Dienstag, 18. Oktober 2011

Ein Tag wie kein anderer

Dienstag. 6:45. Der Wecker klingelt. Mein Rücken tut seit einigen Tagen wieder weh. Angst, dass es wieder so schlimm wird wie vor 5 Jahren kommt auf. Also vorsichtig von meinem Hochbett steigen, fertig machen und frühstücken. Die Schmerzen werden weniger. Inzwischen ist es 8 Uhr und es geht zur Zahnklinik. Ich fahr mal wieder mit dem Auto los, um Benzin für unsere Generatoren zu kaufen. Die erste Tankstelle, zu der ich immer fahre hatte nur Diesel. Habe wenigstens mein Landrover vollgetankt und auf geht`s zur Tankstelle um die Ecke. Benzin gibt es hier nur begrenzt und manchmal nur an ganz wenigen Tankstellen. Hier gab es glücklicherweise Benzin. 96 Liter. So wie immer. 18 Liter in jedes der Kanister, die ich mitgebracht habe. Ich drehe mich um, um bei dem Tankwärter zu bezahlen, während seine Kollegin die Kanister abfüllt. Kaum drehe ich mich wieder zu ihr sehe ich, dass sie den Diesel Schlauch in der Hand hält. Klasse. Eine Sekunde mal nicht aufgepasst. So ist das übrigens öfters mal. Man muss auf alles achten. Ein anderes Mal verstand er 80 Liter statt 18 und schaute mich verwundert an, als der Kanister bei 20 Liter völlig überlief. Ahh... Wirklich? Du dachtest, 80 Liter passen in diesen kleinen Kanister. Abgesehen davon, dass ich mehrmals eins acht gesagt habe. Na gut, wieder zurück zum heutigen Tag. Diesel raus und Benzin rein. (Nicht in den gleichen Behälter, weil ich mir nicht sicher war, ob das schlecht für die Generatoren ist). Es geht zurück zur Klinik. Um die 70 Patienten später bin ich gerade dabei die Instrumente von meinem letzten Patienten ins Instrumentenbad zu legen. Die Nadel. Ja, die Nadel. Ich versuche immer alles schnell zu erledigen ABER wenn es um das Entfernen von Skalpellklingen oder Nadeln geht, nehme ich mir ne extra Sekunde Zeit. Es ist definitiv meine Schuld, hier ist nur der Grund, warum die benutzte Nadel in meiner Handfläche landete. Wir haben neue Nadeln, die mit einem Plastikschutz versehen sind. Sie sollen ungewollte Nadelstichverletzungen vermeiden. Aber das Abschrauben verlangt eine andere Handweise und so habe ich ausversehen diesen Plastikschutz zurückgeschoben, als ich die Nadel enfernen wollte. Jetzt folgt alles nach Mercy Ships Protokoll. Hand mit Wasser und Seife waschen. Patient und ich müssen auf´s Schiff. Termin mit dem Crew-Arzt, Blutabnahme anschliessend Gespräch mit dem Arzt und letztendlich Testergebnisse abwarten. Wir beide werden auf Hepatitis, HIV und Syphilis getestet. Es war komisch. Ich will das alles nicht herunterspielen, aber in dem Moment habe ich mir keine Sorgen gemacht. Ich hätte vorher aufpassen müssen, dafür ist es nun zu spät, ändern kann ich das jetzt nicht und wenn er positiv ist, dann muss ich halt die Medizin innerhalb weniger Stunden nehmen und beten, dass alles gut wird. (Die Medizin wirkt zu 99,9% soweit ich weiß). Ich habe mich tausend Mal beim Patienten entschuldigt. Statt nach der Behandlung nach Hause zu gehen (ihm wurde ja gerade ein Zahn gezogen) musste er auf dem Schiff mit mir von einem Ort zum anderen eilen, Blutabnahme und wirklich private Fragen beantworten. Der Anruf von der Ärztin kam ein paar Stunden später. Alle Ergebnisse sind negativ. Das war mein Tag.

Sonntag, 2. Oktober 2011

Fragen und Antworten

Es ist mal an der Zeit, dass ich häufig gestellte Fragen hier öffentlich beantworte :) Sollte ich welche vergessen oder nicht zufriedenstellend beantworten, könnt ihr mir einfach schreiben...

1. Wielange bleibst du noch auf dem Schiff?
Das Schiff wird Mitte Dezember nach Ghana fahren, um dort für einige Wochen zu ruhen un dann im Januar nach Togo weiterzufahren. Ich werde am 20. Dezember das Schiff endgültig verlassen. Mein Flug geht von Accra nach London, wo ich einen Tag bei einem Freund verbringen werde, und dann weiter nach Berlin.

2. Was machst du, wenn du in Berlin bist?
Ersteinmal Weihnachten mit meiner Familie feiern, ein Cocktail trinken und leckere Pizza essen.

3. Willst du dann wieder als Zahnarzthelferin arbeiten?
Ich sehe keinen Grund es nicht mehr zu wollen. Ich liebe meinen Beruf und könnte mir keinen anderen Bereich vorstellen. Gerade jetzt nicht, wo ich soviel in den letzten Jahren hier auf dem Schiff dazugelernt habe.

4. Wie sieht es mit einem Job aus?
Als ich im Sommer in Berlin war, habe ich meine alten Arbeitgeber besucht, um einfach Hallo zu sagen und auch eine Bewerbung losgeschickt, obwohl ich erst ab Januar verfügbar bin. Mein Arbeitgeber von vor der Zeit auf dem Schiff hat mich gefragt, ob ich bei ihnen wieder anfangen möchte. Was für eine freudige Überraschung. Ich habe gleich zugesagt. Natürlich kann immer etwas dazwischen kommen, aber ich freue mich, sollte es klappen.

5. Wo wirst du wohnen?
Hoffentlich in Kreuzberg. Aber genaueres wird sich noch rausstellen. Kommt drauf an, ob sie mir die eine Wohnung in Kreuzberg streichen, Boden verlegen und meine Sachen in die Wohnung bringen können. (Das war ein Scherz!!!)

6. Wie kriegst du deine ganzen Sachen, die du auf dem Schiff hast wieder nach Berlin?
Bei meinem letzten Berlin Besuch habe ich schon eine Reisetasche mit Sachen mitgenommen, die ich nicht wieder hierher gebracht habe. Ausserdem habe ich bei meinem Flug von Accra nach Berlin 70 kg Freigepäck zum Aufgeben und an die 23kg als Handgepäck zur Verfügung! Ich weiß zwar nicht, wie ich das physisch bewältigen werde, aber darum mache ich mir dann Sorgen. Bis dahin habe ich noch viel Zeit im Fitness-Studio zu verbringen. Ausserdem noch was ganz Tolles. Wir haben ein deutschen Zahnarzt an Bord, der mit einem Koffer voll Füllungsmaterialien angereist kam. Diesen Koffer darf ich jetzt mit meinen Habseligkeiten füllen und er wird ihn dann nach Deutschland mitnehmen. Leider wohnt er aber in München, also muss ich dann nur noch sehen, wie er nach Berlin kommt :) Somit denke ich, dass ich mich nicht von zuvielen Sachen trennen muss und euch allen hölzerne Statuen mitbringen kann. (Das war auch ein Scherz. Ich habe eher an Einheitsgewändern gedacht...hahahaha...)

Ich hoffe, ihr seid jetzt schlauer als zuvor. Ach ja, eine beliebte Frage ist noch, ob ich jemand kennengelernt habe. Ja, und zwar um die 600, wenn nicht sogar noch viel mehr. Ich habe viele Freunde gefunden, die ich nicht mehr vergessen werde! Sie wohnen verstreut auf der Weltkugel, was das Wiedersehen schwierig, aber nicht unmöglich macht.

Mittwoch, 28. September 2011

Gut aufgepasst!

Donnerstag. Es ist spät. Regen. Was jetzt passiert wird schwierig sein später nachzuvollziehen, aber das Ergebnis ist am nächsten Morgen sichtbar. Ein LKW liegt im Seitengraben samt Anhänger und Kontainer. Mir verschlägt es die Sprache. Die Fahrerseite ist zerstört. Die Mauer auf die der LKW fiel ebenso. Das kann der Fahrer niemals überlebt haben. Selbst wenn das Fahrzeug langsam fuhr, so kann man als Fahrer gar nicht so schnell aus dem Sitz um schlimmeres verhindern. Wie ich später erfahren habe, war es auch so. Der Fahrer ist bei diesem Unfall umgekommen.





Dies ist aber nicht der erste oder einzige Vorfall. Vor einigen Monaten ist es sogar zweimal vorgekommen, dass ein LKW in die kleinen Hütten gleich neben die Straße gefahren ist. Soweit ich weiß, ist dort ausser Sachschaden nichts weiteres passiert.

Mittwoch. Eine Woche später. Die Sonne scheint. Die Bremsen eines LKW, wieder mit Anhänger und Kontainer, versagen. Die Straße ist schmall. Eine Mauer auf der einen Seite, kleine Wohnhütten auf der anderen. Der Fahrer entscheidet sich für die Mauer. Es ist die Mauer zu unserem Gelände mit der Zahnklinik und der Aussenstation für unsere Patienten. Auch hier erfahre ich später, dass der junge Beifahrer ums Leben gekommen ist. Am nächsten Tag ist, völlig unerwartet, der LKW bereits weggeschafft und Stacheldraht dort, wo einst die Mauer stand.





Das Ding ist einfach, dass wir diese Straße jeden Tag entlanglaufen. Auch der Hafen selber ist mit seinen ganzen Kontainer Verladungen gefährlicher geworden. Es versteht sich von selber, dass wir darauf achten, nicht unter Kontainer, die gerade verladen werden, laufen. Also, immer schön aufpassen!

Dienstag, 20. September 2011

Eine ganz besondere Auszeichnung

Dienstag. Endlich ist es mal soweit. Seitdem ich hier auf Schiff bin habe ich mal davon geträumt, so eine Auszeichnung zu bekommen. Aber bis jetzt sollte es einfach nicht passieren. Ich durfte es nur neidisch an anderen Kabinentüren sehen. Die Auszeichung! Einmal die Woche werden zufällig ausgewählte Kabinen auf Ordnung, Sauberkeit und Hygiene geprüft. Da man nicht weiß, wann sie bei einen unangemeldet auftauchen, sollte man immer darauf achten, die Betten gemacht, Geschirr vom Speisesaal und den Wäschekorb von der Wäscherei zurückgebracht zu haben. Natürlich sollte das Bad auch gepflegt sein und Kleidung nicht wild auf dem Boden rumliegen. Bis jetzt war es immer so, dass entweder einer das Bett nicht gemacht oder den Korb z.B. zurückgebracht hat. Ich mache immer mein Bett. Schon aus Respekt zu der, die unter mir schläft. Sie macht auch immer ihr Bett. Und es ist einfach schöner, wenn die Betten gemacht sind und man nicht generell im Chaos leben muss, der noch nichteinmal von einem selber produziert worden ist. Heute morgen hatte ich aber fast keine Lust, mein Bett zu machen. Wir kriegen sowieso keine Auszeichnung, sollte heute jemand vorbeikommen und meine Freundin schläft auch noch, da wecke ich sie nicht unnötig. Aber irgendwie konnte ich nicht. Es ist 15.30 Uhr. Ein erfolgreicher Arbeitstag liegt hinter mir und was sehe ich an meiner Tür? Ein weißer Zettel auf dem angkreuzt wird, wo man sich noch verbessern kann, ob man bestanden hat oder ob sie nocheinmal vorbeikommen müssen. Bis jetzt mussten sie nie in meine Kabine zurückkehren, so schlimm war es dann doch nicht, aber wie gesagt, dass sie als "sauberste" Kabine des Tages gewählt worden war ist bis dahin noch nie vorgekommen. Ich schaue mir den weißen Zettel an. Nur ein Häkchen. "Sie haben die Durchsicht bestanden. Vielen Dank für euer Beitrag das Schiff sauber zu halten". Na toll.... Es gab nichts zum Ausssetzen und trotzdem keine Auszeichung und ein 1 USD Gutschein für den Ship-Shop?! Grrr..... Aber sieh da. Als ich das nächste Mal auf meine Tür schaute, hing sie da. Ich war stolz wie Oskar! Ich konnte es kaum fassen. Die AUSZEICHUNG!!! Und so sieht das dann aus:


Montag, 29. August 2011

Neue Herausforderungen

Montag. Mein erster Arbeitstag nach nun fast 5 Wochen! Wie die Zeit vergeht. Ich freue mich schon meine Mitarbeiter wiederzusehen und auch die "Neuen" kennenzulernen. Fast die Hälfte kenne ich nicht. Dazu kommt, dass unsere Koordinatorin jetzt in den Urlaub geht und ich ihrer Assistenz, der jetzt leiten muss, unter die Arme greife. Vieles habe ich vorher aber auch schon gemacht, nur noch nicht die Voruntersuchung, das "Screening" gemacht.
So heißt es nun gleich zum Arbeitsbeginn rein ins Auswählen, welche Patienten gesehen werden und welche nicht. Das System ist so. Sieh, der Assistent und ich gehen zuerst in die Mitte der Reihe in der sich Männer (später kommen die Frauen dran) aufgestellt haben. Dann gehen wir beide jeweils zu einem Ende und schauen uns die Gesichter auf Schwellungen an. Diese bekommen dann sofort ein "Ticket", um noch am gleichen Tag, also heute, gesehen zu werden. Sind wir an einem Ende angekommen, werden jetzt die Zähne angeschaut und die restlichen Tickets für den Tag und Tickets für Dienstag und Mittwoch vergeben. Hierbei muss entschieden werden, wer es am nötigsten hat. Alle, die sich angestellt haben müssen definitiv dem Zahnarzt ein Besuch abstatten, aber wir können nicht einmal die Hälfte der Menschen sehen, die sich Angestellt haben und deshalb wird ausgewählt. "So schwierig kann das ja nicht sein" habe ich mir gedacht. Falsch Gedacht. Alle Tickets, die ich zur Verfügung hatte waren schnell verbraucht, schneller als mir lieb war. Auch als sie mir ein kleines Mädchen zeigten und ich ihr ein Ticket gab kamen gleich alle anderen Eltern mit ihren Kindern, warum ich nicht ihre Kinder ansehe und dann regten sich die Frauen auch gleich auf, dass ich Tickets, die für sie bestimmt waren, weggebe. Und plötzlich hatte ich sie alle um mich herum. Ein Mädchen vom Schiff, die als "Personenschutz" und ein Security-Guard von einer Firma mussten das Chaos dann ersteinmal beseitigen. Viel dazugelernt habe ich heute. Donnerstag werde ich dann schon ein bisschen schlauer an die ganze Sache rangehen. Bin mal gespannt, wie es wird.

Donnerstag, 25. August 2011

Abflug oder nicht. Wetten werden entgegengenommen...

Mittwoch. Banjul, Gambia. Ja, immer noch das falsche Land. Seit gestern hätte ich schon wieder in der Zahnklinik in Freetown, Sierra Leone arbeiten müssen. Stattdessen sitze ich hier am Pool und genieße die Sonne und den fabelhaften Service vom Hotel. Ersatzteile sind gestern angekommen, aber die Reparatur war noch nicht zufriedenstellend. Die Turbine vibriere noch zu sehr. Ein neues Reparaturstück muss her. Dieses wird heute um ca. 17 Uhr erst geliefert. Neue Abflugzeit: 23.40 Uhr. Der Bus holt uns um 22 Uhr ab. Na mal abwarten. Inzwischen glauben wir schon nicht mehr daran. Sie werden uns bestimmt in den regulären Flieger am Donnerstag reinstecken. Also, wieder rein in den Badeanzug und ab zum Pool. Krokodile sollen hier irgendwo sein, so hat uns das ein Mädchen erzählt. Mit ihr und ihrer Mutter und überhaupt noch anderen Fluggästen, was hat man denn sonst so zu tun, machen wir uns zum nahgelegenen Fluss auf. Das erste Mal, dass ich den Strand sehen.



In der Saison muss dies eine beliebte Hotelanlage sein. Und da war er auch schon. Das Krokodil. Kein Zaun, nur ein paar Steine trennten uns von ihm. Aber keine Angst, wurde uns versichert. Er esse nur Fisch. Na gut.




Meine Freundin hat heute Geburtstag. Für sie haben Freunde auf dem Schiff eine Feier vorbereitet, auf der sie nun nicht erscheinen kann. Und damit sie nicht so traurig ist, haben wir den Bäcker einfach gefragt, ob er einen Geburtstagskuchen für sie vorbereiten kann. Das haben sie dann auch gemacht. Mit Kerzen und Singen :)



Inzwischen ist es Zeit mal wieder in den Bus zu steigen. Das heißt ja noch nichts. Vertrauliche Quellen haben aber schon bestätigt, dass das Flugzeug flugfähig ist. Am Flughafen herrscht mittleres Chaos. Mit uns sollten noch andere Fluggäste fliegen, deren Maschine auch einen Zwischenfall in Guinea hatte. Es ist inzwischen schon 23.40 Uhr und noch immer müssen Passagiere ihr Gepäck aufgeben. Das wird eine lange Nacht. Um 1 Uhr machten wir uns dann auf die Landebahn. Es herrscht Stille. Das Flugzeug hebt ab. Die Geräusche sind definitv anders als sie noch vor dem Zwischenfall waren, aber die Maschine fliegt. Bis zur Ankunft eine Stunde später redete kaum einer, was nicht nur an der späten Stunde lag. Ein Ehepaar aus Sierra Leone, das von Mercy Ships engagiert ist, erwarte uns bereits. Was für ein Segen, denn hier ist es schwierig durchzublicken, was als nächstes zu tun ist. Sie bringen uns netterweise auch noch zu der sehr alten staatlichen Fähre, die uns dann auf die andere Seite bringt, um dann von Freunden in Land Rovern abgeholt zu werden. Inzwischen ist es 4 Uhr. Auf der Fähre werden wir noch gewarnt, niemanden unsere Gepäckstücke zum Tragen zu geben. Sie wollen uns nicht helfen, sie wollen sie stehlen :) Alles klar. Wir haben die ganze Nacht kein Auge zugemacht, jetzt nochmal alle Konzentration zusammennehmen und auf alle Gepäckstücke aufpassen. Irgendwie haben wir dann ohne Verluste alles in die Autos verstaut und sind zum Schiff gefahren. Es ist 5 Uhr, duschen und in mein eigenes Bett. Was für eine Reise... Keine Chance in 1,5 Stunden wieder aufzustehen, um zur Arbeit zu gehen. Und diesen Freitag ist auch noch frei. Schiffsfeiertag. Und anschliessend Wochenende. Ich kann mich nicht beklagen :)

Dienstag, 23. August 2011

Heimflug die Zweite

Dienstag. Gestern wurde uns schon mitgeteilt, dass wir ausschlafen dürfen. An einem Weiterflug ist ersteinmal noch nicht zu denken. Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern. Die Anlage ist der Hammer. Der Pool ist zwar ein ganz wenig grünlich, aber die ganze Hotelanlage ist super gepflegt. Die Angestellten nett. Kein Wunder. 5 Sterne und Awards hat dieses Resort.



Frühstücksbuffet und frische Säfte. Einfach lecker. Lässt einem schnell vergessen, warum man eigentlich hier ist. Mitteilung von der Fluggesellschaft: Weiterflug um 22 Uhr, Busse stehen um 20 Uhr vor dem Hotel zur Abfahrt bereit. Rein in den Badeanzug und die Sonne am Pool genießen.



Das Mittag und Abendbuffet waren, wie mein Neffe sagen würde, deliziös. Sachen packen, nochmal Emails schreiben, dass es bald losgeht und ab in den Bus. Der erste war schon um 19.30 Uhr voll.



Jeder wollte nur endlich nach Sierra Leone. Wir waren gerade dabei unser Gepäck in den zweiten Bus zu tun, als ein Hotelangestellter uns sagte, dass das Flugzeug noch nicht fertig ist. Das war nämlich auch die ganze Zeit die Frage. Kommt eine andere Maschine uns abholen? Wird das Flugzeug repariert? Oder müssen wir bis Donnerstag warten, damit wir in die Maschine dazusteigen, die regulär die gleiche Linie fliegt? Chaos. Alle wieder raus aus dem Bus, Zimmerkarte an der Rezeption abholen und auspacken. Was machen wir jetzt mit dem angebrochenen Abend? Pina Colada von der Hotelbar und ab in meine Suite um einen Film mit meinen Freunden zu schauen. Wir dürften wieder ausschlafen hieß es...

Montag, 22. August 2011

Kam ein Vogel geflogen... meine längste Reise

Montag. 3.15 Berlin Ortszeit. Es ist noch dunkel. Meine Augen wollen sich einfach nicht öffnen. Wie kam ich nur auf die Idee so einen frühen Flug zu buchen. Wahrscheinlich war es der Preis. Mit Sack und Pack ging es zum Flughafen. Nach einigem Hin- und Her habe ich dann auch gewusst, wo ich mich anstellen muss. Mein einziges Gepäckstück hat 1kg Übergewicht, ist aber noch im Rahmen, da ich ja 2x23 kg mitnehmen darf. Manche Fluglinien wiegen sogar das Handgepäck. Hab also schnell mein Laptop vorher rausgenommen und bin so 900gr unter dem Limit für Handgepäck geblieben. Puh! 1,5 Stunden später war ich dann in Brüssel. 3 Stunden Aufenthalt. Wie kriege ich die Zeit bloß rum? Vor dem Abfluggate treffe ich Freunde wieder, die ich vor einiger Zeit auf dem Schiff kennengelernt habe und auch 3 Neulinge sind dabei. Ausserdem haben meine Freunde schon jemand anderes kennengelernt, die für UNICEF arbeiten wird. So ging es nun um 11 Uhr in das nur halbvolle Flugzeug. Ein neues Mädchen saß direkt neben mir und meine Freundin eine Reihe hinter uns. 17 Uhr Ortszeit Banjul, Gambia Landeanflug, Gäste raus, Gäste rein, tanken. Es nieselt. Anschnallen, fertig machen zum Abflug. Das Flugzeug beschleunigt und erreicht fast Höchstgeschwindigkeit. Ich sitze direkt neben dem Flügel. Geräusche von unter der Maschine. Die Maschine hebt nicht ab. Blick aus dem Fenster. Qualm aus dem Triebwerk. Es riecht nach Verbranntem. Es hört sich an, als hätten wir einen Platten. Vollbremsung. Müsste die Landebahn nicht schon bald zuende sein??? Später habe ich erfahren, dass diese Landebahn die drittgrößte in Afrika ist! In Berlin-Tegel wären wir schon bestenfalls im Rasen ansonsten im Wald angekommen. Die Abdeckung, vom "EXIT"-Schild fällt ab. Na toll, jetzt weiß ich nicht mehr w0 der Ausgang ist (kleiner Scherz beiseite... anders kann ich das jetzt noch gar nicht verarbeiten). Ist das wirklich Qualm oder sieht das nur durch die Vollbremsung und dem Regen so aus? Schon einmal eine Vollbremsung mit einem Auto bei 100 km/h gemacht? Dieses Flugzeug hatte locker das dreifache drauf. Die Vollbremsung schien ewig zu dauern. Interessanterweise hat sich niemand so verhalten, wie es einem immer vor dem Abflug gesagt wird. Kopf zwischen die Beine und Arme neben dem Kopf. Nach einem heftigem Ruck nach vorne stand die Maschine. Durchsage vom Kapitän: Irgendetwas mit dem Triebwerk stimmt nicht, ist aber alles in Ordnung jetzt, sie wollen aber noch einmal danach schauen, bevor wir uns zum zweiten Abflug bereit machen. Kein Qualm mehr aus dem Triebwerk. Super kein Feuer. Hoffentlich nur was "kleines". Ich hatte die beste Aussicht auf die Turbine. Piloten und Co-Piloten steigen in diese riesige Röhre.



Ihr Gesichtsausdruck sieht nicht gut aus. Ein Vogel ist dort reingeflogen und hat eine Lamelle so sehr verbogen, dass das Flugzeug ohne größere Reparatur flugunfähig ist. An alle Tierliebhaber: es tut mir leid, euch mitzuteilen, aber der Vogel hat es leider nicht überlebt. Echt schade. Flugbegleiter legen sich nun ins Zeug Unterkunft und Transport für uns um die 100 Passagiere zu organisieren. Weiter geht es heute, ausser ins Hotel, sowieso nicht.



Der erste große Bus erscheint. Es herrscht ein wildes Treiben und nach einiger Zeit sind Gepäck und Passagiere verstaut. Na mal sehen, wann ein zweiter noch auftaucht. Aber da war er auch schon. Inzwischen ist es schon 19.15 Uhr. Trubel, Gequetsche und sieh da für die restlichen 8 Leute, mitunter ich, war kein Platz mehr. Ein anderer Bus musste her, der dann auch nach einer halben Stunde auftauchte. Nach 10 afrikanischen (30) Minuten waren wir dann auch beim Hotel. Ich muss dazu sagen, dass ein Brüssel Airlines Angestellte sich noch bei uns für die Unannehmlichkeiten entschuldigt hat. Aber was konnte er denn dafür? Ein Concierge hilft uns beim Koffer tragen und an der Rezeption bekommen wir eine Karte für unser Zimmer. Jeder Einzelzimmer versteht sich und normale Schlüßel sind doch sowieso überholt. Mir fiel die Kinnlade runter. Ich habe ein Suite ganz für mich alleine. Badewanne, Dusche, Wohnzimmer und ein großes Bett, Klimaanlage, Handtücher und Seife. WOW! Naja, hätte ja alles schlimmer kommen können. Abendbuffet steht bereit und nach dem Auspacken habe ich mich dann gleich auch ins Bett gelegt.

Montag, 27. Juni 2011

Unverständnis und Verzweiflung

Dienstag. Nochmal zur Erinnerung: jeden Montag und Donnerstag stellen sich die Patienten mit Zahnschmerzen vor unserer Klinik an, um von uns behandelt zu werden. Das sind dann so um die 150 Leute. Unsere Koordinatorin sieht sich dann die mit großen Schwellungen an und gibt ihnen eine Nummer, um durch unser Tor gelassen zu werden. Die restlichen Tickets gibt sie dann der Reihe nach aus. Wir versuchen um die 53 Patienten mit 4 Zahnärzten zu sehen. Haben wir weniger Zahnärzte, werden auch weniger Tickets ausgegeben. Sind alle Tickets mit Nummern ausgegeben, bekommen die nächsten 50 dann ein Termin für den nächsten Tag zum Beispiel Dienstag und dann die nächsten für Mittwoch. Stellen sie sich am Donnerstag an, geben wir Termine für Freitag aus.
Heute war also ein Tag an dem die Patienten mit den Terminzetteln behandelt werden. Jeder Terminzettel hat eine Nummer. Mit einem Mal stehen bei der Nummer 5 zwei Leute auf. Das gleiche auch bei der Nummer 8. Hä? Ja, genau das dachte ich auch? Beim genauen Hinsehen, kann man erkennen, dass jeweils eins nachgemacht worden ist.



Die beiden Tickets in der Mitte sind jeweils die Originale. Den ersten Gedanken, den ich hatte war, was sie sich wohl dabei gedacht haben. Was dachten sie, wenn wir die Nummer 5 aufrufen und 2 Leute aufstehen, dass wir dann beide sehen? Mein erster Gedanke ist nicht gerade der netteste. Und wenn man sie darauf anspricht, meinen sie nur, sie kennen die andere Person nicht. Und dann frage ich mich erst Recht, was denkt ihr euch jetzt? Wie soll diese Person bitteschön das Ticket zum Kopieren erhalten haben? Aber je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr wird mir bewusst, wie verzweifelt sie sein müssen. Oder wie sehr sie jede Möglichkeit ausnutzen, Geld mit Mercy Ships zu machen. Alles hier ist für unsere Patienten kostenlos! Damit werben wir und das halten wir auch. Wenn sie aber für das Ticket bezahlen müssen, dann ist das nicht mehr so ganz kostenlos. Gerade letzte Wochen haben uns Patienten wieder erzählt, sie hätten viel Geld bezahlen müssen, um weiter vorne in der Reihe zu stehen. Geld das sie eigentlich nicht haben. Ein Schwarz-Markt auszulöschen ist hart. Das kennen wir ja aus Deutschland auch. Das Resultat von den Patienten mit den gefälschten Tickets war, dass keiner von ihnen behandelt worden ist. Also heißt es nun, sich wieder ein Tag vorher anzustellen und die ganze Nacht darauf zu hoffen, am nächsten Morgen ein Ticket zu bekommen.
Es ist echt schade, dass es immer mal wieder solche Meldungen gibt. Und es macht mich wütend, weil ich hier Geld bezahle, um zu arbeiten, um dadurch Menschen in Not zu helfen, und dann solche Menschen auftauchen, die daraus Profit machen. Aber auch diese Menschen zu lieben sind wir berufen. Es fällt einem nur irgendwie schwerer....

Freitag, 17. Juni 2011

Im Zahnlabor

Freitag. 2 Zahnärzte und 4 Helferinnen sind 2 Helferinnen mit 2 Übersetzern zuviel. Also hat sich meine deutsche Kollegin überlegt, dass wir uns ja mal das Zahnlabor anschauen können. Ziehen wir Zähne im Frontzahnbereich zahlt Mercy Ships nämlich die Zahnprothese. Da wir auf dem Schiff aber kein Zahnlabor haben, sind wir darauf angewiesen, dass das Zahntechniker aus dem Land übernehmen. Wir kamen genau zur rechten Zeit. Die letzte Patientin, bei der Abformungen für Zahnersatz gemacht werden musste hat auf dem Stuhl Platz genommen.



Alginat anmischen, auf den Abformlöffel geschmiert, in den Mund anpassen, warten und wieder raus. Bis jetzt ist es eigentlich so wie ich es aus Deutschland kenne.



Der Zahntechniker ist inzwischen auch schon eingetroffen und so geht es hoch in die erste Etage ins Labor.


Gips anmischen,in die Löffel füllen und abwarten. Zahntechniker könnten jetzt beantworten, ob das auch so in Deutschland aussieht.



Ist das Gips getrocknet wird der Abformlöffel vorsichtig abgetrennt. All diese Modelle sind von unsere Patienten!



Mit speziellen Materialien und Instrumenten werden die Prothesen also hergestellt und am Ende noch poliert.


Und fertig....




Es war echt nett, dass sie uns ins Labor reinschnuppern haben lassen. Da fängt man wieder an den Komfort mehr zu schätzen, den wir in deutschen Laboren haben. Stühle, genug und gute Materialien und Instrumente uvm. sind hier kaum zu finden.

Montag, 2. Mai 2011

Zeit für Gummistiefel

Montag. Seit gestern ist nun offiziell Regenzeit angesagt. Davon war nur nicht viel zu sehen. Sonnenschein, Hitze, fast keine Wolken so sah der erste Mai aus. Aber wir wären ja nicht in Afrika, wenn alles wie ein schweizer Uhrwerk funktionieren würde. So kam der lang ersehnte Regen nun heute um 15 Uhr. Es goss wie aus Eimern und kühlte die warme Luft ein wenig ab. Wir reden hier aber trotzdem noch von ca 28 Grad Celsius :) Meine Kollegin und ich sind gleich rausgerannt um den Regen zu begrüßen. Unsere Mitarbeiter aus Sierra Leone waren nicht ganz so enthusiastisch. "Wir haben einen langen Weg nach Hause und werden jetzt ganz naß" Stimmt und vor allem trocknet ihr afrikanisches Haar so schlecht. Deshalb werden Mülltüten zum Regenschutz gemacht.


Samstag, 30. April 2011

Wer sagt hier, die Kabinen sind klein?

Freitag Abend. Nach einer anstrengenden Woche in der Hitze ist nun Filme anschauen angesagt. Kurz noch Schokolade, Chips und Getränke in unserer Snack-Bar besorgt und es kann auch schon losgehen. Ich bin immer noch in einer 4-er Kabine, die einen Gemeinschaftsabteil mit Fenster hat. Das Ding ist, dass einige 4-er Kabinen echt große solcher Gemeinschaftsabteile haben, wo locker eine Couch und Kühlschrank reinpasst. Nicht so bei mir. Aber dafür habe ich ein Fenster, das die anderen nicht haben. Möchte mich also nicht beklagen. Jetzt ist es aber so, dass wir zu viele Freunde für die "kleine" Kabine haben. Aber das hält uns nicht auf, trotzdem Filme auf dem Boden (ja, richtig gelesen... auf dem Boden. Für Stühle ist kein Platz) mit einem Haufen Kissen und Kuscheldecken anzuschauen. Und wie sowas dann praktisch aussieht habe ich hier fotografisch einmal festgehalten.








Die Fotos habe ich mit einem Selbstauslöser gemacht und die Kamera dorthin gestellt, wo der Laptop ungefähr steht.

Freitag, 15. April 2011

Wer zerbricht schon eine Zahnzange?

Freitag. Ach, wie schön... fast Wochenende! Der letzte Patient sitzt im Stuhl. Die anderen Zahnärzte sind schon fertig und alles wartet auf Dag und mich. Man kann es kaum glauben, dass er zum Feierabend noch so eine Kraft hat, aber er hat es wirklich geschafft eine Zahnzange in zwei Teilen zu brechen. Und diese war nicht verrostet oder brach an der Schraube. Hier habt ihr ein Foto von unserem starken Zahnarzt. Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus :)


Dienstag, 29. März 2011

30!

Dienstag. Es ist nun offiziell und ab sofort dürft ihr an jedem meiner Geburtstage rechnen, den das Alter gebe ich nun nicht mehr so einfach raus. (Das war ein Scherz...) Ich bin heute 30 geworden. Es scheint für andere eine größere Angelegenheit zu sein als für mich. Nichts wird sich ändern, wenn ich morgen früh aufstehe. Das war beim 18. Geburtstag ein wenig anders und seitdem sind Geburtstag eben nur noch Geburtstage für mich. Das ist nicht abweisend gemeint, aber einfach nur Fakt. Mein 3. Geburtstag auf dem Schiff. Komischerweise fühlt es sich hier trotzdem anders an als zuhause. (Kann mich nur noch vage daran erinnnern, ist ja immerhin 4 Jahre her!). An Aufmerksamkeit fehlt es hier jedoch nicht. Bunte Dekoration an der Tür weisen jeden darauf hin, dass jemand hier Geburtstag hat. "It is your Birthday." und der Name darunter erinnern mich daran, dass es meiner ist.




So ging es aber ganz normal, zum Frühstück, in die Klinik (nach der Andacht wurde dann gesungen) und am Nachmittag wieder aufs Schiff. Das Abendessen habe ich mir schon vor 17 Uhr geholt, um zu verhindern, dass der ganze Speisesaal für mich singt. Etwas was ich bei den letzten 2 Geburtstagen sehr gut umgangen habe! Inzwischen waren auch noch mehr Briefe und Geschenke vor meiner Tür. Ich war ein wenig müde und habe beschlossen, nicht groß auszugehen und einfach nur auf dem Schiff mit ein/zwei Freunden einen Film in meiner Kabine zu schauen. Mit einer anderen Freundin habe ich ausgemacht um 21 Uhr ein wenig Aerobics zu machen. Ja, auch wenn es mein Geburtstag ist, spricht nichts dagegen ein wenig Sport zu treiben. Ausserdem hat sie Brownies gemacht, die wir danach essen würden. Ich war positiv überrascht, dass mich meine Freunde nicht weiter versucht haben, zu überreden auszugehen oder irgendetwas zu machen. Es ist also 21 Uhr und meine Freundin und ich machen uns auf den Weg zur "Queens-Lounge". Ein öffentlicher Raum, den jeder nach Belieben buchen und für verschiedene Veranstaltungen nutzen kann. Da wir immer spontan entscheiden, Sport zu machen kann es ab und zu sein, dass jemand diesen Raum schon gebucht hat und wir uns dann etwas anderes suchen müssen. Ich gehe also vor und öffne vorsichtig die Tür. Und nein, ich habe wirklich nicht damit gerechnet. Es ist dunkel, der Beamer ist an und ich sehe ein paar Leute rumsitzen. Schnell schließe ich wieder die Tür und sage meiner Freundin, die hinter mir steht, dass der Raum belegt ist und wir woanders hingehen müssen. Und wieder nein, ich habe es immer noch nicht geschnallt, dass die Leute für mich da sind. Sie fängt laut an zu lachen und ein andere stürmen aus dem Raum und holen mich rein. Ich war so über mich selber überrascht, dass ich nichts geahnt habe! Üblicherweise ist es schwierig hier auf dem Schiff Geheimnisse zu haben. Kommentare von meinen Freunden: "Glaubst du wirklich, wir hätten das so einfach durchgehen lassen und nicht wenigstens ein bisschen gefeiert?" Ja, das habe ich gedacht :) So gab es nun Popcorn und die versprochenen Brownies und wir haben uns einen meiner Lieblingsfilme angeschaut.


Montag, 28. März 2011

Patient Nr. 1000

Montag. Heute soll es soweit sein. Patient Nummer 1000 aus Sierra Leone wird unseren Behandlungsraum betreten. Und das in nur 3 Wochen! Jetzt ist nur noch die Frage: zu wem wird er/ sie kommen. Wer hat die Ehre ein Foto mit dem Patienten zu machen?
Wir hatten die Ehre. Dag, Joseph unser Übersetzer und ich!


(Foto: Gini Porter)

Nur noch 9000 bis Ende November um unser Ziel zu erreichen. :)

Aber das ist nicht alles. Wir haben über 1100 Zähne in der letzten Woche gezogen! Meine Freundin und ich haben versucht, ein Haufen von sovielen Zähnen bildlich darzustellen, aber erstens hat es nicht ganz hingehauen, wie wir uns das vorgestellt haben und zweitens wäre das für den einen oder anderen kein angehmer Anblick geworden. So bleibt nur noch eure Fantasie übrig, euch soviele Zähne vorzustellen. Aber wir können auch mehr als nur Zähne ziehen. Ernsthaft. Zum Beispiel Füllungen legen oder auch in Ausnahmefällen Wurzelkanalbehandlungen machen. Aber die Wahrheit ist nunmal, dass die Zähne größtenteils einfach viel zu tief zerstört und entzündet sind.

Sonntag, 27. März 2011

Fotostrecke zur zweiten Voruntersuchung...

Hier die offiziellen Fotos von der zweiten Voruntersuchung...

Fotos von Tom Bradley könnt ihr euch auf seinem Blog ansehen. Er ist ein super Fotograf und auch seine anderen Blogeinträge sind absolut sehenswert. http://tombradley.wordpress.com/

Seine Fotos sind vor allem auch medizinisch sehr interessant. Aber nicht jeder kann Fotos von Menschen mit großen Tumoren oder ein Kind mit 3 Füssen sehen. Was auch ok ist, hier aber Realität des Alltags ist.



Hier nun die Fotos von Liz Cantu. Sie ist auch eine begnadete Fotografin.



















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Hier seht ihr mich im Hintergrund mit brauner Hose und blauem T-Shirt beim Assistieren vom Interview mit Sheryl Shepard, der deutschen Schauspielerin (sie kann man leider nicht richtig sehen)








Samstag, 26. März 2011

Voruntersuchung, die Zweite

Samstag. In aller Frühe geht es wieder raus. Diesmal aber nicht ins Stadium. Wir haben ein Gelände mit einem Gebäude darauf zur Verfügung bekommen und durch die Lage war es einfacher, die Voruntersuchung "kontrollierter" ablaufen zu lassen. Generell wurde alles neu überdacht. Wir haben aus den Fehlern gelernt, die beim letzten Mal passiert sind. So haben wir z.B. schon einige Mitarbeiter letzte Nacht dorthin geschickt, die dann eine Vor-Vor-Voruntersuchung vorgenommen haben und natürlich auch dafür gesorgt haben, dass alle hintereinander in einer Reihe stehen. Es handelte sich aber nicht wirklich um eine "Untersuchung", es war vielmehr, dass wenn Menschen sich mit Zahnschmerzen angestellt haben, ihnen dann gesagt worden ist, dass sie zu uns in die Zahnklinik am Montag kommen müssen. Das gleiche gilt auch für Augen-Patienten. Wie gesagt, in aller Früh ging es dann raus. Ich wurde, naja eigentlich habe ich mich freiwillig eingetragen, unsere Mitarbeiter hin und her zu fahren. Meine erste Tour war um 5 Uhr. Es war noch dunkel und die Stadt schlief noch. Die Mücken nicht. Die scheinen immer wach zu sein. Die Straßen waren leer und jeder in meinem Auto schwieg. Eine ganz kleine Möglichkeit könnte natürlich mein Fahrstil gewesen sein, aber ich glaube, es war mehr die Uhrzeit. So sind wir dann in einer Kollone von bestimmt 8 Landrovern zu diesem Gelände gefahren. Angekommen hieß es dann, dass ich nicht noch ein zweites Mal fahren müsse und erst wieder am Nachmittag zum nachhause fahren gebraucht werde. Ein Freund von mir wusste dann auch gleich was mit mir anzufangen. Ich wurde zu seiner Assistenz befördert. Er arbeitet für die Öffentlichkeitsarbeit und hat kleine Filmsequenzen gedreht. Ich durfte ihm helfen, ein Schild aufzuhängen, sein Stativ herumtragen und Notizen zu machen, wenn es nötig war. Ausserdem sorgte ich dafür, dass er genug Wasser trank. Es war zwar warm, aber die Sonne kam durch die Wolken nicht durch. Erst als wir unsere Sachen am Nachmittag gepackt haben, kam sie raus. Was für eine Gebetserhörung. All unser medizinisches Personal arbeitete hart am voruntersuchen, beten und OP-Termine vergeben. Es war eine tolle Stimmung. Wenn man das so sagen kann. Wir sahen einige Patienten, die wir bei der letzten Voruntersuchung schon gesehen habe, aber durch den Vorfall nicht untersuchen konnten. Es war schön zu sehen, dass sie zurück gekommen sind, auch durch die dramatischen Geschehnisse vom letzten Mal. Und so ging es dann nach dem Auffräumen nach 10 Stunden wieder zum Schiff. Was für eine erfolgreiche Voruntersuchung.

Dienstag, 8. März 2011

Die große Voruntersuchung

Montag. Früher als gewöhnlich erwacht das Schiff zum Leben. Mich weckt der Wecker um 4.45 Uhr nachts (ja, alles vor 6 Uhr ist noch Nacht). Heute ist also die große Voruntersuchung auf die jeder schon so lange gewartet hat. Ein großer Tag nicht nur für die Menschen hier in Sierra Leone, sondern auch für uns. Endlich können sich Krankenschwester wieder um Patienten kümmern statt des Wachsen der Fußböden oder Chirurgen entfernen wieder große Tumore statt alte Rohre im Maschinenraum. Jeder wurde in verschiedene Teams eingeteilt. Die einen gaben Wasser aus, andere sorgten für Sicherheit und andere beteten für die, denen wir nicht helfen können. Morgens und abends war ich der Fahrer für alle, die zu dieser Voruntersuchungen gingen. Es ist also früh morgens und wir machen uns auf dem Weg zum Stadium, wo alles stattfinden soll. Es ist dunkel, die Straßen sind leer, es ist ruhig. Am Stadium angekommen, empfängt uns auch schon unser Sicherheitsteam (die sind nämlich schon seit 4 Uhr dort!!!), die nebenbei eifrig damit zu tun haben, Patienten wieder aus dem Stadium zu lassen, die es es irgendwie schon ins Stadium geschafft haben ohne sich draußen anzustellen.
Verschiedene Stationen werden aufgebaut: Spiele-Ecke, Gebetszelt, Stationen für die Ärzte, Zelte für das Augenarzt-Team und dann die Vor-Voruntersuchungsstation, wo ich dann eingeteilt wurde.
Der Ablauf war dann ungefähr wie folgt: Angestellt wurde sich draußen vor dem Stadium, dann wurden immer ein paar durch ein Tor gelassen, um dann vor der nächsten Tür zu warten. Diese Tür wurde immer für ein paar geöffnet, die sich dann in eine Schlange vor der Vor-Voruntersuchung die angestellt haben. Qualifizierte Krankenschwester machen hier schon die erste Entscheidung. Können wir helfen oder nicht. Hier erfüllen oder platzen Träume von einer Veränderung. Jeder, den wir helfen können bekommt ein Ticket, die anderen werden zu unserem Gebetszelt und zum Ausgang gebracht. Die mit dem Ticket werden zu der nächsten Station gebracht, wo Krankenschwestern den allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten untersuchen und dann geht es auch schon zum Arzt, der das letzte Urteil fällt und Op-Termine vergeben lässt.
Ich war verantwortlich, dass alles bei den Vor-Voruntersuchungen reibungslos verläuft. Sobald es klar war, ob wir helfen können oder nicht, musste gehandelt werden. Wir wollten keine Zeit verlieren, damit wir so viele wie möglich sehen können. So teilten wir sie in Gruppen ein und Mitarbeiter von unserem Schiff haben sie dann zu den jeweiligen nächsten Stationen gebracht. Was hier eigentlich passiert ist mir erst bewusst geworden, als eine Mitarbeiterin mich bat, mal die Patienten mit den Tickets zu den Ärzten zu leiten und nicht mehr, die ohne Ticket zum Gebetszelt/Ausgang zu bringen. Hier wird mir klar, wir können nicht jedem helfen.
Die Verzweiflung war groß. Ich sehe meine Freundin mit einem Kind auf dem Arm, dass zu niemanden gehören zu scheint. Es wurde durch den Zaun gereicht, damit wir es helfen können. Als ich mich das nächste Mal umdrehte sehe ich Menschen über eine Mauer klettern. Ab hier möchte ich die offizielle Stellungnahme von Mercy Ships weitergeben:

Ein schwarzer Tag in Freetown

10.03.2011-

Von unseren Mitarbeitern vor Ort in Freetown, Sierra Leone, erhielten wir folgende Mitteilung: Am Montag versammelten sich mehrere tausend Patienten vor dem nationalen Stadion, um an der ersten chirurgischen Voruntersuchung in Freetown teilzunehmen. Aus bislang unbekannten Gründen brach unter der wartenden Menschenmenge am Vormittag Panik aus. Bei dem Versuch eine Absperrung zu durchbrechen, wurden mehrere Personen verletzt, ein älterer Mann tödlich. Mercy Ships Sicherheitspersonal reagierte sofort, öffnete den Zugang, lenkte die Menge in eine Wartezone um und verhinderte somit Schlimmeres. Mercy Ships Ärzte leisteten Erste Hilfe und unternahmen alles um den tödlich verletzten Mann wiederzubeleben. Alle Verletzten wurden dann von Mercy Ships Personal in örtliche Krankenhäuser begleitet und betreut. In der Zwischenzeit konnten zwei Patienten entlassen werden, sieben weitere befinden sich noch in stationärer Behandlung.

„In unseren Gedanken und Gebeten sind wir bei den Betroffenen und ihren Familien. Dass bei dem Versuch Leben zu retten und zu heilen so etwas passiert, ist mehr als tragisch. Aber auch wenn wir heute trauern, schauen wir gleichzeitig nach vorne und werden in den nächsten zehn Monaten so vielen Menschen wie möglich helfen.“ sagte der Gründer von Mercy Ships, Don Stephens.

(ein wenig ausführlicher hier auf englisch)

Keiner von Mercy Ships wurde verletzt.

Freitag, 4. März 2011

Echt? 2 Jahre?

Freitag. Ein gewöhnlicher Tag in Sierra Leone. Ein gewöhnlicher Tag auf dem Schiff. Für mich ein gewöhnlicher Freitag. Mit nur einer Ausnahme. Heute vor 2 Jahren habe ich das erste Mal mein Fuß auf dieses Schiff, der Africa Mercy, gesetzt. Es ist ein komisches Gefühl. 2 Jahre schon?! Die Zeit scheint wie im Flug vergangen zu sein. Aber so ist es ja bekanntlich mit allem, was man gerne macht. Die letzten 2 Jahre in Worte zu fassen fällt mir echt schwer. Es war definitiv eine Auf- und Abfahrt. Zeiten, in denen ich nicht mehr konnte und Zeiten, die ich anhalten wollte, weil sie so gut waren. Und ich kriege Gänsehaut, wenn ich nur daran denke, dass ich das alles ohne euch nicht hätte machen können! Was für ein Vorrecht, hier in Westafrika (und Südafrika ;) ... ) den Menschen in Not zu helfen und das ohne ein monatlichen Gehaltscheck auf dem Schreibtisch liegen zu haben. Ihr seid die wahren Helden (ich weiß, das klingt jetzt ein wenig dramatisch, aber so ist es nunmal). Geld zu haben ist eine Sache. Aber Geld weiterzugeben ist noch eine ganz andere! Und es ist auch nicht nur das Geld. Gebete, die mich in schwierigen Zeiten getragen haben, Briefe, die mich aufgebaut haben und Pakete voll mit Sachen, die mir Freude brachten. Ich bin jedem einzelnen so dankbar. Und ich garantiere euch, jeder der Tausenden, denen wir zahnärztlich geholfen haben, auch. Wenn es nach mir geht, könnte ich so eine Arbeit noch jahrelang weiter machen. Mit Mercy Ships oder in Südafrika in lokalen staatlichen Krankenhäusern arbeiten, auch wenn meine Aussichten auf eine 3-er Kabine nicht gut stehen, das tägliche Schwitzen auf die Nerven geht, es keine Pause von Mückenstichen gibt, wechselnde Jahreszeiten etwas ist, woran man sich nur noch vage daran erinnern kann, der persönliche Freiraum sich nur noch unter der eigenen Bettdecke befindet, gute Schokolade bedeutet, dass sie geschmolzen, aber noch nicht abgelaufen ist oder andersherum usw. man aber dafür Freunde aus der ganzen Welt hat, die einem schneller ans Herz wachsen als einem Lieb ist, mein schmutziges Geschirr abgewaschen wird, mir keine Gedanken um die Reparatur einer Waschmaschine machen muss und natürlich ich Menschen, mit so einer großen Not und Schmerzen helfen kann, die wir uns gar nicht vorstellen können! Schon mal versucht, soziale Kontakte mit einem riesen Tumor am Nacken herzustellen? Oder mit einer durch Verbrennungen zusammenvernarbeten Hand zu schreiben? Oder mit einer Öffnung in der Lippe, die bis zur Nase geht zu essen? Ich nicht. Und deshalb bin ich hier. Aber was noch viel wichtiger ist, den Menschen hier zu zeigen, dass sie es Wert sind geliebt zu werden. Bleibt aber trotzdem noch die Frage aus: Wann kommst du zurück? Ich habe meine "Verpflichtung" von 2 Jahren heute erfüllt. Das bedeutet, ich bin jetzt in der 3-Monats-Kündigungsfrist. (Bei Notfällen kann man natürlich immer früher schon gehen, aber man soll ja fair bleiben). Offiziell bin ich bis Ende des Jahres in den Dienstplänen eingetragen. Im Juni hingegen werden viele gehen (unter anderem Dag, der Zahnarzt mit dem ich seit 2 Jahren zusammenarbeite), die über die letzten Jahre wie eine Familie für mich geworden sind. Ich weiß, dass wir Entscheidungen nicht von Menschen abhängig machen sollten und ich weiß auch, dass ich jemandem nachfolge, der Größer ist als alles auf dieser Welt und der einen super Plan für mich hat, ich aber auch ehrlich gesagt Angst habe, hier "alleine" (mit 400 anderen Mitarbeitern nicht wirklich vorstellbar) zurückzubleiben.

Montag, 28. Februar 2011

Laa Laa Laaaand in Sicht!

Sonntag. 7 Uhr in der Früh. Die Sonne geht auf. Durch meinen verschlafenen Augen (ja, Sonntag 7 Uhr ist für mich immer noch Nacht) sehe ich Land. Was? Land? Land!!!



Eine Durchsage vom Kapitän bestätigt es. Wir sind vor der Küste von Sierra Leone und dabei in Freetown anzudocken. Auf in mein afrikanisches Kleid und raus aus der Kabine. Wir nähern uns dem Kai mit jeder Minute. Eine Kapelle und viele von unseren Leuten warten geduldig auf unsere Ankunft. Es war der Hammer. Mein Arm tat mir nach dem ganzen aufgeregtem Winken nach einer Weile weh und so genoß ich einfach nur die Willkommenszeremonie.



Aber wie das so ist, haben die Hafenarbeiter dann auch festgestellt, dass ein großes weißes Schiff am Dock 6 ankommen wird, dort aber noch 2 große Trichter stehen, die noch wegmüssen. Also schnell ein Stahlseil suchen und ab in die schweren Fahrzeuge (= Terexe, die Kontainer vor sich hertragen können).

(Der Hafen von Freetown. Wie man sieht, ist die Gangway noch nicht draußen. Terex macht sich bereit, stößt einmal gegen die Kontainer)



Als sie den ersten Trichter erreichen, sind wir mittlerweile schon am Dock angekommen. Jetzt ist es ein Wettrennen mit der Zeit. Werden sie die Trichter vor der offiziellen Willkommenszeremonie mit Rede und Drum & Dran wegschaffen können? Im Weg sind sie nicht wirklich, müssen aber aus Platzgründen früher oder später weggeschafft werden. Und warum nicht an einem Sonntag morgen, wenn das Schiff gerade dabei ist anzudocken. (Hört ihr die Ironie? hahaha) Die Hafenmitarbeiter machen sich also dran, auszuklüfften, wie man nun die 3 Komponenten (Fahrzeug, Stahlseil und Trichter) am Besten miteinander verknüpfen kann, um die Trichter von A nach B zu bringen ohne dabei zu riskieren, dass sie umkippen und auf das Schiff fallen. Nach einer Weile scheinen sie unter dem Fahrzeug etwas gefunden zu haben, an dem sie das Seil festmachen können. Gesagt, getan. Trichter Nummer eins bewegt sich mit lautem Geröll Richtung Ausgang. Mittlerweile ist die Gangway angebracht und das Podium für Willkommensreden aufgebaut. Nach dem Singen der Nationalhymne von Sierra Leone folgen nun die Reden. Die beste Zeit um nun auch Trichter Nummer zwei Richtung Ausgang zu bewegen. Das Ganze war so laut, dass wir auf dem Schiff unser eigenes Wort nicht hören konnten. Es dauerte auch nicht lange und jemand lief zum Fahrer und bat ihn ein wenig zu warten. Ich musste nur darüber schmunzeln. Hier läuft halt alles ein wenig anders ab als woanders und ich kann es kaum abwarten, die nächsten Monate hier Land und Leute kennenzulernen.

Donnerstag, 24. Februar 2011

Von Ost nach West, von Süd nach Nord

Sonntag. Seit dem Mauerfall vor Jahren habe ich mir keine Gedanken mehr über Osten und Westen gemacht. Kann mich nur erinnern, als wir damals zur Grenze gefahren sind und ich dann über den weißen Grenzstreifen gehopst bin und gesagt habe: "Bin im Osten... Bin im Westen". Diesmal war es ein wenig anders. Wir haben mit dem Schiff die Nullmeridian Grenze überschippert. Yuhu! Sind jetzt also im Westen. Mal sehen, wie es da so aussieht :)
Donnerstag. 8:15 Uhr. Es ist soweit. Wir überqueren den Äquator. Sind also jetzt im Norden. Ich kann mich jetzt Shellback und nicht mehr Pollywog nennen.

Das geniale ist, auf dem ersten Foto kann man die schwarze Äquator- Linie, die man immer auf den Globusen sieht, erkennen.




Das war die Aussicht dann von meiner Kabine ein wenig später


Dienstag, 15. Februar 2011

Die Anwesendheitsliste

Montag. Heute geht es nun also weiter nach Sierra Leone. Ach, wie ich Kapstadt vermissen werde. Um 15.00h sollten wir alle wieder auf dem Schiff erscheinen. Kurz vor vier Uhr ertönte dann auch schon der Notalarm. Das machen wir immer, bevor es losgeht. Jeder ist einem Rettungsboot und einer "Musterstation" zugeteilt. Wenn also was mit dem Schiff passiert, rennt nicht jeder kreischend durch die Gegend und versucht sich in ein Rettungsboot zu schwingen, sondern geht ruhig zu der ihm zugeteilten Musterstation. Zwei Personen, die einen gelbes Cap tragen rufen dann die Namen auf und stellen sicher, dass jeder seine Rettungsweste richtig anhat und sich nicht über die Reeling beugt. Die letzten zwei Jahre durfte ich es genießen, einfach nur anwesend zu sein und dann mein Buch zu lesen, wenn die Übung sich in die Länge zog. Damit ist es nun vorbei. Ach, fühlt sich fast wie Erwachsenwerden an...grrr... (Scherz). Fühle mich also nun geehrt, als Assistentin zur Namens Aufruferin (mir fällt kein besserer dt. Begriff dafür ein, wer ein weiß, kann sich bei mir melden. Name Caller ist die englische Bezeichnung) auserwählt worden zu sein.



Jemand hat sich also gedacht, dass ich hilfreich beim Schäfchen zählen und zum Boot führen bin. Und da sich jeder bei seiner Station melden muss, können wir so rausfinden, dass auch wirklich jeder an Bord ist, der an Bord sein sollte und gleichzeitig üben unsere Notfall Teams ihren Einsatz.
Wie sieht nun mein Job genau aus? Beim ersten Alarm mach ich mich auf den Weg zu meiner Station, schnappe mir auf dem Weg noch ´ne Rettungsweste und setze mir ein gelbes Cap auf. Meine Kollegin holt die Liste aus einem Kasten. Zum zweiten Alarm (Crew alarm) erscheinen dann unsere Schäfchen :) Wir rufen ihre Namen auf und sie müssen sich melden. Nicht immer erscheinen alle und die Namen werden markiert. Die Namen aufrufen macht meine Kollegin. Zum Glück, manche Nachnamen sind nicht leicht auszusprechen :)


Ich geh dann mit dieser Liste zur Brücke. Die Zentrale. Dort werden auf einer anderen Liste alle Namen vermerkt, die bei mir nicht aufgetaucht sind. Muss sagen, dass ich beim ersten Mal ziemlich nervös war, weil ich nicht wusste, was ich sagen muss usw. Aber es hat ganz gut geklappt. Die Brücke geht dann die Namen der Fehlenden durch und sieht nach, ob der jenige z.B. vielleicht im Maschinenraum arbeitet und eine "Befreiung" zur Feuerübung hat. Mach mich dann wieder auf den Weg zu meiner Musterstation. Ist inzwischen jemand aufgetaucht, sag ich einfach bei der Brücke Bescheid. Und dann heißt es warten. Stellt sich raus, dass immer noch Menschen fehlen, werden sie per Lautsprecherübertragung ausgerufen. Es gibt wirklich Leute, die die Signale überhören. Mir total unverständlich. Und das war es dann eigentlich auch schon. Im Notfall müssten wir natürlich unsere 25-30 große Gruppe zum Rettungsboot begleiten.



Na, wer hat`s gesehen? Im Hintergrund kann man den Table Mountain sehen. Und ich muss noch anmerken, dass diese Fotos gestellt sind und nicht einer wirklichen Übung entsprechen. Wir hatten einfach zu viel Spaß.