ist, dafür bekam ich für 24 Stunden diese neue Aussicht aus meinem Fenster.

Dienstag, 14. April 2009

Ein kleiner tauber Junge

Heute hatten wir einen kleinen Jungen, der taub war, auf dem Stuhl. Er war mit seiner Mutter gekommen. Klar, er war ja auch erst 6 Jahre alt. Ich weiß gar nicht, warum mich dieser Fall so berührt hat. Ich meine, ich arbeit seit fast 9 Jahren in der Zahnmedizin und es ist einfach so, dass "Schmerzen zufügen, um zu helfen" zu meinem Beruf gehört. Und wenn es nur die Spritze ist, die man vor einer Behandlung bekommt (für mich aufjedenfall schmerzhaft). Aber wie erklärt man einem kleinen Jungen, dass er die Spritze braucht, damit das Zahnziehen nicht schmerzt? Normalerweise kann man es ihnen kindgerecht erklären und ihnen auch sagen, dass sie die Augen schließen sollen, damit sie nicht die große Spritze sehen. Aber wie ist es mit einem tauben Kind, das auch keine Gebärdensprache beherrscht? Er hatte einen Unfall und wir mussten ihm die Frontmilchzähne entfernen. Es war schrecklich. Er hat so geweint und mich mit seinen großen angsterfüllten Augen angeschaut. Er wusste ja nicht, was mit ihm passiert. Er tat mir so unendlich leid. Das Entfernen der Zähne war dann ein einziger Kampf (übertreibe jetzt ein wenig), aber als alles draußen war, habe ich ihn angeschaut, seine Hand genommen, gelächelt und gesagt, dass er gut mitgemacht hat. Und wisst ihr was? Er hat mich mit seinem Tupfer zwischen den Zähnen angelächelt. Das war kein verkrampftes-ich-will-ja-nicht-unhöflich-sein-also-lächel-ich-zurück Lächeln, sondern ein richtiges Lächeln. So süß, sag ich euch. Ich glaube, er war auch stolz auf sich selber.
Ein anderer Fall endete nicht so fröhlich. Als wir mit allen Patienten fertig waren, stand plötzlich noch jemand mit einer geschwollenen Wange in der Toreinfahrt. Er hat einen Tumor, der rasant wächst. Nach der Untersuchung stellte sich heraus, dass wir ihm nicht helfen können. Klartext: er wird früher oder später daran sterben, mit seinen 25 Jahren. Es hat ein wenig gedauert, bis ich das akzeptieren konnte. Gibt es denn wirklich keine Möglichkeit? usw. Aber er wird jetzt durch unseren ambulanten Pflegedienst weiter betreut.

Wie kriege ich jetzt die Kurve, von meinem supertollen langen Wochenende zu erzählen?
Vielleicht, dass Jesus am Kreuz gestorben ist und noch viel schlimmeres ertragen musste und nach 3 Tagen wieder auferstanden ist. Ja, das ist Ostern. Die 4 freien Tage haben mir total gut getan. Ich habe ausgeschlafen (einmal sogar bis 14.30 Uhr!), bin zum Pool gegangen und habe mein Schrank aufgeräumt. Sonntag Morgen bin ich dafür um 6:00h aufgestanden, um mit den anderen bei Sonnenaufgang Lobpreis zu machen.