Freitag, 3. April 2009

Kiefergelenk mal anders

Heute früh erschien eine Patientin, die schon vor ein paar Tagen bei uns gewesen ist. Wir mussten sie zum Schiff schicken, um ein Röntgenbild ihres Kiefers anfertigen zu lassen. Sie hatte eine große Fistel und wollten sehen, woher das kommt. Das Röntgenbild gab uns dann die Antwort. Sie hatte sich vor Jahren den Kiefer gebrochen, gleich unter dem Kiefergelenk. Das abgebrochene Kieferknochenteil, so groß wie eine Fingerkuppe, ist dann nach "unten" gerutscht und hat dann eine "dicke Backe" (mit ordentlich Eiter) verursacht. Sie hat jetzt sozusagen kein Kiefergelenk mehr auf der rechten Seite. Als ich das dann so richtig wahrgenommen habe, ist mir ganz anders geworden. Kann sie jemals wieder richtig kauen? Das was wir für sie tun konnten, war dieses Knochenstück zu entfernen. Und das war auch gar nicht so schwierig. Da sie ja diese Fistel hatte, die aus der Wange verlief, mussten wir noch nicht einmal das Skalpell benutzen. Wir konnten einfach durch die schon vorhandene Öffnung das abgebrochene Kiefergelenk rausziehen. Alles also relativ unblutig. Die Patientin hat zudem noch super mitgemacht. Kein Mucks hat sie von sich gegeben, nicht einmal als wir gleich beim entzündetem Gewebe die Spritze gesetzt haben.

Jetzt aber noch was lustiges :)
Donnerstag ist uns ein Patient abgehauen. Aber erst nachdem er die Anästhesie bekommen hatte! Was die ganze Sache noch lustiger macht. Er kam zu uns, weil er Zahnschmerzen hatte. Nachdem er dann die Spritzen bekommen hatte, meinte er, dass er aufgeregt ist und gerne ein paar Schritte gehen möchte. Kein Problem, darf er! Mein Kollegin schaute zufällig aus dem Fenster und sah dann nur noch den Rücken des Patienten, der gerade durch die Toreinfahrt das Weite suchte. Er kam auch nicht wieder. Da hat er schon, und jeder der schon einmal Spritzen im Mundbereich bekommen hat, weiß, dass es mit das Unangenehmste ist, was es gibt, die Piekserei hinter sich, um dann zu kneifen. Wenn die Zahnschmerzen wieder größer werden, sehen wir ihn eh wieder ;)
Wir sind jetzt übrigens schon bei über 1200 Patienten. Wobei ich sagen muss, dass diese Zahl nichts über den Umfang der Behandlung aussagt, sondern einfach nur ein Fakt ist, dass wir sovielen Menschen helfen konnten.
Noch eine gute Nachricht:
Ich darf bald in den OP! Seit ich hier bin, möchte ich gerne bei einer OP im Mund-Kiefer-Gesichtsbereich zuschauen, aber bis jetzt hat es noch nicht geklappt. Heute kam Dag auf mich zu und meinte, dass wir die Möglichkeit haben eine unserer Patientin auf dem Schiff im OP zu operieren und ich darf/soll/kann assistieren. Hab natürlich sofort zugesagt. Wir haben zwar schon zusammen in der Dental-Clinic (direkt in der Stadt, wo wir die ganze Woche unsere Patienten behandeln) Tumoren und Knochenentzündungen entfernt, aber es ist einfach was anderes in einem richtigen Operationssaal zu sein.
Was ich am Wochenende mache?
Natürlich Urlaub :) Ich werde mit ein paar Mädels (wir sind hauptsächlich Deutsche, was auch mal schön ist) in den Regenwald fahren. Das klingt jetzt vielleicht viel exotischer, als es ist. Aber mehr darüber, wenn ich wieder da bin.
Und was machst du Ostern?
Da schlafe ich einfach mal 4 Tage durch. Ich bin echt kaputt und freue mich auf die freien Tage. Nein, natürlich werde ich nicht durchschlafen, einfach aus dem Grund, weil es hier ein super Programm mit Oster-Brunch usw. geben wird :)

Mittwoch, 1. April 2009

Hände, die nach Äpfeln und Zimt riechen

Sonntag war mein erster Geburtstag, an dem ich Sonnenschein hatte, Menschen aus den verschiedensten Ländern Geburtstagslieder für mich singen hören habe und meine Familie und Freunde nicht um mich herum hatte. Das letzte machte mich natürlich schon ein wenig traurig, aber ich muss sagen, meine Freunde hier auf dem Schiff haben sich echt Mühe gegeben, diesen Tag besonders werden zu lassen. Abends bin ich mit ein paar Leuten in ein Restaurant gegangen, wo dann zu meiner Überraschung noch mehr meiner Freunde saßen. Als wir wieder einige Zeit auf dem Schiff waren, wurde ich in meiner Kabine angerufen, ob ich mal kurz auf Deck 8 kommen möchte. Für sowas bin ich natürlich immer zu haben. Ich liebe es draußen auf den Stühlen zu sitzen und einfach auf das dunkle Meer zu schauen. Als ich ankam, war fast die ganze Gruppe, die ich in Texas schon kennengelernt habe mit einem Kuchen versammelt. Eigentlich bin ich nicht so der Typ, der unbedingt drauf steht im Mittelpunkt zu stehen oder zu wollen, dass möglichst jeder an meinem Geburtstag denkt und auch für mich singt, aber in dem Moment tat es einfach gut, weil ich merkte, dass wir hier eine Familie sind.
Montag hat es dann endlich mal zum ersten Mal geklappt, dass ich an der Aerobic-Stunde teilnehmen konnte. WOW! Nur soviel dazu: Hab immer noch Muskelkater! Aber nächste Woche bin ich wieder dabei. Versprochen :) Aber anscheinend war ich trotzdem noch nicht ausgelastet genug, DENN: auf Deck 8 wurde eine Abschiedsparty geschmissen, auf der ich natürlich nicht fehlen wollte. Es gab Musik, der Pool war offen und es wurde getanzt. Um 22 Uhr bin ich dann glücklich in mein Bett gefallen.
Wie schon letzten Mittwoch, habe ich heute Abend dem Chefkoch geholfen ein Nachtisch für morgen Abend zu backen. Um ein Gerücht gleich im Keim zu ersticken: Nein, wir waren nicht alleine und haben romantisch zusammen gebacken, sondern waren ca. sieben Helfer. Ist schon was anderes Apfeltaschen für 300 Menschen zu backen oder nur für 4.

Nochwas nebenbei:
Seit letzter Woche haben wir unsere Anzahl an Patienten am Tag verdoppelt, ohne Überstunden zu machen, dank der zwei neuen Zahnärzte die gekommen sind. Wir sind schon bei über 1100 Patienten, denen wir geholfen haben! Und morgen kommen wieder mind. 80 dazu. Wahnsinn!