Samstag, 14. November 2009

To Write Love On Her Arms

Freitag. Ein ganz normaler Freitag? Eigentlich liegt das Hauptaugenmerk mehr auf das Datum als auf den Wochentag. Es ist der 13.November. Bis vor ein paar Tagen war das für mich einfach ein Tag im November. Jetzt nicht mehr.
To Write Love On Her Arms (TWLOHA) ist eine Non-Profit-Organisation, die Hoffnung den Hoffnungslosen geben möchte. Hoffnung ist Real und deswegen kämpfen sie gegen Depression, Sucht, Selbstverletzungen und Selbstmord. Sie fördern, informieren, inspirieren.
Jeder kennt jemandem, dem es so ging. Mädchen und auch Jungs, die sich die Pulsadern aufschneiden, Drogen konsumieren, etc. weil sie das Leben nicht mehr ertragen wollen.
Um Aufmerksamkeit auf dieses Verhalten zu lenken, wurde der 13.November zum TWLOHA-Tag, an dem sich jeder das Wort "Liebe" auf den Arm schreibt. Kreativität hat da keine Grenzen.
So sahen zum Beispiel unsere Arme aus


Und ab ins Gefängnis

Donnerstag. Die Autos sind voll mit unserer Ausstattung, die wir ein Tag vorher aus unserer Klinik zusammengepackt haben. Heute geht es nämlich mal nicht nach Avotrou, wo unsere Klinikräume sind. Es geht ins Gefängnis. Ja, ihr habt richtig gelesen. Ins Gefängnis und nein, unsere Zahnärzte wurden nicht verhaftet und wir mussten die Klinik umsiedeln. Wir sind alle ohne Handschellen reingekommen und auch genauso wieder rausgegangen :)
Das Gefängnis erinnerte mich aber nicht an einem Gefängnis, vielmehr an eine Kleinstadt. So weit ich weiß, sind auch nur die Soldaten, die am Eingang stehen keine Gefängnisinsassen. Wie soll das funktionieren? Gute Frage. Aber es wirkte so, als würde es funktionieren. Die Inhaftierten sind in Gruppen eingeteilt und haben dementsprechend Verantwortung bzw. Pflichten. Wie man`s halt nimmt.
Nachdem wir am Eingang also unsere Namen nannten ging es über den ersten Vorhof, dann durch eine Tür und da waren wir, mitten im Geschehen. In einem Häuschen ohne Fenster und Türen konnten wir dann unsere Klinik aufbauen. Wenn wir da nicht gerade Zähne ziehen, wird es als Kirche genutzt.
Es heißt, dass es 2000-3000 Häftlinge dort gibt. Unser Auftrag: so viele wie möglich in den 2 Tagen zu sehen. Aber zum Glück hatte nicht jeder Zahnschmerzen oder hat sich zumindest zu uns getraut, dabei sind wir doch so lieb ;)
Nach 2 Stunden haben wir schon die 100 Marke geknackt. Das sieht nach neuem Tagesrekord aus. Ja und so war es dann auch. Nach 5 Stunden haben wir 214 Patienten gesehen. Absoluter Rekord. (Ist aber auch klar, weil wir hier wirklich nur Zähne ziehen konnten, was viel schneller geht, als Füllungen, die wir in unserer anderen Klinik, zu machen. ) Dann ging es nachhause und wir alle sind wie ein Stein ins Bett gefallen.
Freitag. Hochmotiviert, noch so Vielen wie möglich zu helfen, ging es wieder ins Gefängnis. Kurz nach dem Mittagessen waren wir dann fertig. Nochmal um die 180 Patienten konnten wir sehen. Das waren dann alle! Was für ein Gefühl. Zum Abschied haben unsere Mitarbeiter aus Benin noch ein wenig Musik gemacht und jeder hat dazu getanzt. Auch die Häftlinge stimmten mit ein. Was für eine Party. Was für ein Wochen-Ende. Was für 2 außergewöhnliche Tage.