Montag, 27. Juni 2011

Unverständnis und Verzweiflung

Dienstag. Nochmal zur Erinnerung: jeden Montag und Donnerstag stellen sich die Patienten mit Zahnschmerzen vor unserer Klinik an, um von uns behandelt zu werden. Das sind dann so um die 150 Leute. Unsere Koordinatorin sieht sich dann die mit großen Schwellungen an und gibt ihnen eine Nummer, um durch unser Tor gelassen zu werden. Die restlichen Tickets gibt sie dann der Reihe nach aus. Wir versuchen um die 53 Patienten mit 4 Zahnärzten zu sehen. Haben wir weniger Zahnärzte, werden auch weniger Tickets ausgegeben. Sind alle Tickets mit Nummern ausgegeben, bekommen die nächsten 50 dann ein Termin für den nächsten Tag zum Beispiel Dienstag und dann die nächsten für Mittwoch. Stellen sie sich am Donnerstag an, geben wir Termine für Freitag aus.
Heute war also ein Tag an dem die Patienten mit den Terminzetteln behandelt werden. Jeder Terminzettel hat eine Nummer. Mit einem Mal stehen bei der Nummer 5 zwei Leute auf. Das gleiche auch bei der Nummer 8. Hä? Ja, genau das dachte ich auch? Beim genauen Hinsehen, kann man erkennen, dass jeweils eins nachgemacht worden ist.



Die beiden Tickets in der Mitte sind jeweils die Originale. Den ersten Gedanken, den ich hatte war, was sie sich wohl dabei gedacht haben. Was dachten sie, wenn wir die Nummer 5 aufrufen und 2 Leute aufstehen, dass wir dann beide sehen? Mein erster Gedanke ist nicht gerade der netteste. Und wenn man sie darauf anspricht, meinen sie nur, sie kennen die andere Person nicht. Und dann frage ich mich erst Recht, was denkt ihr euch jetzt? Wie soll diese Person bitteschön das Ticket zum Kopieren erhalten haben? Aber je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr wird mir bewusst, wie verzweifelt sie sein müssen. Oder wie sehr sie jede Möglichkeit ausnutzen, Geld mit Mercy Ships zu machen. Alles hier ist für unsere Patienten kostenlos! Damit werben wir und das halten wir auch. Wenn sie aber für das Ticket bezahlen müssen, dann ist das nicht mehr so ganz kostenlos. Gerade letzte Wochen haben uns Patienten wieder erzählt, sie hätten viel Geld bezahlen müssen, um weiter vorne in der Reihe zu stehen. Geld das sie eigentlich nicht haben. Ein Schwarz-Markt auszulöschen ist hart. Das kennen wir ja aus Deutschland auch. Das Resultat von den Patienten mit den gefälschten Tickets war, dass keiner von ihnen behandelt worden ist. Also heißt es nun, sich wieder ein Tag vorher anzustellen und die ganze Nacht darauf zu hoffen, am nächsten Morgen ein Ticket zu bekommen.
Es ist echt schade, dass es immer mal wieder solche Meldungen gibt. Und es macht mich wütend, weil ich hier Geld bezahle, um zu arbeiten, um dadurch Menschen in Not zu helfen, und dann solche Menschen auftauchen, die daraus Profit machen. Aber auch diese Menschen zu lieben sind wir berufen. Es fällt einem nur irgendwie schwerer....