Dienstag, 14. April 2009

Ein kleiner tauber Junge

Heute hatten wir einen kleinen Jungen, der taub war, auf dem Stuhl. Er war mit seiner Mutter gekommen. Klar, er war ja auch erst 6 Jahre alt. Ich weiß gar nicht, warum mich dieser Fall so berührt hat. Ich meine, ich arbeit seit fast 9 Jahren in der Zahnmedizin und es ist einfach so, dass "Schmerzen zufügen, um zu helfen" zu meinem Beruf gehört. Und wenn es nur die Spritze ist, die man vor einer Behandlung bekommt (für mich aufjedenfall schmerzhaft). Aber wie erklärt man einem kleinen Jungen, dass er die Spritze braucht, damit das Zahnziehen nicht schmerzt? Normalerweise kann man es ihnen kindgerecht erklären und ihnen auch sagen, dass sie die Augen schließen sollen, damit sie nicht die große Spritze sehen. Aber wie ist es mit einem tauben Kind, das auch keine Gebärdensprache beherrscht? Er hatte einen Unfall und wir mussten ihm die Frontmilchzähne entfernen. Es war schrecklich. Er hat so geweint und mich mit seinen großen angsterfüllten Augen angeschaut. Er wusste ja nicht, was mit ihm passiert. Er tat mir so unendlich leid. Das Entfernen der Zähne war dann ein einziger Kampf (übertreibe jetzt ein wenig), aber als alles draußen war, habe ich ihn angeschaut, seine Hand genommen, gelächelt und gesagt, dass er gut mitgemacht hat. Und wisst ihr was? Er hat mich mit seinem Tupfer zwischen den Zähnen angelächelt. Das war kein verkrampftes-ich-will-ja-nicht-unhöflich-sein-also-lächel-ich-zurück Lächeln, sondern ein richtiges Lächeln. So süß, sag ich euch. Ich glaube, er war auch stolz auf sich selber.
Ein anderer Fall endete nicht so fröhlich. Als wir mit allen Patienten fertig waren, stand plötzlich noch jemand mit einer geschwollenen Wange in der Toreinfahrt. Er hat einen Tumor, der rasant wächst. Nach der Untersuchung stellte sich heraus, dass wir ihm nicht helfen können. Klartext: er wird früher oder später daran sterben, mit seinen 25 Jahren. Es hat ein wenig gedauert, bis ich das akzeptieren konnte. Gibt es denn wirklich keine Möglichkeit? usw. Aber er wird jetzt durch unseren ambulanten Pflegedienst weiter betreut.

Wie kriege ich jetzt die Kurve, von meinem supertollen langen Wochenende zu erzählen?
Vielleicht, dass Jesus am Kreuz gestorben ist und noch viel schlimmeres ertragen musste und nach 3 Tagen wieder auferstanden ist. Ja, das ist Ostern. Die 4 freien Tage haben mir total gut getan. Ich habe ausgeschlafen (einmal sogar bis 14.30 Uhr!), bin zum Pool gegangen und habe mein Schrank aufgeräumt. Sonntag Morgen bin ich dafür um 6:00h aufgestanden, um mit den anderen bei Sonnenaufgang Lobpreis zu machen.

1 Kommentar:

Vreni hat gesagt…

ohje, ich glaub ich hätte mit dem Jungen geweint...ich kann das immer gar net sehen, wenns jemandem so schlecht geht. Aber anscheinend hat er ja dann verstanden, dass es nötig war. Schön :)

Freut mich dass du Ostern genießen konntest! Und Lobpreis um 6h aufm Deck klingt auch gut!!! Ich schick dir liebe Grüße!